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Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I

Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I

Titel: Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y.S. Lee
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nachts niemals still. Einige Gegenden, wie Haymarket zum Beispiel, wachten natürlich erst jetzt zu Trinkgelagen und buntem Treiben auf. Dort würden die Straßen vor Menschen wimmeln. Aber selbst Gewerbegebiete wie dieses hatten einen konstanten Geräuschpegel: das Klappern von Hufen auf dem Kopfsteinpflaster, vereinzelte Stimmen von Schiffen auf dem Fluss, das Schwappen der Wellen. Irgendwo am Themseufer brannte ein Feuer, dessen fauchendes Knistern gedämpft herüberklang.
    James stieg aus, um sich die Beine zu vertreten. Barker, sein Kutscher, warf ihm einen Blick zu und zog seinen Hut noch tiefer über die Augen. Er hielt diese Art von nächtlichem Schnüffeln für unter seiner Würde, hatte James jedoch beide Nächte mit leidgeprüfter Miene begleitet.
    James überging seinen Missmut. Seine Aufmerksamkeit richtete sich vielmehr auf das wilde Bellen eines Hundes. Eines ziemlich großen Hundes, wie es klang. Es kam   … aus dem Innenhof des Lagerhauses? Er ging einige Schritte darauf zu. Sein Körper spannte sich in der Bereitschaft, eventuell eingreifen zu müssen. Zwei männliche Stimmen begleiteten das Bellen, aber ihre Rufe wurden von dem Stampfen ihrer Stiefel auf dem Kopfsteinpflaster übertönt.
    Er hörte ihre leichten und zielgerichteten Schritte, dann sah er sie. Sie hatte dieselben dunklen Jungensachen an wie gestern. Die schäbige Mütze hatte sie tief über die Ohren gezogen und sie lief mit bewundernswerter Schnelligkeit. Einen Augenblick leuchtete ihr Gesicht im Dunkel auf. Es sah ziemlich verängstigt aus.
    »Hierher.« Er trat aus der Gasse und sie stolperte, konnte sich gerade noch fangen und blieb abrupt stehen. Ihr Gesicht war schreckverzerrt, doch dann erkannte sie ihn und kam auf ihn zugerannt.
    Sie ignorierte seine ausgestreckte Hand und sprang ohne Hilfe in die Kutsche. James kletterte hinter ihr hinein. Diesmal musste er nicht erst an die Decke klopfen; er war noch dabei, die Tür zu schließen, als die Kutsche anfuhr. Mit einem belustigten Grunzen fiel er in den Sitz. Das Mädchen war zumindest nicht dumm.
    Ohne sich um ihn zu kümmern, löschte Mary beide Kerzen im Innenraum und drückte das Gesicht an eines der Fenster. Die Nacht war dunkel und die Straßeneng und ausgefahren, doch Barker fuhr so rasch wie möglich. Die Kutsche war leicht und gut gefedert, die Pferde ausgeruht.
    James warf einen Blick aus seinem Seitenfenster. Die beiden Männer waren ihnen immer noch auf den Fersen, der Hund hatte fast die Räder der Kutsche erreicht. Doch da Barker immer schneller wurde, hängte er die Gestalten allmählich ab. Ein schrilles Pfeifen rief den Hund kurz darauf zurück. Mary blieb noch einen Augenblick angespannt am Fenster, dann drehte sie sich um und warf sich in den Sitz. Ihr Atem ging schnell und flach, und ihr Gesicht war gerötet.
    James grinste. Ihre Haltung entsprach mehr der eines Matrosen als einer Dame.
    Desgleichen ihre Wortwahl. Ihr erster verständlicher Satz war: »Zum Teufel mit dem Hund.«
    »Sie mögen wahrscheinlich lieber Schoßhunde.«
    »Wohl kaum«, zischte sie. »Der Hund und ich haben uns gestern Abend angefreundet. Deshalb ist er mir nach. Er wollte spielen!«
    Starrte sie ihn an? Er beschloss, die Kerzen wieder anzuzünden.
    Das warme gelbe Licht war wie ein Stichwort für sie. Mit leichtem Erröten richtete sie sich zu einer damenhafteren Haltung auf: Knie zusammen, Hände im Schoß gefaltet. »Äh   … danke«, murmelte sie leise. »Für   … hmm.«
    James ging nicht darauf ein. »Waren Sie dabei, hineinzugehen, oder sind Sie gerade rausgekommen, als man Sie entdeckt hat?«
    »Rein«, murmelte sie. »Ich war gerade durch den Zaun.«
    »Sie haben verdammtes Glück gehabt, dass ich zufällig in der Gasse war.«
    Sie reckte das Kinn. »Mir wär schon was eingefallen.«
    »Blödsinn«, sagte er brüsk. »Noch eine Minute, und die hätten Sie gehabt.« Er sah sie unwillig an. »Diebe werden gehängt, müssen Sie wissen!«
    Erschrocken zog sie die Luft ein. Sie wurde dunkelrot bis zu den Haarwurzeln. »Sie waren doch nur in der Gasse«, entgegnete sie knapp, »weil Sie Informationen von mir wollen.«
    »Stattdessen musste ich mich damit zufriedengeben, Ihr Leben zu retten.«
    »Na, da sind Sie wohl mächtig zufrieden, dass ich in Ihrer Schuld stehe.« Jetzt starrte sie ihn wirklich böse an. »Wohin fahren wir denn?«
    Er sah sie eine Weile an und überlegte. »Kommt drauf an.«
    Sie riss die Augen auf. »Worauf?«
    »Arbeiten wir zusammen?«
    Sie rückte

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