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Ein Versprechen aus Afrika

Ein Versprechen aus Afrika

Titel: Ein Versprechen aus Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Bellemare
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Mittag, fünfzigtausend Dollar auszahlen, sofern Sie bis dahin Ihr Augenlicht nicht wiedererlangt haben. Also haben wir noch ein wenig Zeit, Mister Clark.«
    Emily, aschfahl vor Zorn, mischte sich ein: »Schämen Sie sich nicht, sich gegenüber einem Behinderten so zu verhalten? Wenn Sie meinen Mann für einen Betrüger halten, dann sagen Sie es ihm gleich auf den Kopf zu.«
    »Ich halte alle für Betrüger. Das ist mein Job.«
    »Dann tun Sie mir aber Leid.«
    Der Detektiv lächelte.
    »Bedauern Sie mich nicht, meine Liebe. Ich sage Ihnen etwas: Ich erhalte zehn Prozent von den Summen, die die Versicherungsgesellschaft dank meiner Hilfe nicht ausbezahlen muss. Fünftausend Dollar, das lohnt sich doch, oder?«
    Dann wandte er sich Peter Clark zu. »Bis bald, Mister Clark. Ich werde Sie künftig häufiger besuchen.«
     
    Zehn Tage waren vergangen, was für Peter Clark keine große Bedeutung hatte, da für ihn Tag und Nacht gleich waren. Er hielt sich im Haus auf, während seine Frau im Laden stand. Er war total niedergeschlagen. Das widerliche Verhalten des Detektivs, die Fallen, die er ihm hatte stellen wollen und von denen ihm Emily berichtet hatte, trugen dazu bei, ihn noch trübsinniger zu machen. Nicht, dass er Angst gehabt hätte, die fünfzigtausend Dollar nicht zu erhalten. Er würde sie ausgezahlt bekommen, weil er leider blind war, doch er lehnte sich gegen so viel Härte und Grausamkeit auf. O Gott, wie schrecklich waren diese Menschen! Fast müsste er sich freuen, sie nicht mehr sehen zu müssen.
    Während er noch seinen trüben Gedanken nachhing, geschah das Wunder. Es begann mit einem hellen Nebel. Peter Clark schrie auf. Das Augenlicht kehrte zurück. Dann aber schwieg er wieder und wartete ängstlich ab. Würde es dabei bleiben? Würde sich sein Augenlicht auf diese Art milchige Sicht beschränken? Doch nein, das Wunder setzte sich fort. Allmählich konnte er Konturen wahrnehmen. Er erkannte die Möbel und die vertrauten Gegenstände. Die Umrisse wurden immer schärfer. Peter Clark sprang von seinem Sessel auf und stieß einen Triumphschrei aus. Er sah! Er sah genauso gut wie vorher!
    Seine Erregung war so groß, dass er schwankte und sich wieder in den Sessel fallen ließ. Dann erhob er sich erneut. Er hatte vor, ins Geschäft zu eilen, um Emily die freudige Nachricht zu überbringen. Doch im gleichen Augenblick setzte er sich fast automatisch wieder hin. Er stellte sich den Versicherungsagenten vor, das triumphierende Grinsen von Richard Lemmon, wenn dieser die Neuigkeit erfahren und seine fünftausend Dollar einstecken würde. Der widerliche Kerl hatte also gewonnen. Vielleicht war er sogar davon überzeugt, dass er schon bei ihrem ersten Treffen Recht gehabt und Clark bereits damals das Augenlicht wieder zurückgewonnen und nur Komödie gespielt hatte, dass er dann aber aufgegeben hatte, weil die Situation unerträglich geworden war.
    So durfte es nicht laufen. Also fasste er einen Entschluss. Der anständige, biedere Süßwarenhändler ohne Geschichte beschloss, die Versicherung zu betrügen. Und zwar nicht aus Gier. Die fünfzigtausend Dollar interessierten ihn wenig, auch wenn das mehr Geld war, als er sein ganzes Leben lang verdienen würde. Es war ihm auch egal, dass Emily und er mit einer solchen Summe bis zu ihrem Lebensende sorglos leben, das langweilige Redfield und Süddakota hinter sich lassen könnten, um sich in Florida, auf den Bahamas oder in Europa niederzulassen. Nein, was zählte, waren die zehn Prozent von Richard Lemmon. Die würde der nicht bekommen! Clark sagte ihm den Krieg an. Der kleine Süßwarenhändler fühlte sich plötzlich wie ein routinierter Gangster.
    Nachdem sein Entschluss feststand, versuchte er, ruhig nachzudenken. Es gab ein Problem: Emily. Er musste ihr die Wahrheit verschweigen, denn sie hatte sehr strenge Prinzipien. Einen solchen Betrug würde sie nie und nimmer gutheißen, auch wenn die Haltung des Versicherungsdetektivs sie genauso abstieß wie ihn. Zudem war sie unfähig zu lügen.
    Er würde also auch ihr eine Komödie vorspielen müssen. Er ahnte, dass die Prüfung, die vor ihm lag, sehr schwierig und gefährlich sein würde, doch er würde nicht nachgeben. Er war jetzt so lange blind gewesen, dass er sich wie ein Blinder verhielt. Er würde weiterhin den Blinden spielen und sich vor allem dazu zwingen, die Augen zu schließen, wenn er allein war. Es war jetzt der 30. Mai, das Ende der Prüfung fand Mitte Oktober statt. Bis dahin also musste er

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