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Ein verhängnisvolles Versprechen

Ein verhängnisvolles Versprechen

Titel: Ein verhängnisvolles Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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sehen.«
    »Wie wär’s um zwei? Die Kinder sind dann aus dem Haus. Versprochen.«
    »Was hast du vor?«, fragte er.
    »Der Fachbegriff wäre – warte, ich schlag im Wörterbuch nach – ein Nooner.«
    »Ali Wilder, du kleine Teufelin.«
    »So bin ich.«
    »Bis zwei schaff ich’s nicht. Win hat mich zum Knicks-Spiel eingeladen.«
    »Und was ist direkt nach dem Spiel?«, fragte sie.
    »Mann, ich kann’s einfach nicht ausstehen, wenn du die Prüde spielst.«
    »Darf ich das als Zusage verstehen?«

    »Auf jeden Fall.«
    »Ist bei dir sonst alles in Ordnung?«, fragte sie.
    »Mir geht’s gut.«
    »Du klingst etwas komisch.«
    »Ich gebe mir große Mühe, komisch zu sein.«
    »Dann gib dir nicht allzu viel Mühe.«
    Es entstand ein kurzes, peinliches Schweigen. Er wollte ihr sagen, dass er sie liebte. Aber das war zu früh. Oder vielleicht war jetzt auch einfach der falsche Zeitpunkt, nachdem er das von Jessica gehört hatte. So etwas sollte man beim ersten Mal nicht aus dem falschen Grund sagen.
    Also sagte er stattdessen: »Mein Flug ist schon aufgerufen.«
    »Dann bis bald, mein Hübscher.«
    »Warte, wenn ich erst abends komme, ist das dann noch ein Nooner ? Ist das nicht eher ein Eveninger ?«
    »Das Wort ist mir einfach zu lang. Ich will keine Zeit verschwenden.«
    »Und mit diesen Worten …«
    »Pass auf dich auf, mein Hübscher.«
     
    Erik Biel saß allein auf der Couch. Trotzdem setzte seine Frau sich in einen Sessel. Loren merkte das. Sie hätte erwartet, dass ein Ehepaar in einer solchen Situation näher zusammenrückt, um sich gegenseitig zu trösten. Die Körpersprache der beiden ließ jedoch darauf schließen, dass sie so weit wie möglich voneinander entfernt sein wollten. Vielleicht deutete das auf einen Riss in der Beziehung hin. Oder es zeigte, dass dies eine so einschneidende Erfahrung war, dass Zärtlichkeit – besonders Zärtlichkeit  – den Schmerz nur noch verstärkte.
    Claire Biel hatte ihnen Tee gekocht. Loren wollte eigentlich keinen, sie hatte aber gelernt, dass es die meisten Menschen entspannte, wenn man ihnen erlaubte, etwas selbst in die Hand zu nehmen. Was sie taten, spielte dabei fast keine Rolle, es konnte auch etwas sehr Profanes oder eine einfache häusliche Tätigkeit
sein. Also hatte sie den Tee angenommen. Lance Banner, der hinter ihr stand, hatte abgelehnt.
    Lance überließ ihr die Führung. Er kannte die Familie. Bei ein paar Fragen konnte das auch helfen, aber sie musste das Ganze erst einmal in Gang bringen. Loren trank einen Schluck Tee. Sie ließ das Schweigen eine Weile auf sie wirken – und hoffte dabei, dass einer von ihnen zuerst das Wort ergriff. Man konnte das für grausam halten – was es aber nicht war, wenn es dazu beitrug, Aimee zu finden. Wenn Aimee gesund wieder auftauchte, war die ganze Angelegenheit schnell wieder vergessen. Wenn nicht, war das durch das Schweigen ausgelöste Unbehagen nichts im Vergleich zu dem, was ihnen noch bevorstand.
    »Wir haben Ihnen«, fing Erik Biel an, »eine Liste von Aimees engsten Freunde mit den zugehörigen Telefonnummern zusammengestellt. Wir haben schon mit allen gesprochen. Auch mit ihrem Freund Randy Wolf.«
    Loren sah sich die Liste in Ruhe an.
    »Gibt es irgendwelche neuen Entwicklungen?«, fragte Erik.
    In Lorens Augen war Erik Biel ein Paradebeispiel für einen verklemmten Mann. Der Mutter, Claire, merkte man an, wie sehr sie unter dem Verschwinden ihrer Tochter litt. Sie sah übernächtigt und einfach furchtbar aus. Aber der frisch rasierte Erik wirkte in seinem gestärkten Hemd mit perfekt gebundener Krawatte sogar noch gequälter. Er versuchte offenbar mit allen Mitteln, nicht die Kontrolle zu verlieren. Mit ihm würde es nicht langsam bergab gehen. Er würde einfach durchknallen. Das konnte ziemlich hässlich werden und womöglich bleibende Schäden hinterlassen.
    Loren reichte Lance Banner die Liste. Dann wandte sie sich wieder an die Biels. Sie sah Erik an und ließ die Bombe platzen. »Kennt einer vor Ihnen einen gewissen Myron Bolitar?«
    Erik runzelte die Stirn. Loren sah die Mutter an. Claire Biel sah aus, als hätte Loren gefragt, ob sie die Toilette ablecken dürfe.

    »Er ist ein Freund der Familie«, sagte Claire Biel. »Ich kenne ihn aus der Schule.«
    »Kennt er Ihre Tochter?«
    »Selbstverständlich. Aber was hat …«
    »In welcher Beziehung standen sie zueinander?«
    »Beziehung?«
    »Ja. Ihre Tochter und Myron Bolitar. Was für eine Beziehung hatten sie zueinander?«
    Zum ersten Mal,

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