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Ein verfuehrerischer Tanz

Ein verfuehrerischer Tanz

Titel: Ein verfuehrerischer Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Dare
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spät dran.«
    »Spät?«, wiederholte sie fassungslos.
    »Acht Minuten zu spät.« Er klappte seine Taschenuhr auf. »Die Zeremonie sollte um halb elf anfangen. Jetzt ist es zehn Uhr« – er zog die Augenbrauen hoch und machte eine dramatische Pause – »neununddreißig. Neun Minuten über der Zeit.«
    Erkennbar um Fassung bemüht, blickte Amelia ihn scharf an. »Hoheit«, entgegnete sie, »ich hatte gerade mal siebenundzwanzig Stunden Zeit bis zur Hochzeit. Siebenundzwanzig Stunden, in denen ich mich mit dem Gedanken anfreunden musste, Herzogin zu werden. Und da kommst du mir mit läppischen neun Minuten?«
    Er funkelte sie an.
    »Ja.«
    Laurent trat zu ihr, legte ihr fürsorglich einen Arm um die Schultern und zog sie beiseite.
    »Amelia«, raunte er, »noch ist es nicht zu spät. Du musst das nicht machen, hörst du?«
    Angesichts seiner eindringlichen Worte geriet ihr Entschluss kurzzeitig ins Wanken. Seit über sechsundzwanzig Stunden drängte Laurent sie dazu, sich das mit der Hochzeit noch einmal reiflich zu überlegen. Selbst wenn sie im letzten Augenblick Nein sagte, würde ihr Bruder ihre Entscheidung unterstützen. Genau wie zehn Jahre zuvor, als sie es nicht über sich gebracht hatte, den grässlichen Mr. Poste zu erhören. »Denk nicht an das Geld«, hatte er ihr zugeredet, »dein Lebensglück wiegt schwerer als alles Geld der Welt.«
    Als sie Poste abgewiesen hatte, war ihr ein zentnerschwerer Stein vom Herzen gefallen. Damals, mit sechzehn, konnte sie sich nicht vorstellen, dass ihr Papa in tiefen Schulden steckte und dass nach diesem kleinkarierten Witwer keiner mehr um ihre Hand anhielt.
    Amelia senkte die Stimme zu einem Flüstern.
    »Es ist die Gelegenheit, Laurent. Diese Chance dürfen wir uns nicht entgehen lassen. Als Herzogin kann ich unsere Brüder nämlich weitaus besser unterstützen als du. Die Verbindung wird Michaels Chancen auf eine lukrative Heirat ungeheuer erhöhen. Vielleicht finde ich auch ein Auskommen für Jack, damit er London und seine nichtsnutzigen Freunde verlässt.«
    Ihr Bruder schüttelte den Kopf.
    »Ich fürchte, Jack ist ein hoffnungsloser Fall.«
    »Sag so was nicht. Wäre Mama hier, würdest du bestimmt anders reden.«
    »Und du würdest diesen Mann nicht heiraten. Mama hätte das nicht gewollt. Sie wollte, dass ihre Kinder aus Liebe heiraten.«
    »Du hast dich auch nicht daran gehalten«, erinnerte sie ihn sanft.
    Nach Papas Tod waren die Schulden weiter angewachsen. Schließlich hatte Laurent das Opfer gebracht, zu dem Amelia nicht fähig gewesen war: Er hatte aus Pflichtgefühl geheiratet, um die Familie d’Orsay vor dem finanziellen Ruin zu bewahren. Dafür war Amelia ihm ewig dankbar. »Dieses Mal werde ich Nägel mit Köpfen machen, Laurent. Es geht mir nicht bloß um die Familie. Ich möchte meinen eigenen Haushalt und eigene Kinder haben. Womöglich ist es meine letzte Chance. Ich bin keine sechzehn mehr.«
    Nein, sie war inzwischen älter und reifer – und oft einsam. Auch wenn Morlands Verhalten zuweilen zu wünschen übrig ließ, schnitt er in ihren Augen erheblich besser ab als Mr. Poste, der dreißig Jahre älter als sie gewesen war. Morland hatte schöne Zähne. Er stank nicht nach Kerzentalg und Schweiß. Und er konnte küssen. Atemberaubend gut sogar.
    Und er war ein Herzog und besaß sechs Anwesen. Er war überaus spendabel, denn er wollte ihr zwanzigtausend Pfund und Grundbesitz überschreiben. Mit sechzehn war sie egoistisch und gedankenlos gewesen und hatte die Chance ausgeschlagen, ihrer Familie zu helfen. Morland bot ihr Sicherheit, und sie würde Kinder bekommen. Amelia war fest entschlossen, sich auf die Heirat einzulassen.
    »Bist du dir absolut sicher?«, fragte Laurent nach einem skeptischen Blick auf den Herzog. »Wenn nicht, habe ich nämlich keine Hemmungen, ihn hochkant hinauszuwerfen.«
    »Nein, nein. Nett von dir, aber ich habe mich entschieden, und ich werde bestimmt glücklich werden.«
    Spencer war mächtig verärgert. Inzwischen waren es zwölf Minuten. Zwölf Minuten Verspätung! Er hätte längst mit ihr verheiratet sein und die Kutsche für ihre Abreise bestellen können. Stattdessen stand er hier nutzlos herum und beobachtete, wie seine zukünftige Frau flüsternd und hitzig erregt mit ihrem Bruder diskutierte.
    Verdammt, er hasste Hochzeiten wie der Teufel das Weihwasser. Hoffentlich war dieser Spuk bald vorbei.
    Noch vor einer Stunde hatte er sich für seinen brillanten Geistesblitz beglückwünscht. Er brauchte eine

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