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Ein verhängnisvolles Versprechen

Ein verhängnisvolles Versprechen

Titel: Ein verhängnisvolles Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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und vielleicht sogar wusste, dass sich Katie an einem solchen Ort mit einem Mann wie Rufus befand. Plötzlich kam Myron Dominick Rochesters Überreaktion – dieser unbezähmbare Wunsch, seine Tochter zu finden – nachvollziehbar vor.

    Myron beugte sich zu ihr herab und flüsterte. »Ich kann Sie hier rausholen.«
    Sie lehnte sich zurück und zog eine Grimasse. »Worüber reden Sie?«
    »Ich weiß, dass Sie von Ihrem Vater wegwollen, aber dieser Typ ist nicht der Richtige.«
    »Woher wollen Sie wissen, wer für mich der Richtige ist?«
    »Er leitet ein Bordell, verdammt noch mal. Er hätte Sie beinah geschlagen.«
    »Rufus liebt mich.«
    »Ich kann Sie hier rausholen.«
    »Ich würde nicht mitgehen«, sagte sie. »Ich würde lieber sterben, als ohne Rufus weiterzuleben. Hab ich mich klar genug ausgedrückt?«
    »Katie …«
    »Machen Sie, dass Sie hier rauskommen.«
    Myron stand auf.
    »Wissen Sie was?«, sagte sie. »Vielleicht ist Aimee mir ähnlicher, als Sie denken.«
    »Wieso?«
    »Vielleicht braucht sie auch niemanden, der sie rettet.«
    Oder, dachte Myron, vielleicht braucht ihr beide jemanden.

44
    Big Cyndi blieb noch da und zeigte Aimees Foto in der Nachbarschaft herum. Für alle Fälle. Wer in diesen zwielichtigen Branchen arbeitete, sprach zwar nicht mit der Polizei oder Myron, mit Big Cyndi aber schon. Es war gut, sie mit im Boot zu haben.
    Myron und Win gingen zurück zu ihren Wagen.
    »Kommst du mit zum Apartment?«, fragte Win.
    Myron schüttelte den Kopf. »Ich hab noch was zu tun.«
    »Ich löse Zorra ab.«

    »Danke.« Dann sah Myron noch einmal zurück zum Lagerhaus und sagte: »Ich lass sie nicht gerne hier.«
    »Katie Rochester ist eine erwachsene Frau.«
    »Sie ist achtzehn.«
    »Genau.«
    »Was willst du dann damit sagen? Sobald man achtzehn ist, muss man alleine zusehen, wie man in der Welt zurechtkommt? Wir retten doch nur Erwachsene.«
    »Nein«, sagte Win. »Wir retten diejenigen, die wir retten können. Wir retten Leute, die in Schwierigkeiten stecken. Wir retten Menschen, die unsere Hilfe brauchen und uns darum bitten. Wir retten nicht – ich wiederhole, nicht  – diejenigen, die sich für einen Weg entscheiden, der nicht unseren Vorstellungen entspricht. Falsche Entscheidungen gehören zum Leben.«
    Sie gingen weiter. Myron sagte: »Du weißt doch, dass ich gern bei Starbucks Zeitung lese, ja?«
    Win nickte.
    »Alle Teenager, die da rumhängen, rauchen. Ausnahmslos. Ich sitze dann also da und sehe zu, wie sie sich einfach so ganz beiläufig ihre Zigaretten anzünden, und denke mir: ›Myron, da müsstest du was sagen.‹ Ich überlege, ob ich nicht zu ihnen gehen, mich für die Störung entschuldigen und sie bitten sollte, sofort mit dem Rauchen aufzuhören, weil es später nur noch schwieriger wird. Ich will sie schütteln und ihnen erklären, wie dumm sie sich verhalten. Ich will ihnen von den vielen Menschen erzählen, die ich gekannt habe, Menschen, die wunderbar und glücklich gelebt haben, wie zum Beispiel Peter Jennings, der nach allem, was ich so gehört habe, ein prima Kerl gewesen ist und ein tolles Leben geführt hat, das aber dann ein frühes Ende genommen hat, weil er so jung mit dem Rauchen angefangen hatte. Ich will ihnen die ganze Litanei von Gesundheitsproblemen ins Gesicht schreien, die ihnen bevorstehen, weil sie sich gerade so lässig eine Zigarette angesteckt haben.«
    Win sagte nichts. Er sah geradeaus und ging einfach weiter.

    »Aber dann denke ich, das würde sowieso nichts helfen, und ich sollte mich um meinen eigenen Kram kümmern. Die Raucher wollen das nicht hören. Und von mir schon gar nicht. Schließlich bin ich nur irgendein Fremder, der sie vom Rauchen abhalten will. Ich bin nicht wichtig genug, sie zum Aufhören zu bringen. Wahrscheinlich würden sie mich auffordern, mich zu verpissen. Also sage ich nichts. Ich achte nicht weiter drauf und konzentriere mich auf meine Zeitung und meinen Kaffee, während diese Kids neben mir sitzen und langsamen Selbstmord begehen. Und ich lasse sie einfach machen.«
    »Wir entscheiden, in welchen Kampf wir ziehen«, sagte Win. »Bei dem stünden wir von vornherein auf verlorenem Posten.«
    »Ich weiß, aber es gibt noch einen anderen Aspekt dabei: Wenn ich jedem Jugendlichen immer, wenn ich mitkriege, wie sich einer eine ansteckt, etwas sagen würde, könnte ich meine Anti-Zigaretten-Predigt mit der Zeit verbessern. Und dann könnte ich womöglich zu einem von den Jugendlichen durchdringen. Und damit würde

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