Ein Versprechen aus Afrika
sofort nach Deutschland zurückkehren würde, könnte er aufgrund seiner Abhängigkeit vom Insulin in Lebensgefahr geraten.
Der redliche Schweizer überlegte kurz, wie er dem Fast-Landsmann helfen konnte. Als er seinen Entschluss gefasst hatte, begleitete er Wolker zum Bahnhof, lieh ihm das Geld für die Fahrkarte und schenkte ihm eine Telefonkarte, damit Heinrich seine Frau im entlegenen Engelstadt anrufen konnte. Bei dem bewegten Abschied erzählte der Pechvogel, dass seine Frau im kirchlichen Bereich tätig sei. Dann bedankte er sich bei seinem Gönner und versicherte ihm, dass er ihm umgehend das geliehene Geld zusenden würde. Zuvor hatte sich der Diabetiker die Kontonummer seines Wohltäters in ein Notizbuch notiert.
Einen Monat später war jedoch immer noch keine Geldüberweisung erfolgt. Daraufhin beschloss der Schweizer Wohltäter, seinem Schuldner zu schreiben, aber der Brief kam mit dem Vermerk »Unbekannt verzogen« zurück. Obwohl Herr Gerber ein herzensguter Mensch war, ärgerte er sich über diese Nachricht und wandte sich unverzüglich an die Polizei in Engelstadt, die ihm allerdings sehr schnell antwortete, dass der Diabetiker leider nicht auffindbar sei. Seit Jahren zog er quer durch Westeuropa, wobei er offensichtlich seine Technik und seinen Text verbessert hatte, und bettelte gutmütige Deutsche oder andere an, die lieber sieben- oder achthundert Franc (zwischen hundert und hundertfünfzig Euro) riskierten, als das Leben eines Menschen aufs Spiel zu setzen. Eine Wohltat trifft häufig den Falschen...
Die Süßwarenbande
Im Jahre 1949 war Maria Brogan siebzehn Jahre alt. Ihr Vater, Pastor Brogan, stand einer der vornehmen Gemeinden Bostons vor, der puritanischsten Stadt der Vereinigten Staaten. Maria Brogan stammte also aus guter Familie und besuchte während der Woche eines der exklusivsten und teuersten Colleges des Landes. Und am Sonntag trat sie im Kirchenchor als Solistin auf.
Die Gemeindemitglieder, die dem Gottesdienst beiwohnten, zollten ihr grenzenlose Bewunderung. Was für eine schöne Stimme und welche Zurückhaltung in der Kleidung und im Verhalten! Gott sei Dank, dass es im modernen Amerika nicht nur diese ausgeflippten Mädchen ohne Moral gab, die zu Jazzmelodien tanzten...
Brian Lester, achtzehn Jahre alt, war einer der heftigsten Verehrer von Maria. Sein Vater besaß eine große Textilfabrik. In seinem College, das nicht weniger nobel und teuer war, stach er durch seinen Lerneifer hervor und glänzte durch ausgezeichnete Noten in den naturwissenschaftlichen Fächern.
Brian hatte sich lange dagegen gewehrt, sich die Wahrheit einzugestehen. Jetzt aber konnte er sie nicht länger verbergen. Er war verliebt in Maria, ja, er war rasend verliebt in sie. Die wenigen Worte, die er mit ihr bei den gesellschaftlichen Anlässen, bei denen sie sich getroffen hatten, oder vor den Sonntagsgottesdiensten, in denen sie so wunderbar sang, gewechselt hatte, hatten ausgereicht, dass er sich Hals über Kopf in sie verliebte. Aber nun, so hatte er beschlossen, würde er sich ihr bei der nächstbesten Gelegenheit offenbaren.
Auf den ersten Blick erkennt man nicht unbedingt den Zusammenhang zwischen diesen reizenden jungen Leuten und einem Buch über die großen Betrügereien. Und dennoch — wir gehen gleich näher darauf ein — sollten Maria Brogan und Brian Lester über kurz oder lang das Gesprächsthema Nummer eins sein.
Am Samstag darauf gelang es Brian endlich, mit Maria zu sprechen. Er hatte es gewagt, das junge Mädchen nach der Schule abzupassen. Als sie ihn entdeckte, begrüßte sie ihn freundlich: »Hallo, Brian!«
Brian senkte den Kopf, denn er wusste nicht, wie er beginnen sollte.
»Maria... Ich wollte dir sagen...«
Und dann wagte er den Sprung ins kalte Wasser und gestand ihr alles: Wie er sich bereits bei der ersten Begegnung Hals über Kopf in sie verliebt habe und jeden Sonntag in der Messe voller Entzücken sei, wenn er sie singen höre.
Zu seiner großen Überraschung wirkte Maria keineswegs schockiert über seine Liebeserklärung, eher ein wenig irritiert. Dann sprach sie folgende unglaubliche Worte aus: »Brian, ich liebe dich auch.«
Brian Lester wusste nicht mehr, wie ihm geschah. Nach langem Schweigen fragte er sie: »Willst du mich heiraten?«
Und Maria sagte Ja... Sie waren wie verzaubert, wagten nicht, an ihr Glück zu glauben. Wieder breitete sich Stille aus, die Maria beendete, indem sie einen Seufzer ausstieß: »Unsere Eltern werden nie und
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