Ein verhaengnisvoller Winter
und vermutet immer das Schlimmste.“
Ein erneutes K lopfen enthob Josefine einer Antwort und sie schritt zur Tür, um Richard einzulassen.
„Guten Tag, Josefine.“ Richard bemühte sich wie immer, sich seine Begeisterung über Josefines Erscheinung nicht anmerken zu lassen. Sie war eine sehr gute Bekannte, mehr nicht.
„Tag, Richard. Komm doch rein.“ Josefine schritt von der Tür zurück und Richard trat sich die Füße ab und zog sich den Mantel aus. Hatte sie ehrlich erfreut geklungen oder nur höflich? Darüber grübelte er noch nach, als er durch den Flur in die Küche schritt, um dann, wie vor den Kopf geschlagen, im Türrahmen stehen zu bleiben. Die Küche war zum Bersten voll mit Frauen! „Oh! Guten Tag, zusammen.“ Sein Blick fiel auf Margot. „Margot, du bist wieder zu Hause!“ Langsam dämmerte ihm, wo er reingeplatzt war. „Tut mir leid, wenn ich eure Feier störe“, brachte er peinlich berührt heraus.
„Nein, nein, du störst doch nicht“, entgegnete Margot wenig überzeugend.
„Nun, auf jeden Fall freu ich mich, dass es dir wieder gut geht“, sagte er und überlegte, wie er sich wieder vom Acker machen konnte. Als er gut gelaunt vor der Tür gestanden hatte, hatte er sich das gemütliche Zusammensein mit Josefine etwas anders vorgestellt.
„Komm, Richard, jetzt setz dich doch!“, sagte diese jetzt und zog einladend einen Stuhl hervor. Er wollte gerade einen Schritt hervortreten, als seine Nichte von ihrem Stuhl aufsprang und von oben bis unten mit Sahne bekleckert auf ihn zugelaufen kam.
„Onkel Richard!“
Er sah auf das schmutzige Kind hinab und sein Herz tat einen Satz. Wenigstens einer, der sich freute, ihn zu sehen. „Die Lina! Und in den paar Tagen, seit ich dich das letzte Mal gesehen habe, bist du ja schon wieder gewachsen.“ Übertrieben stöhnend hob er sie hoch auf seinen Arm. „Und schwer bist du geworden. Wie viel Kuchen hast du denn gegessen? Ich krieg dich kaum mehr hoch. Als sie ihn breit lachend ansah, warf er sie einmal hoch und lies sie dann mit einem Klaps auf den Po wieder runter.
„Mich auch!“ Franz zog ihn , um Aufmerksamkeit kämpfend, am Hosenbein. „Franz!“, rief Anneliese scharf. „Jetzt ist es genug! Setz dich hin und lass den Onkel Richard in Ruhe!“ Franz sah ihn unsicher an und Richard presste wütend die Lippen zusammen. Warum gaben sie ihm immer das Gefühl, er wäre etwas, das gerade unter einem Stein hervorgekrochen war? Er zwang sich zu einem Lächeln und nahm Franz hoch, um auch ihn in die Luft zu werfen. Dann setzte er sich unter den Augen der Frauen auf den ihm zugewiesenen Stuhl. Die Unterhaltung der Personen an der Kaffeetafel war stockend, wenn man es denn eine Unterhaltung nennen konnte, wenn alle Personen sich anschwiegen. Hätten die Kinder nicht genörgelt und Lisbeth und Anneliese diese nicht wiederholt zurechtgewiesen, hatte man eine Nadel fallen hören können. Richard konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Stimmung am Tisch seit seinem Erscheinen beträchtlich gesunken war. Er mochte nicht der Feinfühligste sein, aber man musste kein Genie sein um zu erkennen, dass sie ihn lieber von hinten als von vorne sahen. Also verschlang er sein Stück Kuchen, stürzte den Kaffee hinunter und räusperte sich dann unbehaglich. „Danke für den Kuchen. Ich werd dann mal wieder fahren.“
„Schon, Richard?“, fühlte sich Margot wohl gezwungen e inzuwerfen.
„Ja, unbedingt“, erwiderte Richard und erhob sich.
„Ich bring dich noch raus.“ Josefine erhob sich ebenfalls und begleitete ihn bis draußen. Dort schlang sie frierend die Arme um sich und sah ihn an.
„Ich kam wohl ungelegen.“
Entschuldigend lächelnd zuckte sie die Schultern. „Tut mir leid.“
„Du kannst ja nichts dafür. Ich weiß, dass ich hier nicht gern gesehen bin.“
„Es ist nur, dass sie sich unwohl in deiner Gegenwart fühlen“, erklärte sie. Dann sah sie betreten drein. „Außer mir natürlich. Ich fühl mich nicht unwohl. Ich meine, ich seh dich gern hier.“ Sie schloss einen Moment resigniert die Augen. „Du weißt, was ich meine.“
„Ja, sicher“, versicherte Richard, doch seine Stimmung hob sich wieder ein wenig. Mit neuem Mut ging er das Vorhaben an, wegen dem er eigentlich heute hierhergekommen war. „Sieh mal, Josefine“, begann er, nur um einen Moment später wieder innezuhalten. Als sie ihn abwartend ansah, zwang er sich, fortzufahren. „Ich wusste ja nicht, dass die Margot wieder da ist.“ Er
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