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Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I

Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I

Titel: Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y.S. Lee
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davon, Thorold misstrauisch werden zu lassen.«
    »Wir untersuchen doch total verschiedene Ereignisse und Zeiten.«
    »Aber wir suchen nach ähnlichen Beweismitteln   …angenommen, dass es welche gibt. Hören Sie: Sie können doch nicht eine Nacht nach der anderen in Thorolds Lagerhaus einbrechen. Ein- oder zweimal könnten Sie noch Glück haben, aber irgendwann werden Sie geschnappt. Und wenn Sie vorher noch nichts Handfestes gefunden haben, was machen Sie dann?«
    »Improvisieren, nehme ich an.«
    »Genau. Und dafür wäre ein Verbündeter doch nützlich.«
    Sie sah ihn skeptisch an. »Und natürlich wären Sie der ideale Verbündete.«
    »Ich habe Sie heute Nacht schließlich entdeckt, oder nicht?«
    Die Kutsche blieb stehen. James warf einen Blick hinaus. »Wir sind direkt um die Ecke. Lawrence Street«, sagte er. »Gut so?«
    »Perfekt.« Sie wollte aussteigen, aber seine langen Finger legten sich auf dem Türgriff über ihre.
    »Denken Sie wenigstens darüber nach.«
    Sie erstarrte, weil ihr sein Gesicht so nahe kam. »Warum sind Sie so sicher, dass Sie mir trauen können?«, fragte sie leise und sah ihn direkt an.
    Er erwiderte ihren Blick. »Bin ich nicht. Aber ich bin bereit, das Risiko einzugehen.«

Neun
    Mittwoch, 12.   Mai
    M ary betrat das Haus auf demselben Weg, auf dem sie es verlassen hatte   – durch ein Fenster im hinteren Teil. Es war halb sechs am Morgen und die Dienerschaft hatte gerade mit ihrem Tagewerk begonnen. Marys Abwesenheit war anscheinend keinem aufgefallen. Sie hätte eigentlich noch zwei Stunden schlafen können, aber sie war zu aufgewühlt. So lag sie im Bett und machte sich Sorgen, während ihr die Bilder der vergangenen Nacht durch den Kopf gingen. Der unheimliche Nebel. Das höhlenartige Lagerhaus mit seinen seltsamen, wankenden Schatten. Der freundliche Hund. Und vor allem der düstere Blick von James Easton.
    Es war beunruhigend, wie er sie immer ansah: aufmerksam, beobachtend, als sei sie ein Rätsel, das er lösen müsse. Und sie fühlte sich in seiner Gegenwart nicht unwohl. Das war seltsam. Wenn sie jemand   – vor allem ein Mann   – länger als ein paar Sekunden anstarrte, hatte sie normalerweise immer das Verlangen zu flüchten. Doch bei James wollte sie zurückstarren;wollte ihn ebenso genau betrachten wie er sie. Es war ein Impuls, der sie gleichzeitig erregte und misstrauisch werden ließ. Sie konnte es sich doch nicht erlauben, ihn faszinierend zu finden   … oder?
    Dann war da ihre neue vorgetäuschte Geschichte mit Gladys. Mary hatte schon eine Weile daran herumgefeilt und sie glaubwürdig und realistisch gemacht. Das war jetzt die perfekte Gelegenheit gewesen, sie auszuprobieren. Warum also war sie ein bisschen enttäuscht, dass er sie so ohne Weiteres geschluckt hatte?
    Als sie schließlich in einen unruhigen leichten Schlaf fiel, wurde sie alsbald wieder von einem Hausmädchen geweckt, das eine Tasse Tee brachte und etwas von Badewasser murmelte. Die Laken hatten sich um Marys Beine gewickelt, als ob sie Stunden in den Klauen eines Albtraums zugebracht hätte. Selbst nach dem Baden und Anziehen fühlten sich ihre Gliedmaßen noch wie Gummi an. Ihre Augen brannten vor Erschöpfung, als sei Sand darin. Ab und zu wurde ihr regelrecht schwindelig vor Schlafmangel.
    Die Vormittage mit den Damen liefen gemächlich ab, um nicht zu sagen langweilig. Mrs Thorold und Angelica frühstückten in ihren Schlafzimmern und tauchten erst auf, wenn die Männer das Haus verlassen hatten. In den darauffolgenden Stunden war Angelica wortkarg und lustlos und gähnte ständig. Abwechselnd ließen sie und ihre Mutter Mary kleine Botschaften zukommen und dösten in ihren Sesseln. Mit dem Mittagsmahl änderte sich die Stimmung.Mit der Zielstrebigkeit der Gebrechlichen fuhr Mrs Thorold fast täglich aus, um einen ihrer diversen Ärzte zu konsultieren. Sie war beinahe süchtig nach diesen Unternehmungen: Obwohl es sich die Familie ohne Weiteres hätte leisten können, Hausbesuche zu bezahlen, hatten diese Ausflüge etwas an sich, das Mrs Thorold verlockend zu finden schien. Und wenn man es recht betrachtete, wie sehr unterschied sich dieses Programm denn schon von den aufwändigen gesellschaftlichen Besuchsrunden, die andere Damen machten? Da die Kutsche auf diese Weise von ihrer Mutter belegt war, übte Angelica entweder Klavier oder nahm eine ihrer Musikstunden. Das Mädchen war musikalisch sehr talentiert und man geriet in Versuchung, zu bleiben und zuzuhören. Aber in dieser

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