Ein verhängnisvolles Versprechen
aus.
»Liebe auf den ersten Blick«, sagte Rufus.
Myron sah ihn nur an.
»Was?«, sagte er. »Halten Sie das für unmöglich?«
»Nein, Rufus, du bist offenbar ein echter Glücksgriff.«
Rufus schüttelte den Kopf. »Das hier ist nur mein Job. Sonst nichts. Katie und das Baby sind mein Leben. Verstehen Sie?«
Myron sagte wieder nichts. Er griff in die Tasche und zog das Foto von Aimee Biel heraus. »Sehen Sie es sich an, Rufus.«
Das tat er.
»Ist sie hier?«
»Mann, ey, ich schwöre bei meinem ungeborenen Kind, dass ich die Braut noch nie gesehen habe und nicht weiß, wo sie ist.«
»Wenn Sie lügen …«
»Schluss mit den Drohungen, okay? Das ist ein vermisstes Mädchen, ja? Die Polizei sucht es. Seine Eltern suchen es. Glauben Sie wirklich, dass ich mir solchen Ärger einhandeln will?«
»Hier ist doch auch ein vermisstes Mädchen«, sagte Myron. »Sein Vater setzt Himmel und Hölle in Bewegung, um es zu finden. Und die Polizei ist auch interessiert.«
»Aber das ist doch was ganz anderes«, sagte Rufus flehentlich. »Ich liebe sie. Für Katie würde ich durchs Feuer gehen. Verstehen Sie das nicht? Aber das Mädchen da … das wäre den Ärger nicht wert. Wenn es hier wäre, würde ich es zurückgeben. Solchen Stress kann ich hier wirklich nicht brauchen.«
Auf traurige und mitleiderregende Weise klang das absolut logisch.
»Aimee Biel hat denselben Geldautomaten benutzt«, wiederholte Myron. »Haben Sie irgendeine Erklärung dafür?«
Beide schüttelten den Kopf.
»Haben Sie irgendwem davon erzählt?«
Katie fragte: »Von dem Geldautomaten?«
»Ja.«
»Ich glaub nicht.«
Myron kniete sich zwischen sie. »Hören Sie, Katie. Ich glaube nicht an Zufälle. Es muss einen Grund dafür geben, dass Aimee gerade diesen Geldautomaten benutzt hat. Es muss eine Verbindung zwischen Ihnen und Aimee geben.«
»Ich hab Aimee kaum gekannt. Na ja, ich bin auf die gleiche Schule gegangen, aber wir haben nie was zusammen gemacht oder so. Ich hab sie auch gelegentlich in der Shopping Mall gesehen, aber da haben wir uns nicht mal gegrüßt. In der Schule hat sie dauernd mit ihrem Freund rumgehangen.«
»Randy Wolf.«
»Ja.«
»Kennen Sie ihn?«
»Klar. Er ist der Goldjunge der Schule. Mit einem reichen Vater, der ihn rausgehauen hat, als er in der Bredouille war. Kennen Sie Randys Spitznamen?«
Myron erinnerte sich, dass er auf dem Parkplatz der Schule etwas gehört hatte. »Farmboy, oder so.«
»Pharm, nicht Farm. Mit PH, nicht mit F. Wissen Sie, woher er den hat?«
»Nein.«
»Es kommt von Pharmazeutika. Randy ist der größte Dealer an der Livingston High.« Katie lächelte. »Moment, Sie wollten doch wissen, welche Verbindungen ich zu Aimee Biel habe? Die einzige, die mir einfällt: Ihr Freund hat mir Dope verkauft.«
»Moment.« Myron hatte das Gefühl, dass das Zimmer anfing sich zu drehen. »Sie hatten gerade was über seinen Vater gesagt.«
»Big Jake Wolf. Eine große Nummer in der Stadt.«
Myron nickte, hatte aber fast Angst, sich noch mehr zu bewegen.
»Sie haben gesagt, er hätte Randy aus der Bredouille geholt.« Seine eigene Stimme schien sehr weit weg zu sein.
»Das war nur ein Gerücht.«
»Erzählen Sie es mir.«
»Was meinen Sie? Ein Lehrer hat Randy auf dem Schulgelände beim Dealen erwischt. Er hat ihn bei der Polizei angezeigt. Sein Dad soll die Polizei bestochen haben. Und den Lehrer auch, oder so. Die haben dann alle in sich reingegrinst und erzählt, dass sie dem Star-Quarterback nicht seine blendende Zukunft verbauen wollen.«
Myron nickte weiter. »Wer war der Lehrer?«
»Keine Ahnung.«
»Gab es irgendwelche Gerüchte?«
»Nein.«
Myron hatte schon eine Ahnung, wer das gewesen sein könnte.
Er stellte noch ein paar Fragen. Aber mehr war hier nicht zu holen. Randy und Big Jake Wolf. Die beiden tauchten immer wieder auf. Dazu der Lehrer/Studienberater Harry Davis und der Musiker/Lehrer/Negligé-Käufer Drew Van Dyne. Und die Stadt Livingston, mit der rebellierenden Jugend und dem Erfolgsdruck, der auf diesen Kindern lastete, spielte auch eine Rolle.
Myron sah Rufus an. »Lassen Sie uns einen Moment allein.«
»Ist nicht drin.«
Aber Katie hatte ihre Sicherheit zurückgewonnen. »Mach dir keine Sorgen, Rufus, das geht schon.«
Er stand auf. »Ich warte direkt hinter der Tür«, sagte Rufus zu Myron. »Mit meinen Mitarbeitern. Alles klar?«
Myron verkniff sich die Antwort und wartete, bis sie allein waren. Er dachte an Dominick Rochester, der seine Tochter suchte
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