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Ein verführerischer Schuft

Ein verführerischer Schuft

Titel: Ein verführerischer Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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waren durch die mit grünem Fries bespannte Tür verschwunden. Allein in der Halle blieb Tony stehen, die Hand schon auf dem Türgriff zur Bibliothek, und schaute sich um. Ließ seine Sinne schweifen, weiter, als seine Augen sehen konnten.
    Er war allein, und sein Haus war leer. Wie das Gebäude, so wartete auch er. Wartete auf die nächste Phase seines Lebens, dass sie anbrach, ihn ausfüllte und ihn beschäftigte.
    Ihn wärmte.
    Einen Moment noch verharrte er still, dann schüttelte er die seltsame Stimmung ab und öffnete die Bibliothekstür.
    Dalziel saß in einem Sessel gegenüber der Tür, einen beinahe leeren Brandyschwenker in der Hand. Seine Brauen hoben sich schwach; seine Lippen verzogen sich ironisch belustigt zum Gruß.
    Tony betrachtete das Bild, das sich ihm bot, mit einem Argwohn, den zu verbergen er sich keine Mühe gab; Dalziels Lächeln vertiefte sich.
    »Nun?« Tony ging zum Tantalus, einem kunstvoll geschnitzten Holzgestell mit zwei Karaffen, und schenkte sich einen Schluck Brandy ein, mehr um etwas zu tun zu haben als sonst etwas. Er hob die Karaffe in Dalziels Richtung, der jedoch ablehnend den Kopf schüttelte. Daher stellte er sie zurück, nahm sein Glas und ging zu dem anderen Sessel.
    »Welchem Umstand schulde ich diesen … unerwarteten Besuch?«
    Sie wussten beide, es hatte nichts mit Vergnügen zu tun.
    »Wir haben lange Zeit zusammengearbeitet.«
    Tony setzte sich.
    »Dreizehn Jahre. Aber ich arbeite nicht länger für die Regierung. Was also heißt das?«
    Dalziels dunkle Augen hielten seinem Blick stand.
    »Einfach dass es etwas gibt, für das ich nicht weniger erfahrene Männer nehmen kann. In diesem Fall macht Ihr besonderer Hintergrund Sie zu einem zu idealen Kandidaten, um Sie zu übergehen.«
    »Bonaparte ist auf St. Helena. Die Franzosen sind erledigt.«
    Dalziel lächelte.
    »Nicht diesen besonderen Hintergrund. Ich habe andere halb französische Agenten. Ich meine, dass Sie Erfahrung mit Whitleys Seite haben, und Sie haben zudem ein überdurchschnittliches Verständnis für die sich ergebenden Möglichkeiten.«
    »Sich aus was ergebend?«
    »Ruskins Tod.« Dalziel musterte die bernsteinfarben funkelnde Flüssigkeit in dem Glas, das er zwischen seinen Fingern drehte.
    »Etwas Beunruhigendes ist ans Licht gekommen, als man den Schreibtisch des Mannes ausgeräumt hat. Notizen über Lieferungsinformationen aus den Finanzbehörden und der Admiralität. Sie scheinen von einer offiziellen Kommunikation abgeschrieben zu sein.«
    »Nichts, was in irgendeiner Weise mit seiner Arbeit zu tun hat?«
    »Nein. Er hat Zollabfertigungen für Händler durchgeführt, daher sein Zugang zu den internen Mitteilungen der Finanzbehörden und der Admiralität. Seine Arbeit beinhaltete die erwarteten Ankunftsdaten in unseren Häfen. Die bei ihm aufgetauchten Informationen betreffen aber Schiffsbewegungen im Ärmelkanal, besonders am äußersten Rand. Es gibt keinen vorstellbaren Grund, dass seine Arbeit eine Kenntnis dieser Einzelheiten erforderte.«
    Dalziel machte eine Pause, dann fügte er hinzu:
    »Der verstörendste Aspekt dabei ist, dass diese Aufzeichnungen den Zeitraum von 1812 bis 1815 betreffen.«
    »Ah.« Wie Dalziel vorhergesehen hatte, begriff Tony, was das bedeutete.
    »Exakt. Sie verstehen nun, weswegen ich hier bin. Sowohl ich als auch Whitley sind nun überaus interessiert daran, zu erfahren, wer Ruskin ermordet hat und - noch wichtiger - weshalb.«
    Tony überlegte, dann schaute er Dalziel geradewegs in die Augen.
    »Warum ich?« Er konnte es erraten, aber er wollte es bestätigt wissen.
    »Weil die Möglichkeit nicht auszuschließen ist - wie Sie erkannt haben - dass jemand in der Zoll- oder der Finanzbehörde oder auch dem Innenministerium oder sonst einer ganzen Reihe von Regierungsbehörden darin verwickelt ist, auf die eine oder andere Weise. Es ist unwahrscheinlich, dass Ruskin die Information selbst nutzen konnte, aber jemand wusste, dass er darauf Zugriff hatte. Und derjenige hat sich das entweder selbst zu Nutze gemacht oder einen anderen auf ihn angesetzt. In beiden Fällen wäre dieser Unbekannte vielleicht in der Lage, Whitleys Agenten zu erkennen. Er wird aber keinesfalls Sie kennen.«
    Dalziel machte eine Pause und schaute Tony nachdenklich an.
    »Die einzige Verbindung, die Sie mit Whitleys Männern hatten, war während der Operation, die Sie mit Jonathon Hendon und George Smeaton durchgeführt haben. Beide sind nicht länger aktiv im Dienst, beide sind über jeden

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