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Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I

Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I

Titel: Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y.S. Lee
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Aber sie hat noch eine tüchtige Lektion nötig, die wehleidige Ratte.« Die Köchin hatte die Ärmel fast bis zu den Ellbogen aufgerollt und war noch in Fahrt.
    Die beiden Frauen starrten sich einen Moment an und maßen sich abwägend. Es stand der Köchin aufjeden Fall zu, Cass zu kündigen, und sogar auch, sie zu züchtigen. Während der angespannten Stille wurde die zusammengekrümmte Gestalt von Cass von einem heftigen Zittern geschüttelt.
    »Sie sind ja wohl beschäftigt. Ich schaffe sie hinaus.« Mary blickte auf das Mädchen hinunter. Ihre Stimme blieb abweisend und neutral. »Steh auf, Cass.«
    Die Köchin kniff die Augen zusammen. »Und wer macht die Schweinerei hier sauber?«
    »Die Lampen zu säubern und zu stutzen ist Williams Aufgabe.« Mary schob Cass hinter sich. »Ich melde ihm den Schaden.«
    Zum ersten Mal rührte sich die Köchin. Es entstand erneut ein angespanntes Schweigen. Dann zog sie trotzig ihre Schürze zurecht. »Schaffen Sie sie weg«, knurrte sie.
    Marys Handflächen waren feucht vor Erleichterung, sie schob Cass etwas an. »Hol deine Sachen.«
    Keiner sagte etwas, als sie sich durch die Küche zu Cass’ »Zimmer« hinter der Spülküche begaben. Es handelte sich um einen winzigen Raum, unbelüftet und mit niedriger Decke und einem schmutzigen Strohsack auf dem Boden. Die gefliesten Wände waren glitschig und schimmelig, der Boden mit Mäusedreck übersät, und der strenge Geruch nach Urin hing in der Luft. Cass schlurfte geübt in gebückter Haltung hinein und zog ein zerlumptes Nachthemd unter einem Mehlsack hervor, der als Laken diente. Sie rollte es zu einem Knäuel und steckte es in eine ebensodürftige Nachthaube. Von einer behelfsmäßigen Wäscheleine, die sich zwischen zwei Balken spannte, nahm sie einen oft geflickten Unterrock und ein Paar grober schwarzer Strümpfe. Schließlich griff sie noch in einen Spalt zwischen Wand und Boden und zog nach einigem Suchen ein kleines Notizbuch hervor. Der Einband war von Mäusen angefressen, aber nach dem, wie Cass es in den Falten ihres Rockes verschwinden ließ, war es wohl ihr wertvollster Besitz.
    »Ich bin so weit«, murmelte sie. Sie hatte eine kleine blutende Wunde auf der Kopfhaut, wo ihr das Haar ausgerissen worden war.
    Mary sah sie einen Moment an. »Komm mit nach oben.«
    Cass folgte ihr widerstandslos die Gesindetreppe hinauf. Ihre Habe hatte sie unter den Arm geklemmt. Als Mary um die Ecke bog und in den ersten Stock hinaufstieg, zögerte Cass einen Augenblick. Sobald sie in ihrem Zimmer waren, schloss Mary fest die Tür. »So«, sagte sie, »du hast mir bestimmt was zu erzählen.«
    Cass hob den Kopf, senkte ihn jedoch sofort wieder, ehe Mary ihren Ausdruck deuten konnte. »Ich   – ich verstehe nicht, Miss.«
    Mary hob das Kinn des Mädchens mit zwei Fingern an. Sie war nicht überrascht, dass Cass zusammenzuckte, als erwarte sie, geschlagen zu werden. Die Tränen auf ihren Wangen überraschten sie jedoch. »Du hast die Lampen nicht zu stehlen versucht. Das weiß ich genauso gut wie du.«
    Cass verzog vor Überraschung das Gesicht, aber weder bestätigte sie die Bemerkung noch stritt sie sie ab.
    »Du hast mir noch nicht deine Version der Geschichte erzählt.«
    Cass rieb sich mit dem Ärmel über das Gesicht. Als sie schließlich sprach, war ihre Stimme kaum zu hören. »Was soll das denn bringen, Miss?«
    »Der Köchin bringt es nichts«, räumte Mary ein und reichte ihr ein sauberes Taschentuch. »Aber die Wahrheit ist wichtig. Soll ich wirklich weiterhin glauben, dass du eine Diebin bist? Eine dumme Diebin auch noch?«
    Cass schluchzte und lachte gleichzeitig. »Nein.«
    »Na also. Warum erzählst du nicht, was passiert ist?«
    Sie begann zögernd. »Die Köchin hat mir heute Morgen befohlen, die Lampen zu putzen. Weil nämlich William gestern zu viel getrunken hat und heute mit der Arbeit hinterher ist. Ich wollte die beiden letzten in das Esszimmer hinaufbringen, da bin ich gestolpert und hab die Lampen zerbrochen.« Sie zerknüllte nervös das Taschentuch. »Das ist alles.«
    »Um William zu schützen, hat sie also behauptet, dass du die Lampen stehlen wolltest?«
    Cass nickte.
    »Tja. Es ist Sache der Köchin, ihr Hilfspersonal einzustellen, und ich kann dir nicht helfen, die Stelle zurückzubekommen. Aber selbst wenn ich das könnte, glaube ich nicht, dass ich das tun würde.«
    Cass machte ein gekränktes Gesicht. »Aber warum nicht?«
    »Ich will dir helfen, Cass«, erklärte Mary sanft, »aber nicht mit so

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