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Ein verzauberter Sommer: Roman (German Edition)

Ein verzauberter Sommer: Roman (German Edition)

Titel: Ein verzauberter Sommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Hall
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erwischen, überhaupt einen Ansatzpunkt zu bekommen. Sie konnte ihn nicht bewegen.
    Verdammt. Mist. Keine Panik, Tess .
    Noch einmal versuchte sie, ihr Bein zu bewegen. Nichts. Sie spürte, wie der Felsbrocken daraufdrückte, und ihr wurde klar, dass ihr Bein gegen die Wand des Felstunnels gepresst wurde. Sie war sich ziemlich sicher, dass nichts gebrochen war. Aber was nützte das, wenn sie sich nicht bewegen konnte?
    Sie dachte an Tonino und an die Geschichte seines Tauchpartners, der sich in einem zerrissenen Fischernetz verfangen hatte. Niemand war da gewesen, um ihm zu helfen. Tonino war nicht da gewesen, um ihm zu helfen. Tauch nicht allein, Tess. Das ist gegen die Regeln …
    Sie war so verdammt dumm gewesen, dachte sie. Niemand war hier. Niemand konnte ihr helfen. Sie war auf sich gestellt. Es war sinnlos, den Luftvorrat zu sparen. Sie musste alles versuchen, um den Fels von ihrem Bein zu schieben.
    Sie dachte an Ginny. Und sie dachte an die Reise ihrer Mutter nach England, an ihre eigene Reise nach Sizilien.
    Okay. Sie hatte noch zwölf Minuten, und sie musste hier rauskommen.

68. Kapitel
    S ie war kurzsichtig gewesen, dachte Flavia. Es war kurzsichtig von ihr gewesen, sich einzubilden, Lenny würde nichts erfahren, nichts ahnen, nichts spüren. Und kurzsichtig war sie auch, weil ihr nicht klar gewesen war, wie er empfand, wie er immer empfunden hatte. Sie hatte geglaubt, ihre Gefühle gegenüber Peter hätten nichts mit ihm zu tun. Aber das hatten sie. Er war schließlich ihr Mann.
    »Du weißt, dass ich dich liebe«, hatte sie ihm erklärt, als er aus dem Krankenhaus entlassen wurde. »Weißt du, wie viel du mir bedeutest?« Nach allem, was sie zusammen durchgemacht hatten, fühlte es sich seltsam an, so etwas zu sagen. Flavia hatte nie zuvor das Bedürfnis danach gehabt, nie geahnt, dass es nötig war. Aber jetzt wusste sie, dass sie es tun musste. Manchmal musste man Gefühle in Worte fassen. Missverständnisse konnten ein Leben lang fortbestehen, denn der andere schleppte sie meist mit sich herum, ohne dass man selbst etwas davon ahnte.
    »Du hast zu mir gehalten, meine liebste Flavia«, sagte er. »Mehr konnte ich nicht verlangen.«
    Sie hielt seine gesunde Hand. Sie fühlte sich schlaff und hilflos an. Flavia hasste es, ihn so zu sehen. Er war doch ihre Kraft, ihr Fels in der Brandung, ihr Lenny …
    »Du hast die Briefe gelesen«, sagte sie und sah ihm ins Gesicht. »Du weißt, dass wir uns geschrieben haben.«
    Er zögerte kurz, dann nickte er.
    »Er ist hergekommen, weißt du.« Sie berichtete ihm von dem ersten Besuch. »Und ich habe mich einmal mit ihm getroffen, nachdem ich erfahren hatte, dass er sehr krank war.«
    »Danke«, sagte Lenny.
    »Wofür?« Flavia war verwirrt.
    »Dafür, dass du mich nicht verlassen hast natürlich. Dass du nicht mit ihm fortgegangen bist.«
    Sie wollte schon protestieren, fragen, wie sie ihn denn hätte verlassen können, wo sie ihn doch liebte. Aber ihr wurde klar, dass er recht hatte. Als Peter zum ersten Mal zu ihr gekommen war, da hatte sie beide geliebt. Also hätte sie mit Peter gehen können, und es wäre nicht einmal schwer gewesen. Der richtige Blick und die richtige Berührung zur richtigen Zeit, und sie hätte Lenny verlassen.
    »Ich weiß, was du für ihn empfunden hast«, erklärte Lenny. »Vergiss nicht, ich habe euch beide gesehen. In Exeter. Ich habe gesehen, wie viel er dir bedeutet hat.«
    »Das stimmt«, gestand Flavia. »Aber ich habe auch viel für dich empfunden.« Sie legte die Hand an seine Wange. Er hatte sich ein paar Tage nicht rasiert, und sie war mit dicken grauen Stoppeln überzogen. Später würde sie ihn rasieren. Sie wollte etwas für ihn tun, ihm klarmachen … »Wir haben uns zusammen ein Leben aufgebaut«, sagte sie. »Du und ich. Ich habe dich geliebt. Ich liebe dich immer noch.«
    »Und Peter?« Er verzog das Gesicht.
    Es war merkwürdig. Mit siebzehn glaubte man, Liebe sei nur etwas für junge Leute. Aber sie war immer noch genauso wichtig, wenn man alt wurde. Sie war wichtig, obwohl Peter schon so viele Jahre tot war.
    »Ach, Lenny«, sagte sie. »Es kommt doch darauf an, was wir haben, du und ich.«
    »Ja?« Er schien an ihren Lippen zu hängen.
    »Einen anderen Menschen wirklich gernzuhaben, in guten und schlechten Zeiten mit ihm zu leben, mit ihm zu arbeiten, mit ihm alt werden zu wollen, das ist Liebe. Das ist wahre Liebe. Nicht Herzchen und Blumen und romantische Träume. Liebe ist das, was wir haben, du und ich. Sie

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