Ein verruchter Lord
allerdings konnte mit dem ernsten, in sich gekehrten Mann nichts mehr anfangen. Sie hatte den schneidigen Burschen in Uniform geliebt, nicht den wirklichen Jack.
Heimlich mit einem Soldaten verlobt zu sein, der in den Krieg zog, das gefiel ihr. Weil es romantisch war. Wer in der Uniform steckte, war dabei fast zweitrangig. Ursprünglich hatte sie sowieso Blakely schöne Augen gemacht, dem reichen Titelerben – Jack war nur zweite Wahl, zumal er ursprünglich nicht einmal über ein nennenswertes eigenes Vermögen verfügte. Das fiel ihm erst durch den Tod seines Cousins zu.
Trotzdem wollte Amaryllis ihn nicht mehr, als er aus dem Krieg zurückkam. Der düstere, gebrochene Mann war ihr unheimlich, und rasch fasste sie einen neuen Ehemann ins Auge. Sie wollte den sozialen Aufstieg sofort und war weder bereit, das Trauerjahr wegen Blakely abzuwarten noch die mentale Erholung des Heimgekehrten.
Im Gegensatz zu ihrer Schwester liebte Laurel Jack jetzt sogar mehr als zuvor. Sein Leid bereitete ihr Kummer, und sie suchte wo immer möglich seine Gegenwart, um ihn nicht seiner Trauer zu überlassen. Sie träumte davon, ihre Arme um ihn zu schlingen und ihn zu halten, bis sein Schmerz nachließ und er merkte, wie sehr sie ihn liebte.
Und für eine Nacht hatte sie es geschafft.
Laurel umfasste einen der geschnitzten Bettpfosten und lehnte die Stirn an das kühle Holz. Diese Nacht – Himmel, diese Nacht! Mit geschlossenen Augen atmete sie tief ein und meinte vage seinen Geruch wahrzunehmen. Ein wenig Sandelholz, ein wenig Pferd und Leder, dazu frisch gewaschenes Leinen und der verführerische Duft nach Mann.
Nach Jack.
Sie senkte den Kopf, bis ihre Nase sein Lager berührte, und atmete tief ein. Als würde sie von einer magnetischen Kraft angezogen, fand sie sich kurz darauf auf seinem Bett liegend wieder, das Gesicht in sein Kissen gedrückt und fast weinend wegen ihres wachsenden Verlangens.
Erinnerungen erfassten sie, schwächten ihre Glieder, verursachten Chaos in ihren Gedanken, verführten ihren Körper. Sie dachte an seine großen Hände auf ihr, an seinen heißen Mund, der ihre Schreie geschluckt hatte, während er sie zu neuen Höhen trieb.
Immer wieder. So oft, dass sie am nächsten Tag kaum noch in der Lage gewesen war, zu gehen oder zu sitzen. Sie bekamen einfach nicht genug voneinander in jener Nacht, sanken zwischendurch lediglich in einen kurzen Halbschlaf, die Glieder ineinander verschlungen, die Haut noch feucht von Schweiß und Körpersäften, das Herz wild pochend von der soeben erlebten Lust … Seine Hand ruhte auf ihrem Bauch oder ihrem Schenkel, und schon die einfache Berührung ließ ihre Haut brennen, weckte aufs Neue Empfindungen, die gerade erst befriedigt worden waren.
Sie rollte sich auf den Rücken, schloss die Augen, ließ diese Nacht erneut vor ihrem inneren Auge ablaufen. Ein anderes Zimmer, ein anderes Bett … Seine Hand, die sich zunächst ganz leicht ein wenig bewegte. Hinunter zu ihrem Venushügel oder hinauf zu ihren empfindsamen Brüsten. Und sie? In ihrer Vorstellung sah sie, wie sie sich zu ihm umdrehte, unfähig dieser wandernden Hand zu widerstehen …
Laurels Hand glitt an ihrem Hals hinab in ihr Mieder. Ihre Finger rollten sanft eine Brustspitze, die sich sogleich aufrichtete – ihr Körper erinnerte sich an Jacks sanfte Berührungen. Laurel stöhnte und genoss das Gefühl. Zwischen ihr und Jack war nichts zufällig geschehen. Sie bewegten sich wie Planeten in ihrer Umlaufbahn, nur den Gesetzen der Natur gehorchend. Bereits die leichteste Berührung durch seine Hand unterwarf sie seinen Wünschen. Seine großen, heißen Hände …
Unter dem neuen Kleid war sie nackt. Um die kostbare Unterwäsche zu schonen, hatte sie sich eingeredet. Jetzt fragte sie sich jedoch, ob ihre Gedanken nicht unbewusst bereits vorher auf das hier gerichtet waren. Sie schob ihren Rock hoch, und ihre Finger ertasteten ihre empfindsamste Stelle, streichelten und liebkosten sie. Jack würde jetzt seinen Handballen auf ihr Geschlecht legen, es mit der Hitze seiner Haut wärmen, bis es anschwoll und in seiner Hand feucht wurde.
Ihre Finger glitten in die feuchte Spalte. Wie konnte eine einzige Nacht sie dermaßen verändern und eine völlig unbekannte Seite in ihr zum Vorschein bringen? Sie hatte sich ihm in jener Nacht ohne alle Scham und ohne jede Hemmung hingegeben, musste nicht einmal zu den gewagtesten Dingen überredet werden. Alles, was sie taten, geschah wortlos. Er war in ihren Körper
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