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Ein verfuehrerischer Tanz

Ein verfuehrerischer Tanz

Titel: Ein verfuehrerischer Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Dare
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geben.
    Sie machte eine abwehrende Handbewegung.
    »Ich meinte einen Kuss auf die Lippen! Und machen Sie es richtig.«
    »Richtig«, wiederholte er erstaunt.
    Er musterte ihr Gesicht. Amelia, die sich im Geiste mit seinen Augen sah, wand sich innerlich: dicke Wangen, knallrot vor Verlegenheit. Hervorstehende Augen, unter denen heute Morgen bestimmt unschöne dunkle Ringe zu sehen waren. Wirre blonde Haarsträhnen, die an einer Seite herunterhingen. Was hatte sie sich dabei gedacht, ihn so zu provozieren? Warum hatte sie seinen Antrag nicht rundweg abgelehnt?
    Weil sie es so wollte, gestand sie sich im Stillen ein. Sie wollte diesen Kuss, wollte sich begehrt fühlen. Sie hätte es zwar nie zugegeben, aber ein verruchter kleiner Teil von ihr hätte sich am liebsten wieder in die Kutsche gesetzt und dieses Mal alles anders gemacht. Was wäre passiert, wenn sie nicht empört weggerückt wäre, sondern stillgehalten hätte, als er ihren Schenkel streichelte und massierte? Vielleicht wären seine Finger unter ihren Rock geglitten, höher und höher, um das warme feuchte Verlies zwischen ihren Beinen …
    Bei dem Gedanken bekam sie weiche Knie.
    Sein Blick verweilte auf ihren Lippen.
    Sie hielt den Atem an. Wartete. Hob gespannt den Kopf.
    Und dann machte er zwei Schritte zurück.
    Oh nein! Er ließ sie eiskalt abblitzen. In einer dunklen Kutsche war sie ihm gut genug für seine Kneifattacken, aber wenn er ihr bei Tageslicht einen Kuss geben sollte, machte er einen Rückzieher.
    Er räusperte sich.
    »Wenn ich es richtig machen soll …«
    Seelenruhig fing er an, seinen rechten Handschuh abzustreifen. Zuerst öffnete er den Knopf am Handgelenk. Er begann mit dem kleinen Finger und arbeitete sich zu den anderen vor, indem er entschlossen an dem passgenauen schwarzen Wildleder zupfte. Kaum hatte er den Daumen befreit, brachte er die Hand an seine Lippen. Sie erschauerte, als er mit den Zähnen in das Leder biss … und daran zog.
    Oh, er hatte schöne Hände. Amelia konnte den Blick nicht von seinen langen, starken Fingern losreißen. Kurz darauf widmete er sich dem linken Handschuh. Während er die dunkle Lederspitze zwischen seine Zähne nahm und lasziv daran zog, blickte er sie unverwandt an … und Amelia konnte nicht mehr an sich halten.
    Sie seufzte hörbar.
    Unversehens begriff sie, weshalb Männer massenhaft Geld für Schönheitstänzerinnen zum Fenster hinauswarfen. Wieso gab es für Damen eigentlich keine vergleichbaren Etablissements? Vielleicht gab es ja welche, und sie wusste es bloß nicht. Es war jedenfalls ungemein erregend, einem Mann dabei zuzusehen, wie er sich auszog – selbst wenn es bloß harmlose Handschuhe waren.
    Der Herzog warf die Handschuhe auf Laurents Schreibtisch und kam abermals zu ihr. Mit seinen langen, starken Fingern löste er die Haarnadeln aus ihrer derangierten Frisur, während er sich eng an sie schmiegte. Folglich hatte Amelia einen guten Blick auf seine kantige Kinnpartie und seinen kräftigen Hals, wo ein leichter dunkler Bartansatz zu sehen war. Er roch nach Brandy und Leder und himmlisch maskulin. Sie atmete tief ein.
    Als er die letzte Haarnadel aus ihrer Frisur herauszog, ringelten sich Amelias Haare wild um ihre Schultern. Sanft strich er über ihre Locken, drehte die Strähnen fasziniert um seine Finger.
    »So«, sagte er. Starke Hände umschlossen warm ihr Gesicht und hoben es an seins. »Jetzt machen wir es richtig.«
    Unbeschreibliche Erregung durchströmte sie. Das hatte nichts mit seinem heißen Atem zu tun, der verheißungsvoll ihre Lippen streifte, oder mit dem Druck seiner Hände, die er unnachgiebig um ihr Gesicht legte. Nein, es lag an dem kleinen Wörtchen: »wir«.
    Denn, nicht er würde sie gleich küssen, sondern sie würden sich küssen.
    Seine Lippen berührten ihre, behutsam, sinnlich. Und für Amelia d’Orsay eröffnete sich schlagartig eine neue Welt.
    Sie hatte die Küsse von Mr. Poste über sich ergehen lassen, als er ihr seinerzeit den Hof gemacht hatte. Lag das wirklich schon zehn Jahre zurück? Seine widerwärtigen Küsse hatten sich in ihr Gedächtnis eingebrannt: nasse, linkische Schmatzer, die sie hilflos und peinlich berührt ertrug.
    Doch jetzt war es anders. Ganz anders. Der Duke of Morland hatte mit seinen rüden, arroganten Bemerkungen in den vergangenen Stunden gehörig auf ihren Gefühlen herumgetrampelt. Offenbar hatte der Mann keine Ahnung von höflicher Konversation.
    Aber dieser Kuss … also dieser Kuss war eine andere Art der

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