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Ein verzauberter Sommer: Roman (German Edition)

Ein verzauberter Sommer: Roman (German Edition)

Titel: Ein verzauberter Sommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Hall
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Geschichte ihrer Mutter, was immer dahinterstecken mochte … Sie streckte den Rücken durch und stand hoch aufgerichtet da.
    »Haben Sie Ihr Auto abgeschlossen?«, fragte er.
    »Ja.«
    Ganz ähnlich wie vorhin bei seiner Tante streckte er ihr die Hand entgegen. Und wie Santina kramte Tess in ihrer Tasche nach dem Schlüssel und legte ihn hinein. Sie erinnerte sich nicht mehr an den Namen der Straße, in der sie geparkt hatte, und er fragte nicht. Er nickte nur, knallte die Hacken wie zu einem militärischen Gruß zusammen und war fort.
    Tess holte tief Luft und trat ein.

9. Kapitel
    T ess schlief so fest, dass sie beim Aufwachen einen Moment lang nicht wusste, wo sie sich befand. Ihre Gedanken huschten herum – Robin, Ginny, ihre Mutter. Stille. Und dann wusste sie es. Sie war hier in der Villa Sirena; und ihr geöffneter Koffer lag einsam am Fuß des breiten Bettes aus Kastanienholz.
    Sie kletterte hinaus und tappte zu dem großen, breiten Fenster, vor dem eine lange Gardine aus genopptem Musselin in einer leichten Brise flatterte. Im Zimmer war es warm, und die Luft war abgestanden. Sie schob die Gardine beiseite und riss die Fenster und die Läden weit auf.
    Herrgott! Einen Moment lang starrte sie einfach mit offenem Mund hinaus. Giovanni hatte recht gehabt, was die Aussicht anging. Links von ihr schmückten Felsvorsprünge, Olivenhaine und Tamarisken die Berghänge. Kleine, flaumige Wolken schlangen ihre Tentakel um die Gipfel und sahen vor dem blassblauen Morgenhimmel so zart und verführerisch aus, dass sie am liebsten mit einem Löffel von ihnen gekostet hätte. Eine verschlungene Straße führte aus den Bergen hinunter ins Dorf. Die Ansammlung von Häusern schuf ein Puzzle aus hellen Fassaden, uralten Steinmauern, dem Torbogen des – wie hatte er es genannt? – des baglio , durch den sie gestern Abend gegangen waren, und den Stufen, die zur Bucht hinunterfuhren. Und was für eine Bucht das war! Im Tageslicht sah sie sogar noch schöner aus.
    Unterhalb des baglio und, von ihrem erhöhten Standpunkt aus betrachtet, beinahe unter ihr sah sie in der Bucht ein paar verfallene Gebäude und etwas, was eine Art Bootshaus mit drei großen Bögen hätte sein können, denn es führte zum Landungssteg. Rostige Anker standen wie Soldaten vor Wänden, von denen der helle, sandfarbene Anstrich abblätterte. Die Fenster über den Steintrögen, in denen weißer Oleander wuchs, waren vergittert. Vor dem Gebäude stand ein einsamer Feigenbaum, der seine Zweige ausbreitete, als wolle er sie willkommen heißen.
    Der aus Stein gebaute Steg reckte sich wie ein Finger in das türkisfarbene Wasser, das an den Felsen leckte. Tess beschattete ihre Augen, um sie vor der grellen Sonne zu schützen. Weiter draußen auf dem Meer ragte eine Reihe von Felsformationen aus dem Wasser. Sie waren beige und weiß und sahen aus wie mit rostfarbenen Tränen überzogen. Keine Seele hielt sich an dem winzigen Strand auf. Das Einzige, was sie hörte, war der einsame Ruf einer fernen Möwe. Das hier war ihre Aussicht, rief sich Tess ins Gedächtnis. Kurz dachte sie an Robin und spürte einen Anflug von Trauer. Zur Hölle mit ihm! Er hatte sich entschieden. Sie war hier, und darauf kam es an. Allein, aber hier.
    Das Haus – ihr Haus – besaß zwei Stockwerke und war in einem Halbkreis erbaut. Das große Schlafzimmer, in dem sie genächtigt hatte, lag in der Mitte dieses Bogens, was die großartige Aussicht erklärte. Tess ging von Zimmer zu Zimmer und lief jedes Mal gleich zum Fenster. Aus den drei nach vorn gelegenen Zimmern sah sie das Meer; aus den hinteren Zimmern fiel ihr Blick auf die Felder und die Berge. Aber sie war halb verhungert; daher ging sie bald über die breite, geschwungene Treppe hinunter in die Küche. Gestern Abend hatte sie erst Ginny eine SMS geschickt, dass sie gut angekommen war, und dann eine kurze Erkundung unternommen. Doch sie war so müde gewesen und das Licht der Lampen so trüb, dass sie beschlossen hatte, bis zum Morgen zu warten und sich dann richtig umzusehen.
    Die Küche war groß, und es herrschte ebenso große Unordnung. Der Boden bestand aus Steinplatten, und in der Mitte des Raumes stand ein langer eichener Bauerntisch. Das Chaos war ihr gestern Abend schon aufgefallen. Die Schränke standen offen, und ihr Inhalt war auf dem Tisch, dem Abtropfbrett, der Arbeitsplatte und jeder anderen freien Fläche verteilt. Es sah nicht aus, als sei die Küche geplündert worden, sondern eher so, als hätte jemand etwas

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