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Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I

Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I

Titel: Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y.S. Lee
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begannen.
    »Sie haben meine Frage nicht beantwortet: Wo sind Mrs Thorold und Miss Quinn?«
    »Warum ist das wichtig?«
    »Ich muss mit Ihnen reden. Vertraulich.«
    Wieder eine längere Pause. Dann fing Angelica mit unsicherer Stimme an: »Mama ist in ihrem Zimmer. Miss Quinn ist   … weiß der Himmel, wo. Sie geht nach dem Essen oft spazieren.«
    »Ich hoffe, ›weiß der Himmel, wo‹ ist weit weg.«
    »Sie tun aber sehr geheimnisvoll, Michael.«
    Er seufzte. »Ihr Vater ist dabei, etwas auszuhecken.«
    Angelica versuchte ein sorgloses Lachen. »Der ist doch immer dabei, etwas auszuhecken! Ehrlich, wenn ich einen Penny für jedes Mal bekäme, wenn er was ausheckt   …«
    »Dann wären Sie eine reiche Erbin. Das sind Sie auch so.« Seine Stimme war ganz ohne Humor. »Hören Sie zu: Ihr Vater hat vor, Sie den Sommer über nach Brighton zu schicken.«
    »Was?«, stieß sie atemlos hervor.
    »Er selbst will natürlich nicht mit. Er spricht davon, für Sie, Ihre Mutter und Miss Quinn ein Haus zu mieten.«
    »Was? Er   – warum sollte er?«
    Wieder so eine bedeutungsschwangere Pause.
    Als Michael fortfuhr, klang er düster und müde. »Er
behauptet
, wegen der ungewöhnlichen Hitze   – er macht sich Sorgen um Ihre Gesundheit und um die Ihrer Mutter.«
    »So ein Unsinn. Mama kränkelt doch schon seit Jahren; warum sollte er sich dies Jahr mehr Sorgen machen als sonst?«
    »In der Hinsicht hat er nicht ganz unrecht. Das Wetter ist viel zu heiß für die Jahreszeit und es soll weiterhin so bleiben. Jeder weiß, dass der entsetzliche Gestank aus dem Fluss Infektionen und Krankheiten fördert. Alle guten Ärzte warnen vor den Gefahren dieses Pesthauches.«
    Sie seufzte. »Aber trotzdem   … der Zeitpunkt ist   …«
    »Ich weiß.«
    »Hat er mit Ihnen darüber gesprochen?«
    »Er hat mich beauftragt, das Haus in Brighton zu mieten. Ich sollte eben jetzt bei dem Makler sein.«
    Wieder so eine verdammte Stille. Mary hätte nur zu gerne ihre Gesichter gesehen.
    »Glauben Sie, dass es etwas zu tun hat mit   –«
    »Lassen Sie uns nicht hier darüber reden. Können wir uns heimlich treffen?«
    »Morgen. Am üblichen   –« Die Bodendielen knarrten. Ihre Stimmen wurden schwächer, bis sie kaum noch zu hören waren; sie mussten sich ganz ans Ende des Salons zurückgezogen haben. Doch auf einmal vernahm Mary wieder etwas   – hektische Bewegung.
    Kurz darauf ging die Salontür mit einem Klicken auf und Mary hörte Mrs Thorolds klagende Stimme. »Wer war denn das, Liebling?«
    »Wer war was?«
    »Ich dachte, ich hätte Stimmen gehört.«
    »Äh   … meine vielleicht? Ich hab vor mich hingesummt.«
    »Nein, kein Summen. Ich dachte, ich hätte einen Mann gehört.«
    Angelicas Lachen klang gezwungen. »Wie du sehen kannst, Mama, bin ich ganz allein.«
    Mrs Thorold murrte leise. Mary stellte sich vor, wie sich die beiden in dem dämmrigen Raum anstarrten. Schließlich schien Mrs Thorold aufzugeben. »Da habe ich mich wohl getäuscht, Liebes.«
    »Vielleicht fühlst du dich nicht gut!«
    Mrs Thorold seufzte. »Wo ist Miss Quinn?«
    »Sie ist wahrscheinlich spazieren gegangen.« Angelica schwieg. »Fühlst du dich vielleicht wirklich unwohl, Mama? Du siehst ein bisschen   … verändert aus. Um genau zu sein, ziemlich erhitzt!«
    »Tatsächlich?«
    »Mama, hast du dich überanstrengt? Du solltest dich wirklich nicht so viel bewegen. Das sagen doch auch deine Ärzte.«
    »Ja, Liebling.«
    »Und warum bist du zum Ausgehen angezogen?«
    »Es geht mir gut, Liebling.« Es klang nicht überzeugend. »Ich bin nur ein bisschen zu schnell die Treppe heruntergekommen. Wegen der Stimmen.«
    »Ach, arme Mama. Soll ich dich wieder nach oben bringen? Du solltest dich wirklich noch ein bisschen ausruhen.«
    »Nein, nein. Ich muss los.«
    »So schnell nach dem Essen?«
    »Mein Termin liegt heute früher. Läute doch nach der Kutsche, Liebling; ich bin sowieso schon zu spät dran. Und mein Hut   … ich brauche meinen Hut.«
    Selbst Mary wusste, dass Mrs Thorold sich wegen niemandem hetzen ließ.
    Mutter und Tochter verließen den Salon. Angelica klang heute liebevoller, als Mary sie je erlebt hatte. Und als sie eine Minute später zum zweiten Mal hörte, wie das Schloss der Salontür klickte, konnte sie sich denken, wieso.

Zehn
    Donnerstag, 13.   Mai
    E s war kurz nach Mitternacht, als James’ Kutsche in einer engen Gasse nicht weit von Thorolds Lagerhaus vorfuhr. Er schob ein Fenster auf und lauschte angestrengt. London war auch

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