Ein verzauberter Sommer: Roman (German Edition)
erkennen.
Tonino senkte den Kopf. »Der Fischer war untröstlich«, erklärte er. »Da half es ihm auch nicht, dass die Fische zurückkehrten oder er bei Vollmond ihr Lied hören konnte. ›Ich hätte nicht von ihr erwarten dürfen, in meiner Welt zu leben‹, sagte er sich. Und als das nächste Mal Vollmond war, ging er hinunter ans Wasser und watete ins Meer.«
Tess sah ihn unverwandt an. »Und dann?«
»Er sah sie im Mondschein bei den Felsen«, erzählte er weiter. »Er sah in ihre blauvioletten Augen. Er lauschte ihr, wie sie dasselbe wunderbare Lied wie früher sang. Und als sie im Morgengrauen wieder ins Meer glitt, folgte er ihr.«
Tonino verschränkte die Arme. »Finito« , erklärte er.
Finito? Tess fragte sich, ob Edward Westerman diese Geschichte je gehört hatte. »Und was sagt uns die Geschichte nun?«, überlegte sie laut. »Dass wir für die Liebe alles aufgeben sollen? Oder dass wir alle unsere Freiheit brauchen?«
Tonino fuhr mit der Hand zärtlich über sein Mosaik. »Vielleicht erzählt sie uns ja auch etwas über Beziehungen«, meinte er.
Und was ist dann mit uns, hätte sie am liebsten gefragt. Hatte er dieses Mitternachtspicknick nur ausgerichtet, um ihr seine neueste Arbeit zu zeigen und über Meerjungfrauen zu reden?
»Die Meerjungfrau, la Sirena , ist für dich, Tess«, sagte er.
»Für mich?« Sie war so wunderschön. Tess wusste nicht, was sie sagen sollte.
»Ich habe mit deiner Mutter gesprochen.«
»Meiner Mutter?«
»Genau wie ich findet sie, dass es Zeit wird«, erklärte er.
»Zeit?« O Gott, sie entwickelte sich doch nicht zu einem dieser Menschen, die ständig wiederholten, was andere sagten?
Tonino kam zu ihr herüber und stand nun vor ihr, so nah, dass sie seinen Geruch wahrnahm: Klebstoff, Staub, Stein und sizilianische Zitronen, eine berauschende Mischung. Er streckte die Hand aus und half ihr beim Aufstehen. Seine Augen waren tiefdunkel, doch anders als zuvor schienen sie ihr etwas sagen zu wollen. Die alte Narbe in seinem Gesicht, die geschwungene Linie seiner Wange, sein Kiefer … Ja, das erinnerte sie an jemanden oder etwas. Aus einem seltsamen Grund schien es sie an zu Hause zu erinnern. Wo immer oder wer immer das sein sollte.
Er legte ihr die Hände auf die Schultern. »Es ist Zeit, die Vergangenheit ruhen zu lassen«, sagte er. Er machte noch einen Schritt auf sie zu, berührte sie fast. »Ich glaube nicht, dass wir in so unterschiedlichen Welten leben, du und ich.«
Tess begriff, was er ihr zu sagen versuchte. »Du meinst …«
Er kam noch näher. »Genau das meine ich«, sagte er.
ENDE
Dank
I ch danke meiner wunderbaren Agentin Teresa Chris, die mich tyrannisiert und unterstützt und immer an mich als Autorin geglaubt hat. Auch Suzanne de Roche danke ich für ihre harte Arbeit. Mein Dank gilt außerdem Stefanie Heinen, meiner Redakteurin bei Lübbe, und meiner ehemaligen Redakteurin Regina Hartig, die bei Lübbe meine vorherigen Romane betreut hat, sowie allen anderen, die mit meinen Romanen zu tun haben und hatten. Ihnen allen gilt meine große Wertschätzung.
Danken möchte ich auch meinem lieben Freund Alan Fish, der mir stets wohlgesonnen und immer bereit ist, meine Arbeiten zu lesen und mir mitzuteilen, was er wirklich davon hält. Auch bei diesem Buch hat er mich bei Recherchen unterstützt, als mir Zeit und Kraft knapp zu werden drohten …
Einen großen Teil dieses Buchs habe ich unterwegs geschrieben, auf Reisen in Europa, daher geht ein besonderer Dank an meine Freundin Caroline Neilson, die sich um alles gekümmert hat, während wir fort waren, und an meine Töchter Alexa und Anna und meinen Sohn Luke, die weiterhin meine Inspiration sind.
Und schließlich hätte ich dieses Buch nicht ohne meinen Partner – und bald Ehemann! – Grey schreiben können, der sich klug und einfühlsam alles anhört, was ich schreibe, und der beste Reisegefährte und Brainstormer ist, den man sich nur wünschen kann!
Juliet Hall ist Britin. Sie unterrichtet Schreiben und organisiert Literatur- und Musikfestivals in ihrer Heimatstadt an der Küste von West Dorset. Zu ihren liebsten Reisezielen gehört Italien. Mit ihrem ersten Roman, Das Erbe der Töchter , versetzte sie ihre Leser an die italienische Riviera, während Eine letzte Spur von Dorset nach Rom und Umbrien führt. Nach Ausflügen durch viele wunderbare Städte Europas in Emilys Sehnsucht führt sie uns mit diesem Roman wieder nach Italien – in ein bezauberndes Dorf auf Sizilien.
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