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Ein verhaengnisvoller Winter

Ein verhaengnisvoller Winter

Titel: Ein verhaengnisvoller Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Frenken
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dieser unsanft auf einer Stufe landete. Schnell richtete Richard sich auf und stellte sich vor seinen Vater. „Josefine, guten Morgen.“ Er betete, dass sie im Laden nichts von dem Geschehen hier draußen mitbekommen hatte. 
    „Morgen, Richard.“ Neugierig blickte sie von ihm zu der dahingesunkenen Gestalt hinter seinem Rücken.
    „Und, schon so früh im Dorf unterwegs?“, fragte er nonchalant und ergriff  ihre Hand. „Komm, lass dir helfen“, sagte er und half ihr über die Schnapsleiche auf der Schwelle hinweg. Das war einer der Momente, wo auch erwachsene Männer den Tränen nah waren. Aber er lächelte und ignorierte ihren fragenden Blick. „Oh, du hast aber viel gekauft. Komm, ich helf dir tragen, so beladen wie du bist.“ Er ergriff ihre Einkäufe und ging los. „Äh, Richard?“
    „Ja?“ Er drehte sich zu ihr um.
    Sie zeigte hinter sich. „Mein Fahrrad steht da an der Hauswand.“
    „Oh, ja, natürlich.“ Er ging wieder zurück und stolzierte mit ihr an seinem jetzt leider erwachten Vater vorbei zu ihrem Fahrrad.
    „Ich kann die Beutel auch an den Lenker hängen, Richard.“ Sie leckte sich nervös über die Lippen und sah noch einmal zum Eingang, wo sein Vater gerade einige unanständige Wörter von sich gab. „Solltest du nicht-.“
    „Dann gehe ich eben ein Stück mit dir über“ , fuhr er ihr über den Mund. Behände streifte er die Henkel der Beutel über den Lenker und schob das Fahrrad. Josefine öffnete den Mund, doch glücklicherweise schien sie es sich anders zu überlegen und schloss ihn wieder. Schließlich setzte sie sich endlich in Bewegung. Als sie hinter sich Georg Winter rufen hörten, taten beide, als hätten sie nichts gehört.
    „Und, Josefine“, brach Richard schließlich das angespannte Schweigen, „du hast mir meine Frage noch nicht beantwortet. Was machst du schon so früh hier?“
    „Ich war bei der Post und hab einen Brief aufgegeben. Die Margot hat Sehnsucht nach ihrem Kind und möchte unbedingt nach Essen, sie besuchen fahren. Ich finde zwar, sie ist noch viel zu unbeweglich, mit ihrer schmerzenden Narbe, aber sie hat es sich in den Kopf gesetzt. Am liebsten würd ich sie hinbringen, aber ich kann ja nicht weg, also hab ich nach Hause geschrieben, dass sie am Samstag kommen will und dass sie dann jemand am Bahnhof abholt. Mal sehen. Vielleicht fahr ich auch trotzdem mit und komm mit dem nächsten Zug wieder zurück. So hab ich meine Familie wenigstens mal wieder gesehen. Die Fahrkarte kostet zwar Geld, welches wir eigentlich nicht haben, aber ich glaub, ich mach`s trotzdem.“
    „Du vermisst deine Familie wohl sehr, was?“
    „Oh, ja. Und es ist nicht nur das.“ Sie bogen in die Brauereistraße ein, und der Bürgersteig war hier so schmal, das Richard auf der Straße laufen musste. „Ich bin gern in der Stadt. Und ich gehe gerne unter die Leute. Und hier bin ich meist ganz alleine. Na gut, da sind Anneliese und Lisbeth, aber das ist nicht dasselbe wie Familie, verstehst du? Außerdem will ich die beiden nicht immer belästigen. Und die Margot ist ja auch erst seit kurzem wieder da und fährt jetzt wieder. Es ist einfach so einsam. Ich hab wieder meine Alpträume, der alte Mann ist gestorben und es ist einfach nur trostlos.“ Sie warf ihm einen Blick zu. „Zum Glück kommst du ab und zu vorbei, und lenkst mich ab.
    „Ja, siehst du, so schlecht bin ich gar nicht.“
    „Ich hab nie behauptet, dass du nicht nett bist, Richard“, versicherte sie ihm. „Meine Güte, ich klage hier und bemitleide mich selber, dabei hast du selbst auch genug Probleme, nicht wahr?“
    „Ich? Ich hab keine Probleme. Wie kommst du darauf?“
    Unwillkürlich wanderte ihr Blick zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
    „Ich will da nicht drüber reden!“, sagte er bestimmt. „Ich sag dir lieber, was du tun sollst. Du fährst bis Sonntag mit nach Hause und ich versorge dir die Tiere.“
    Josefine sah ihn an, als er stehenblieb.
    „Guck nicht so. So viel Arbeit ist es auch nicht. Ich müsste nur gucken, wie ich Schicht hab, denn wenn ich arbeiten muss, geht es ja leider nicht.“
    Als sie ihn immer noch zweifelnd ansah, stieß er ungeduldig den Atem aus. „Meine Güte, Jos i, mach es doch nicht so spannend. Jetzt sag schon, wann und wie oft ich die Tiere versorgen muss. Ich muss jetzt los, meine Schicht fängt jetzt an.“ Er zeigte hinter sich und jetzt schien sie erst zu bemerken, dass sie vor dem Eingangstor der Brauerei stehen geblieben waren. „Also,

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