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Ein verfuehrerischer Tanz

Ein verfuehrerischer Tanz

Titel: Ein verfuehrerischer Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Dare
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sie die Stufen zum Eingangsportal hoch, das ein Diener öffnete. Seine rosenrote Livree war so grotesk, dass bei Morland jeder Gedanken an Sex schwand. »Ich begleite Sie hinein. Ich muss mit Ihrem Bruder sprechen.«
    »Jack ist nicht hier. Er hat eine eigene Wohnung in Piccadilly.«
    »Ich meine nicht Jack, sondern Lord Beauvale.«
    Sie betraten das Haus. Da der Diener nur einen Türflügel geöffnet hatte, mussten sie sich dicht aneinanderdrängen. Mein Gott, ihr Körper fühlte sich so sündhaft gut an!
    »Ich kann mir nicht vorstellen, weswegen Sie Laurent sprechen möchten.«
    »Nein?«
    »Er zahlt Jacks Schulden bestimmt nicht, wenn Sie das meinen.«
    Die Frau war offenbar schwer von Begriff, aber das musste man ihr nach einer solchen Nacht nachsehen.
    »Für die Öffentlichkeit sieht es so aus, als hätte ich Sie von einem Ball entführt und die ganze Nacht mit Ihnen verbracht. Ihr Bruder wird zweifellos erwarten, dass ich ihm das hinlänglich erkläre.«
    Er zog eine Visitenkarte aus seiner Brusttasche und warf sie auf das Silbertablett, das der Diener ihm hinhielt. »Wir erwarten den Grafen in seinem Arbeitszimmer.« Skeptisch ließ Spencer den Blick über das kitschig vergoldete Deckenfresko gleiten. Hoffentlich war das Arbeitszimmer ein bisschen dezenter gestaltet als die protzige Eingangshalle.
    Die Wände von Beauvales Arbeitszimmer waren mit dunklen Holzpaneelen verkleidet und gottlob nicht vergoldet, stellte Morland fest. Er und Amelia blieben unschlüssig mitten im Zimmer stehen. Als höflicher Gentleman durfte er sich erst nach ihr setzen – und sie schien nicht auf die Idee zu kommen, sich einen Stuhl zu nehmen. Die eine Hälfte ihrer Hochsteckfrisur hatte sich gelöst, das gab ihrem Aussehen etwas Frivoles. Die blaue Seide, die sich am Abend eng um ihre Kurven geschmiegt hatte, hatte etwas von ihrem Glanz verloren.
    Ihre Augen weiteten sich, als sie mitbekam, dass er sie anstarrte.
    Spencer zuckte mit den Achseln.
    »Ihr Kleid ist auch nicht mehr das neuste. Es hat ausgedient, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    Eine ärgerliche Röte breitete sich von ihrem Dekolleté bis zum Haaransatz aus, und sie presste die Zähne zusammen. »Sind Sie jetzt fertig mit Ihren Beleidigungen?«
    »Ich hab Sie nicht beleidigt. Dieses Kleid ist eine Beleidigung für eine Frau wie Sie.«
    »Sie … Sie …« Sie machte eine ärgerliche Handbewegung. »Sie, Sir, verstehen nichts von Frauen. Sie haben überhaupt keine Ahnung!«
    »Ach, und andere Männer sind einfühlsamer?«
    »Ja!«
    Spencer neigte den Kopf zur Seite.
    »Nennen Sie mir einen.«
    In diesem Moment kam der Earl of Beauvale ins Zimmer. Seine feuchten Haare hatte er sich frisch gescheitelt, und seine Manschetten waren nicht zugeknöpft. Offenbar hatte er sich hastig angezogen.
    Er deutete eine Verbeugung in Spencers Richtung an. Lady Amelia stürzte sich in die Arme ihres Bruders.
    »Amelia. Um Gottes willen, wo hast du die ganze Zeit gesteckt?« Beauvale hielt seine Schwester auf Armeslänge von sich und musterte sie von oben bis unten. »Was ist passiert?«
    »Leo ist tot.« Sie vergrub ihr Gesicht an Laurents Schulter.
    »Harcliffe?« Die Frage war an Spencer gerichtet.
    Morland nickte.
    »Er wurde gestern Abend überfallen. Wir waren die ganze Nacht bei seiner Schwester, um ihr beizustehen. Sie steht unter Schock.«
    »Ach Lily, die Ärmste«, murmelte der Earl, während er sanft über Amelias Arme strich. »Der arme Leo. Ich kann es nicht fassen.«
    »Ich auch nicht«, sagte Amelia. »Er war so jung, so lebensfroh und beliebt. Er war …« Ihr und Spencers Blick kreuzten sich. »Er war die Antwort auf Ihre Frage von vorhin, Hoheit. Er war ein einfühlsamer Mann. In all den Jahren hat Leo mir gegenüber kein einziges unhöfliches Wort verloren.«
    »Mmh, das mag ja stimmen. Wir können aber nicht alle wie Leo sein, oder?«
    Seine spitze Bemerkung wurde mit eisigem Schweigen quittiert. Spencer begriff, dass er etwas Unpassendes gesagt hatte, weil er neidisch war.
    Neidisch auf einen Toten, wie unsinnig!
    Er verstand nicht, was seit letzter Nacht passiert war. Warum war sie im Ballsaal auf ihn zugestürzt und hatte seine Hand ergriffen? Und er hatte mit ihr getanzt, mit ihr gestritten und sie von der Tanzfläche gezerrt, als wäre er ein primitiver Höhlenmensch. Danach hatten sie die ganze Nacht Totenwache gehalten. Am frühen Morgen, wo er gern friedlich geschlafen hätte, bezichtigte sie ihn der Redseligkeit. Und jetzt ertappte er sich dabei, dass

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