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Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I

Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I

Titel: Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y.S. Lee
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erreicht hatte. Mary seufzte.
    »Hoffentlich keine schlechten Nachrichten.«
    Sie sah auf und starrte in Michaels fragende Augen. »Nein   … aber ganz im Einklang mit unserem Tischgespräch gestern Abend. Meine frühere Arbeitgeberin, Miss Treleaven, lässt mich wissen, dass sie vorhat, ihre Schülerinnen den Sommer über aus London zu bringen. Sie macht sich große Sorgen, wie sich die Hitze auf die Gesundheit der Mädchen auswirken könnte.«
    Er runzelte die Stirn. »Wirklich? Ist die Schule nicht ganz im Norden?«
    »Ja, in St. John’s Wood. Aber Miss Treleaven sorgt immer sehr gut für ihre Schülerinnen und behandelt sie sehr zuvorkommend.« Zu spät bemerkte Mary die unschmeichelhafte Implikation ihres Satzes. »Äh   … so wie Mr Thorold sich um die Seinen kümmert natürlich.«
    Michael schenkte seinem Arbeitgeber kaum einen Blick. »Natürlich. Sie müssen ein gutes Verhältnis zu Ihrer früheren Arbeitgeberin haben, dass sie Ihnen wegen so einer Bagatelle schreibt.«
    »Das stimmt«, erwiderte sie vorsichtig. »Ich schulde ihr eine Menge: Sie hat mir zu einer Ausbildung verholfen und mir die erste Stelle besorgt. Ohne sie wäre mein Leben ganz anders verlaufen.«
    Michaels nächste Bemerkung wurde unterbrochen vom raschelnden Zusammenfalten der Zeitung, mit dem Mr Thorold das Ende der Mahlzeit andeutete. Während sich Michael erhob, sagte er leise: »Sie habenmich neugierig gemacht, Mary. Sie müssen mir später mehr von Ihrem Leben erzählen.«
    Sie lächelte nur. Er schien seinen Auftrag, mit ihr zu »flirten«, sehr pflichtgetreu auszuführen.
    Nach dem Frühstück schrieb auch sie einen Brief mit dem vereinbarten Code:
     
    Liebe Miss Treleaven,
    recht herzlichen Dank für Ihren freundlichen Brief. Das
Vorhaben, ein Haus auf dem Lande zu beziehen, klingt
gut. Sie werden es in vollen Zügen genießen. So ein
spontaner Urlaub wie damals in Brighton ist immer
besonders schön. Auch das Anwesen, das wir dort
gemietet hatten, war wunderbar.
    Mir geht es sehr gut und die Familie hat mich äußerst
zuvorkommend aufgenommen. Sogar genug Zeit zum
Spazierengehen bleibt mir während meiner Arbeitszeit.
Miss Thorold wünscht, dass ich sie vorerst am Nachmittag allein lasse, damit sie ungestört Klavier spielen
kann. Jedoch dehne ich meine Spaziergänge aufgrund
der stickigen, schwülen Luft hier in London nicht aus.
Deshalb bin ich über die Grenzen von Chelsea noch
nicht hinausgekommen
.
Ich freue mich auf Ihren
nächsten Brief!
    Herzliche Grüße
    Mary Quinn
    ***
    Nachdem sie gesehen hatte, dass Mr Thorold und Michael das Haus verlassen hatten, machte sie sich um halb zehn rasch auf und steckte den Brief in einen Briefkasten in der Nähe. Um diese Stunde war der Tag noch kühl und der Fluss stank noch nicht so widerlich. Dennoch war sie froh über eine leichte Brise aus dem Norden, die den Gestank nach Verwesung und Abwässern in die andere Richtung trug. An der Ecke zur Oakley Street wurde sie von einem kleinen Burschen überholt, der sie am Ellbogen anstieß.
    »Autsch!« Automatisch packte sie den Jungen beim Schlafittchen: So ein »zufälliges« Anstoßen war ein allzu bekannter Trick von Taschendieben. Sie hatte ihn in ihrer Kindheit selbst angewendet, ehe sie sich lukrativeren Untaten zugewandt hatte.
    »Tut mir ja so leid, Miss.« Der Junge zog entschuldigend seine Kappe. Erst jetzt fiel Mary auf, dass er ordentlich gekleidet und überraschend sauber war. Vielleicht so eine Art Laufjunge?
    »Nichts passiert.«
    »Ich glaub, Sie haben das da fallen lassen, Miss.« Er bückte sich und reichte ihr einen versiegelten Brief.
    Gerade wollte sie verneinen, da las sie die Anschrift auf dem Umschlag.
Miss M.   Q.
»Oh, danke.«
    »Gern geschehen, Miss. Guten Tag.« Er berührte noch mal seine Kappe, dann war er verschwunden.
    Mary sah sich vorsichtig um   – lächerlich, denn sie befand sich auf einer belebten Straße   – und riss den Umschlag auf.
Kommen Sie in meine Geschäftsräume. JE.
Darunter stand eine Adresse. Nur einen Momentlang regte sie sich über sein knappes Kommando auf. Schließlich hatte sie ja selbst keinen stichhaltigen Plan.
Drei Tage. Drei Tage. Drei Tage.
Die Worte tönten wie Trommelschläge in ihrem Kopf.
    Als sie in der Great George Street aus der Pferdedroschke stieg, stand auf dem ersten Messingschild, das ihr auffiel, der Name Isambard Kingdom Brunel. Das war der bedeutendste Bauingenieur des Landes. Doch im Gegensatz zu Brunels Geschäftsräumen waren die des

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