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Ein verzauberter Sommer: Roman (German Edition)

Ein verzauberter Sommer: Roman (German Edition)

Titel: Ein verzauberter Sommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Hall
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worden, ein, zwei Felsen hatten sich bewegt. Was hatte Tonino noch gesagt? Die Felsen bewegen sich immer auf Sizilien; sie mögen fest sein, aber sie bleiben nicht immer am selben Platz.
    Sie atmete tief ein und hustete. Das Geräusch hallte durch die Höhle. Man konnte hier zwar atmen, aber die Luft war unangenehm feucht und modrig und die Atmosphäre kalt. Tess ließ den Strahl der Taschenlampe umherwandern. Die Steine in der Nähe der Wasseroberfläche waren schleimig und mit grünem Moos überwachsen, und im Licht der Lampe sah sie Mineralablagerungen auf den Felsplattformen und Kalkablagerungen, die von der Decke herabwuchsen – Stalaktiten – und … Herrje! Sie zuckte zusammen, als über ihr etwas flatterte und Flügel schlugen. Sie sah etwas Dunkles mit breiten Hautflügeln. Eine Fledermaus.
    Jetzt reichte es. Sie würde von hier verschwinden. Sie tastete nach dem Weg zwischen den Felsen in der Nähe der Wasseroberfläche und sah ein paar schwarze Krabben in Deckung huschen. Schwarz wie der Tod, dachte sie unwillkürlich. Hör auf damit, Tess …
    Sie konnte es kaum abwarten, Tonino von dieser Höhle zu erzählen. Was immer zwischen ihnen passiert war, sie musste Tonino davon berichten.
    Sie wollte gerade die Taschenlampe wegstecken und die Maske wieder aufsetzen, als sie hoch über sich auf einem Felssims etwas erspähte. Es sah aus wie eine Art irdener Topf. Merkwürdig. Und dann zog etwas anderes ihre Aufmerksamkeit auf sich; etwas Weißes, Schimmerndes, das das Licht zu reflektieren schien. Wie ein Haufen … Das konnte nicht sein, oder? Tess wollte nicht noch einmal hinsehen, aber sie musste.
    Knochen. Ein menschlicher Schädel und weiße, menschliche Knochen. Ein Skelett.
    Verdammt. Tess mochte keine Sekunde länger mehr bleiben. Sie hatte keine Ahnung, was hier passiert war, aber sie wusste, dass sie genug hatte.
    Rasch schob sie das Ventil wieder in den Mund und zog die Maske über. Höhlentauchen konnte gefährlich sein, und sie hatte nicht die nötige Ausbildung. Sie sollte wirklich nicht hier sein, vor allem nicht allein. Aber dazu war es jetzt zu spät. Sie bewegte sich wieder auf den Tunnel zu. Langsam, mach langsam, Tess . Sie tauchte auf den Felstunnel und die Öffnung zu, zurück zum offenen Meer. Kein Grund zur Panik. Sie musste sich zusammenreißen.
    Da drinnen war jemand gestorben. Vor langer, langer Zeit. So etwas kam vor. Die unterseeische Höhle war immer da gewesen. Aber der Eingang war verschlossen worden, vielleicht durch ein früheres Beben. Ein paar Felsen konnten von oben herabgestürzt sein und den Eingang verschlossen haben. Und nun hatte er sich dank des Erdstoßes wieder geöffnet. Die Felsen waren erneut in Bewegung geraten.
    Sie war jetzt ganz nah an der Öffnung. Im Licht ihrer Taschenlampe sah sie die Stelle vor sich, wo die Felsen von oben herunterhingen und der Tunnel am schmalsten war.
    Ihre Theorie war möglich, hier auf Sizilien sogar wahrscheinlich. Schließlich … Sie streckte die behandschuhte Hand aus. Das hier sah wie eine Art Verwerfungslinie aus, und …
    Es geschah furchtbar schnell. Sie bewegte sich gerade vorsichtig auf die Öffnung zu und musterte dabei immer noch die Felsen im Tunnel. Ihr Hirn arbeitete schnell, während sie sich ganz langsam bewegte.
    Plötzlich hörte und spürte sie etwas direkt hinter sich, eine Art Schauer, der durch den Fels lief, und ein dumpfes, schweres Klatschen.
    Und dann konnte sie sich überhaupt nicht mehr bewegen.
    Sie spürte keinen Schmerz, was verwirrend war. Aber als sie sich so weit umdrehte, wie sie konnte, sah sie, dass ein Felsbrocken, der vielleicht nach dem Beben noch keinen festen Halt gefunden hatte, in Bewegung geraten und abgestürzt war. Und irgendwie – sie war sich nicht sicher, wie – hatte er ihr Bein eingeklemmt.
    Aber sie spürte ihr Bein, sie war nicht verletzt. Also durfte sie nicht in Panik geraten. Sie brauchte nur ihr Bein darunter hervorzuziehen. Das sollte nicht allzu schwierig werden.
    Sie versuchte es. Es gelang ihr, das Bein zwei, drei Zentimeter nach rechts und links zu bewegen, aber sie konnte es nicht unter dem Felsbrocken hervorziehen. Mist. Keine Panik, Tess .
    Unwillkürlich warf sie einen Blick auf ihren Druckanzeiger. Noch fünfzehn Bar Luft. Okay. Eine Viertelstunde. Kein Problem.
    Erneut drehte sie den Oberkörper und drückte erfolglos gegen den Felsbrocken. Er war verdammt schwer. Sie schob und schob, aber es war schwierig, sich weit genug umzudrehen, um den richtigen Winkel zu

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