Ein verzauberter Sommer: Roman (German Edition)
bei Peter, sondern weißlich rosa wie das Rote an einem Apfel. Sie hatte sich an Lennys Gestalt, an seinen Körper gewöhnt, und es fühlte sich merkwürdig an, in den Armen eines anderen zu liegen, obwohl es Peter war. Trotzdem … »Das tut so gut«, murmelte sie.
Weil sie zusammenpassten. Sie atmeten im gleichen Takt. Die Höhlung zwischen seiner Brust und seiner Schulter hatte genau die richtige Form für ihren Kopf, und ihre Hüfte passte genau in die Kurve, die seine Hüfte und seine Leiste bildeten.
Er hielt sie in den Armen und streichelte ihr Haar. »Flavia, Flavia, ich habe nie aufgehört, dich zu lieben«, flüsterte er.
»Auch ich habe dich immer geliebt, mein Liebster«, sagte sie.
Und sie entspannte sich, bis sie nicht mehr zitterte, und glitt in einen friedvollen, fast hypnotischen Zustand, der ein bisschen wie schlafen war …
Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie dort lagen und einander umfangen hielten. Später, als sie sich von ihm verabschiedet hatte und auf den Bus nach Hause wartete, dachte sie darüber nach. Sie spürte immer noch seine Haut auf ihrer, roch immer noch seinen Duft, den holzigen Tabakgeruch, in den sich der Hauch von etwas Chemischem mischte. Hatte er mit der Chemotherapie begonnen? Sie hatte sich nicht einmal danach erkundigt.
Sie hatte kein schlechtes Gewissen Lenny gegenüber. Dies hier hatte nichts mit Lenny zu tun, es würde keine Auswirkungen auf ihn haben.
Ihr wurde außerdem klar, dass sie Peter doch kannte. Es war ein tieferes Verständnis, das in ihnen beiden lag und in der Art, wie sie zusammenpassten. In ihrer Liebe zueinander, die sie nie verloren hatten. In der Art, wie er sie festhielt und wie sie sich in seinen Armen fühlte.
67. Kapitel
T ess war immer noch zornig, als sie ihre Tauchausrüstung zusammensuchte. Sie wusste ganz genau, dass sie nicht in der richtigen Gemütsverfassung für einen Tauchgang war. Es war wichtig, dass man ruhig war und so wenig Energie wie möglich verbrauchte, um Sauerstoff zu sparen und unter Wasser richtig zu reagieren.
Aber sie würde sich von Giovanni Sciarra nicht den Tag verderben lassen. Sie hatte diesen Tauchgang geplant, die Zeiten von Ebbe und Flut überprüft und sich darauf gefreut. Sie würde weitermachen. Und wenn er oder sonst jemand aus seiner verdammten Bruderschaft sie beobachtete, würde er schon sehen, dass sie sich nichts daraus machte.
Tess zog Bikini und Neoprenanzug an, schloss aber die obere Hälfte des Reißverschlusses nicht, weil es immer noch ziemlich warm war und sie ihre gesamte Ausrüstung ans Ufer schleppen musste. Sie war nach Sizilien gereist, um die Geschichte ihrer Mutter zu erforschen, aber sie hatte noch so viel mehr entdeckt … Sie legte ihren Bleigürtel an und legte die Atemmaske, ihre Flossen, die Taschenlampe und ihr kleines Tauchermesser bereit.
Doch während dieser Vorbereitungen dachte ein kleiner Teil von ihr ständig über die Frage nach, ob Il tesoro tatsächlich hier in der Villa Sirena versteckt war. War er die ganze Zeit über hier gewesen? Vielleicht eingemauert hinter dem alten steinernen Kamin, versteckt in dem alten Brunnen oder in dem terrassenförmig angelegten Garten vergraben: fünf Schritte von der Zwergpalme entfernt und drei von dem violetten Hibiskus, ein Kreuz markiert die Stelle …?
Unten in der Bucht war es, als wäre alles durch das Gewitter rein gewaschen worden – vielleicht auch durch das Erdbeben. Die Luft war klar, und das aquamarinblaue Wasser lockte: Komm, Tess. Fühl mich, berühr mich, koste mich …
Sie lief die Treppe hinunter und blickte sich um, aber niemand nahm Notiz von einer Frau in einem Neoprenanzug, die eine Sauerstoffflasche auf den Rücken geschnallt hatte. Sie ging hinüber zu dem steinernen Anlegesteg. Toninos Tür stand weit offen, aber von ihm war nichts zu sehen. Was hätte er auch tun können? Was würde er tun? Gar nichts, so war das.
Tess schüttelte den Kopf. Nein. Sie musste allein damit zurechtkommen. Mit Giovanni, aber auch mit der Villa, ihrer herrlichen rosafarbenen Villa, die jetzt nur noch das Erbe eines Verrats zu beherbergen schien. Und vielleicht den tesoro …
Die Sonne brannte ihr auf Kopf und Schultern, und in ihrem Neoprenanzug, mit dem Gewicht auf ihrem Rücken und dem Bleigürtel um die Taille, wurde ihr heiß. Sie konnte es kaum abwarten, ins Wasser zu kommen. Nach den üblichen Überprüfungen watete sie hinein und spürte die köstliche Erleichterung, die das kühle Nass bedeutete. Es war, als würde
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