Ein Versprechen aus Afrika
durchhalten.
Von diesem Augenblick an begann ein schreckliches, unerbittliches Blindekuh-Spiel. Peter Clark hatte keinerlei Schwierigkeiten mit der gutgläubigen Emily, die nichts ahnte, doch was Richard Lemmon anging, sah der Fall ganz anders aus. Der Detektiv versuchte mit allen Mitteln, ihn zu überführen. Sein Engagement war unglaublich.
An einem Juniabend begann Peter Clark, mit seinem weißen Stock und einem Hund, für den die Nachbarn zusammengelegt hatten, durch die Straßen von Redfield zu gehen. Er bewegte sich äußerst vorsichtig vorwärts, tastete sich mit dem Stock die Kante des Trottoirs entlang und machte an einer Straßenecke wieder kehrt, als plötzlich der Versicherungsdetektiv vor ihm stand. Lemmon verharrte unbeweglich und hinderte ihn am Weitergehen. Peter zuckte unwillkürlich zusammen. Richard Lemmon brach in einen triumphierenden Schrei aus.
»Clark, Sie sind entlarvt, Sie haben mich gesehen.« Doch dem Süßwarenhändler gelang es, Herr der Lage zu werden.
»Ich habe Sie nicht gesehen, ich habe nur gespürt, dass jemand da ist. Seit ich blind bin, erkenne ich die Leute an der Luft, die sie ausatmen.«
Etwas später, Anfang Juli, verbuchte Peter Clark einen Punkt für sich. Er war allein zu Hause, als er am Eingang ein leichtes Geräusch wahrnahm. Es war der Schlüssel, der im Schloss umgedreht wurde. Er fragte: »Emily, bist du es?«
Keine Antwort. Da tauchte Richard Lemmon auf und ging behutsam auf Zehenspitzen. Er hatte sich, der Himmel mochte wissen, woher, einen Zweitschlüssel besorgt, vielleicht sogar einen Passepartout. Aber er bemühte sich vergeblich. Peter, der auf alles gefasst und stets auf der Hut war, lernte gerade die Blindenschrift. Das Buch lag auf dem Tisch des Wohnzimmers. Richard Lemmon blieb in der Mitte des Zimmers stehen und wirkte verärgert, was seinen Gegner mit Genugtuung erfüllte.
»Ich weiß, dass Sie es sind, Lemmon. Ich sehe Sie nicht, aber ich weiß, dass Sie es sind.«
»Sie sind sehr stark. Aber ich will Ihnen etwas sagen: Ich bin sicher — verstehen Sie mich? — , absolut sicher, dass Sie nicht blind sind und ich werde Sie der Lüge überführen!«
»Verschwinden Sie oder ich rufe die Polizei.«
»Wie denn?«
»Indem ich ans Telefon gehe und die Nummer wähle. Alle Blinden können das.«
»Okay, okay. Natürlich gibt es keine Spuren für meinen Besuch bei Ihnen.« Lemmon fuchtelte mit den Händen, die in Handschuhen steckten: »Sehen Sie?«
Peter Clark erwiderte ruhig: »Ich weiß, dass Sie Handschuhe tragen.«
15. August 1963. Peter Clark saß allein im Wohnzimmer und hörte Radio. Eigentlich hatte er sich nie viel aus Radioprogrammen gemacht, aber als Blindem bot sich Radio hören logischerweise an. Die Vorhänge waren zugezogen und er hatte das Schloss auswechseln lassen. Im Augenblick brauchte er nicht zu fürchten, dass der Detektiv plötzlich auftauchen würde. So gönnte sich der Süßwarenhändler einen Moment der Entspannung. Er las die Sportseite der Zeitung, die Emily auf dem Tisch hatte liegen lassen. Er kehrte der Tür den Rücken zu, und da das Radio lief, hörte er nicht, wie die Tür aufging. Plötzlich vernahm er einen Schrei hinter sich.
»Peter!«
Peter Clark drehte sich um. Emily stand vor ihm und machte einen völlig verstörten Eindruck. Es wäre absurd gewesen, jetzt noch etwas zu leugnen.
»Hör zu, Emily, ich werde es dir erklären.«
Emily hatte sich wieder gefangen.
»Es ist also wahr? Er hatte folglich Recht und du hast gelogen. Du bist ein Betrüger. Ich habe einen Betrüger geheiratet.«
Peter Clark näherte sich in dem üblichen Schritt eines Sehenden seiner Frau und nahm sie in die Arme.
»Ich werde dir alles erzählen.«
Und genau das tat er dann auch. Das erste Mal sei er wirklich blind gewesen; nicht die Habgier nach Geld habe ihn, als er sein Augenlicht zurückgewonnen hatte, bewogen, dies zu verheimlichen, sondern die Aussicht, dass dieses verhasste Individuum triumphieren würde. Sie müsse ihm glauben, er sei zu allem bereit, damit sie ihm glauben möge. Dann hatte er plötzlich einen genialen Einfall.
»Hör zu. Um es dir zu beweisen, schwöre ich, dass ich die fünfzigtausend Dollar, wenn wir sie erhalten, spenden werde.«
»Ehrlich?«
»Es ist genauso wahr, wie ich dich sehe.«
Emily Clark schniefte und trocknete sich die Tränen.
»Ich glaube dir, Peter. Aber ich bin nicht fähig, weiterhin diese Komödie zu spielen. Der Detektiv streicht hier immer herum.«
»Fahr zu deiner
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