Ein verheißungsvolles Angebot
unecht unsere Verlobung ist, wird keine Rolle spielen.“
„Wieso?“, fragte sie.
„Weil ich einen Plan habe.“
„Was für einen Plan?“, hakte sie beunruhigt nach.
Einen Moment lang schwieg er nachdenklich. „Ich glaube, ich kann es dir nicht sagen. Noch nicht.“ Jedenfalls nicht, solange er nicht wusste, wie er sie vom Gelingen des Plans überzeugen konnte. Es wäre ein großer Schritt für sie beide. Und nur die Zeit würde beweisen, ob es der richtige war. „Mein Plan muss noch ein bisschen reifen.“
Unruhig rutschte sie auf dem Autositz hin und her. „Aber du weißt schon noch, dass ich auch einen Plan habe?“
„Der sitzt ab sofort auf der Reservebank. Als Plan B.“
„Ich weiß nicht, ob das geht“, sagte sie.
„Warum nicht?“
„Weil mein Plan – wie soll ich sagen – sich irgendwann verselbstständigt. Ich kann es dann nicht mehr aufhalten.“
„Was zum Teufel hat denn das zu bedeuten?“
Genau in diesem Moment erreichten sie den See, was ihr die Antwort ersparte. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben, dachte sich Rafe, bei nächster Gelegenheit muss sie es mir genauer erklären. Das Gute ist ja, dass sie vor mir nichts geheim halten kann. Ich brauche sie nur anzustupsen, und schon verrät sie mir alles.
Er parkte vor dem Hauptgebäude ein. Als er noch Kind war, hatte es hier anders ausgesehen, ländlicher. Aber seitdem hatte die Familie mehrmals angebaut und einige zusätzliche kleine Pavillons errichtet.
„Wie schön es hier ist!“, entfuhr es Larkin.
Er lächelte zufrieden. „Jetzt verstehst du vielleicht, warum wir alle jedes Jahr hierherkommen.“
„Da möchte man am liebsten das ganze Jahr bleiben.“
„Wir sollen im Hauptgebäude schlafen“, erklärte Rafe, während er ausstieg.
„In getrennten Zimmern, nehme ich an.“
„Allerdings, aber mach dir darum keine Sorgen. Ich kenne jede Menge stille Plätze, wo man, sagen wir, ungestört sein kann.“
Der Gedanke erregte sie. „Ich habe schon immer davon geträumt, einmal im Wald Liebe zu machen.“
„Bisher hatten wir noch nicht die Gelegenheit dazu. Aber das lässt sich ändern. Ich freue mich schon darauf.“
„Ich auch.“
Die folgenden Tage wurden wunderschön. Nachdem Larkin und Kiko ihre anfängliche Schüchternheit überwunden hatten, freundeten sie sich schnell mit seiner gesamten Familie an. Rafe wurde bewusst, dass Larkin nie über ihre Verwandtschaft redete, höchstens mal von ihrer Großmutter, und auch das nur selten. Ob das einen besonderen Grund hatte?
Während er seine Verwandten manchmal als ein wenig lästig und aufdringlich empfand, weil sie sich ständig in seine Privatangelegenheiten einmischten, blühte Larkin in ihrer Gesellschaft förmlich auf. Das Gemeinschaftsgefühl einer großen Familie schien ihr völlig fremd zu sein, und umso mehr genoss sie es jetzt. Besonders seine Eltern hatten es ihr angetan. Vielleicht liegt es daran, dass sie bei ihrer Großmutter aufgewachsen ist, sagte er sich. Komisch, immer wenn das Gespräch mal auf ihre Eltern kam, hat sie blitzschnell das Thema gewechselt. Was wohl mit ihnen geschehen ist?
Ihr Aufenthalt neigte sich bereits dem Ende zu, als er die Gelegenheit fand, das Thema anzuschneiden. An diesem Tag veranstalteten sie ein Picknick auf einer winzigen Insel im See. Hier waren sie ungestört.
„Alles ist so wunderbar hier“, schwärmte Larkin, während sie an ihrem Wein nippte. Doch etwas in ihrer Stimme beunruhigte ihn.
Als er sie ansah, bemerkte er, dass ihre Augen feucht schimmerten. „Was ist denn nur los, Larkin?“
„Gar nichts“, antwortete sie schnell. „Es ist nur …“ Sie brach den Satz ab und blickte auf den See hinaus. In ihrem Gesicht standen Kummer und Bedauern. Doch dann setzte sie ein dankbares Lächeln auf. „Die ganze Woche war wie ein Traum. Ich habe jede Minute genossen.“
„Dann hat der Zauber des Rings gewirkt? Niemand hat dir unangenehme Fragen gestellt?“
Voller Freude betrachtete sie den Ring. „Nein, sie waren alle ganz reizend zu mir. Und sie alle haben sich gefreut, dass ich ihn trage.“ Plötzlich wirkte sie wieder bedrückt. „Ich hoffe, es bricht ihnen nicht das Herz, wenn wir unsere Verlobung lösen.“
Zeit für Stufe eins seines Plans. „Das ist nicht so eilig“, sagte er so beiläufig wie möglich. „Es könnte sogar sein, dass wir die Verlobung noch eine Zeit lang aufrechterhalten müssen. Wäre das ein Problem für dich?“
„Ich … Ich weiß nicht recht.“
Sicherheitshalber
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