Ein verfuehrerischer Tanz
Verständigung. Wieder und wieder presste er seine Lippen auf ihre, um sich abermals von ihrem Mund zu lösen und sie zum Mitmachen zu animieren. Und sie machte mit, mit dem größten Vergnügen!
»Ja«, murmelte er, als sie freimütig ihre Hände auf seine Schultern legte. »Ja, so ist es richtig.«
Ermutigt schlang sie ihre Arme um seinen Hals. Mit seinen schönen Händen fasste er in ihre Haare, und sie folgte seinem Beispiel und fuhr ihm durch seine seidigen dunklen Locken. Oh, warum hatte sie bloß ihre Handschuhe nicht ausgezogen? Sie hätte viel darum gegeben, seine Strähnen zu fühlen, die weich durch ihre gespreizten Finger glitten. Ihr Herzschlag beschleunigte, denn er stöhnte leise, als sie mit ihren behandschuhten Fingerspitzen seinen Nacken streichelte. Demnach hatte Seide ihre Vorteile.
Er hielt inne, um Atem zu holen.
Oh nein, nicht aufhören. Bloß nicht aufhören.
Sie streichelte abermals seinen Nacken, und er eroberte ihre Lippen mit einem weiteren, glutvolleren Kuss. Sie schmolz dahin. Seine Lippen waren unnachgiebig, fordernd. Was er forderte, war jedoch nicht bedingungslose Hingabe, sondern stürmische Leidenschaft.
Sie hatte nicht gewusst, dass Küssen so schön sein konnte. Ein bestrickender Austausch von Kosen und Lecken, zärtlichem Zungenspiel. Sie hätte nie gedacht, dass ihr Mundwinkel so ungemein sensibel war, bis er diese Stelle mit seiner Zunge berührte.
Oh, es war gefährlich. Himmlisch und trotzdem gefährlich.
Er befeuerte ihre Sinne. Und nötigte sie, mehr von sich preiszugeben, als ihr lieb war. Er merkte bestimmt, dass sie sich nach seiner Zärtlichkeit sehnte, oder? Zumal sie wie ein Kätzchen schnurrte. Und seine Unterlippe in ihren Mund zog, während er zart an ihrer Oberlippe saugte. Und oh – oh, Gott – als sich ihre Zungen fanden, wie sollte sie ihm da noch irgendetwas abschlagen?
Ihr Verstand setzte aus, und sie gab sich ganz dem überwältigenden Gefühl hin. Ihr Körper erbebte, erschauerte, zuckte. Sie wollte mehr. Sie wollte seine Hände auf ihrer Haut fühlen, überall auf ihrem Körper.
Sie verschränkte ihre Finger an seinem Hals und drängte sich an ihn. Ihre Brüste schmiegten sich an seine harte Brust. Seine Hände glitten von ihren Schultern über ihren Rücken, ihre üppigen Hüften und zu ihrem Po, den er fest mit beiden Händen umfasste. Sie fühlte, wie er ihr Becken ungestüm an sich presste. Und wie sich heiße, intensive Lust in ihrem Körper ausbreitete.
»Amelia«, stöhnte er.
Oh, in dieser Hinsicht war sie mit ihrem Latein am Ende. Sie kannte seinen Vornamen nicht, und ihn »Morland« zu nennen, hörte sich unpassend an. Sie konnte auch schlecht »Hoheit« zu ihm sagen – jedenfalls nicht solange seine Hände ihren Allerwertesten umklammerten.
Wieder tauchte seine Zunge in ihren Mund, und sie konnte überhaupt nichts mehr sagen.
Nach einer Weile – es hätten Minuten, Stunden oder Tage sein können, denn bei seinen Küssen verlor Amelia jedes Zeitgefühl – löste er sich sanft von ihren Lippen und wollte den Kopf wegziehen. Sie legte jedoch voller Begehren ihre Hände an sein Gesicht, zog es zu sich hinunter und hauchte ihm einen letzten Kuss auf den Mundwinkel.
Er lachte – ein atemloses, raues, erregtes Lachen.
»So«, sagte er, »ich denke, das war für den Anfang nicht übel.«
»Nein.«
Er schaute sie durchdringend an. Seine Brauen zuckten amüsiert.
»Das ist aber nicht Ihre definitive Antwort, oder?«
»Nein«, sagte sie hastig. »Oder … keine Ahnung. Meine Antwort worauf?«
»Ich bin ein bisschen verwirrt.«
»Ich auch.«
Sie ließ ihre Hände sinken und knetete sie nervös. Herrje, was für ein Schlamassel! Sie hatte ihn zu diesem Kuss genötigt. Weil sie auch einmal Spaß haben wollte. Sie hatte aber nicht damit gerechnet, dass dieser Kuss ihr Weltbild von Grund auf veränderte. Was sollte sie ihm jetzt sagen: Nein, nein, tausend Mal nein? Stecken Sie sich Ihren unverschämten Antrag an den Hut und verschwinden Sie? Wo doch jede Pore ihres Körpers flehte: Ja, ja! Bitte, Hoheit, können wir weitermachen?
»Vielleicht sollten wir noch einmal von vorn anfangen.« Er legte seine Hände auf ihre verschränkten Finger. »Also, Lady Amelia, es wäre mir eine große Ehre … und so weiter.«
»Haben Sie gerade ›und so weiter‹ gesagt? Und das bei einem Heiratsantrag?«
»Entschuldigung, aber muss ich wirklich alles wiederholen? Mein Angebot ist Ihnen bereits bekannt. Ich warte bloß noch auf Ihre Antwort.
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