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Ein verhaengnisvoller Winter

Ein verhaengnisvoller Winter

Titel: Ein verhaengnisvoller Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Frenken
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Krieg. Wie sie uns über Nacht die ganzen Kartoffelfelder geplündert haben. Und die übrigen Lebensmitteldiebstähle. Was hat der Herbert geflucht, damals. Ha, als wenn das alles die Ausländer aus den Lagern gewesen wären. Die waren die willkommenen Sündenböcke.“ Als Anneliese den Mund öffnete, winkte sie ab. „Ja, ja, ich weiß. Die waren auch nicht unschuldig.“ Sie blickte wissend auf das Bein ihrer Freundin. „Trotzdem waren es auch genug unserer eigenen Leute, die hier alles geklaut haben, was nicht niet- und nagelfest war. Einer unserer eigenen Knechte hat die Fracht-Brüder damals in Krefeld auf dem Markt stehen sehen, mit Kartoffeln und Gemüse und was weiß ich alles. Was meinst du, was die da für Geschäfte gemacht haben. Mit unseren Sachen.“ Hedwig stach noch einmal wütend in ihren Kuchen. „Ich weiß, dass der Toni euch bestimmt nichts davon erzählt hat, Änni.  Aber glaub mir, so ist es gewesen.“
    „Hetti, jetzt reg dich doch nicht so auf. Das ist doch jetzt alles Schnee von gestern. Außerdem kannst du nicht ganz sicher wissen, dass sie es waren, die euch bestohlen haben“, versuchte Anneliese, die aufgebrachte Hedwig zu beruhigen.
    „Na, dann haben sie eben die anderen Bauern beklaut. Woher hätten die sonst all die Zigaretten und den Alkohol hergehabt?“
    Josefine betrachtete eingehend ihre Hände, welche sie gefaltet in ihrem Schoß liegen hatte. So sehr sie Diebstahl verurteilte, so konnte sie doch eine Erinnerung nicht ganz verdrängen. Damals hatte sie sich mehr als einmal gefragt, ob ihre Brüder nicht ab und an den Kohlewagen einen nächtlichen Besuch abstatteten, um die Familie mit Heizmaterial und dem Notwendigsten zu versorgen. Natürlich hatten sie sich davon auf dem Schwarzmarkt keine Zigaretten oder Schnaps gekauft. Zumindest mochte sie es nicht glauben.
    Sie dachte an den armen Richard und wie e r sich jetzt wohl fühlte. Warum musste sie auch andauernd mit ihm aneinandergeraten?
    „Und, Josefine“, wurde sie von Hedwig aus ihren Gedanken gerissen, „ weiß die Margot denn jetzt schon, was sie über kurz oder lang mit dem Hof machen will?“
    Josefine brauchte einen Moment, als das Gespräch diese neue Wendung annahm. „Ä hm, nein, nicht so richtig. Sie wird wohl das Vieh verkaufen, bis auf die Hühner, nehm ich an. Das kann sie ja alles nicht allein machen. Und ich fahr ja auch irgendwann wieder nach Hause.“
    „ So, so. Und den Hof verkaufen, will sie das auch?“, fragte Hedwig interessiert.
    „Das weiß ich wirklich nicht, Hedwig.“
    „Du hast also nicht vor, hier zu bleiben?“
    „Oh, nein! Ich fahre ganz sicher bald wieder nach Hause. Sobald die Margot hier alles geregelt hat und allein zurecht kommt.“ Josefine sehnte diesen Tag jetzt schon herbei.
    „Sie kann ja den Herbert fragen, ob er an dem Vieh interessiert ist“, steuerte Anneliese hilfreich bei. „Der hat uns ja damals auch unser Vieh abgekauft. Nicht wahr, Hedwig?“
    Hedwig nickte.
    „Oh, ja. Allerdings weiß ich ja nicht ganz sicher, ob die Margot wirklich verkaufen will.“
    „Dann frag sie doch. Wann kommt sie denn wieder?“
    „So wie es aussieht, werd ich sie erst nach Weihnachten sehen, wenn sie mit der Kleinen nach Hause kommt.“
    „Ja, siehst du sie Weihnachten denn nicht?“
    „Nein“, Josefine zwang sich zu einem Lächeln. „So wie es aussieht, bin ich Weihnachten hier. Ich kann das Vieh ja nicht allein lassen.“
    „Das ist aber nicht richtig“, sagte Anneliese empört. Du fährst! Und wenn ich das Vieh versorgen muss.“
    „Red doch keinen Unsinn!“ Josefine schüttelte den Kopf. „Als wenn ich euch über die Festtage die ganze zusätzliche Arbeit aufhalsen würde.“
    „Dann frag den Richard. Der macht das doch gerne.“
    „Nein! Ich kann ja nicht jedes Mal zu ihm gerannt kommen und ihn um Gefälligkeiten bitten. Zumal ich mich letztens noch mit ihm in den Haaren gelegen habe. Das sieht ja aus, als ginge ich nur zu ihm, wenn ich ihn nötig habe.“ Das war vielleicht am Anfang so gewesen, aber mittlerweile war Richard ein Freund. Ihn immer auszunutzen erschien ihr nicht richtig.
    Anneliese verdrehte sie Augen und das Gespräch wandte sich anderen Dingen zu.
     
    Später am Abend saß Josefine am Küchentisch und schrieb einen Brief. Auf dem Heimweg von Hedwig hatte Anneliese ihr versichert, dass der Herbert die Viecher schon versorgen würde, wenn er darum gebeten würde. Josefine war sich dessen zwar nicht so sicher gewesen, aber Anneliese hatte darauf 

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