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Ein verzauberter Sommer: Roman (German Edition)

Ein verzauberter Sommer: Roman (German Edition)

Titel: Ein verzauberter Sommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Hall
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goldenen Siegelring trug, in den die Initialen GES eingraviert waren.
    »Oh, ich verstehe.« Daher die überschwängliche Begrüßung. Tess lächelte der alten Frau zu.
    »Deswegen …« Er zuckte mit den Schultern. »Mein Vater war schon älter, als er meine Mutter geheiratet hat.«
    »Ach deshalb.« Tess’ Mutter war über vierzig gewesen, als sie geboren wurde; also ziemlich alt, jedenfalls nach sizilianischen Maßstäben. Giovanni hatte wahrscheinlich erwartet, dass Flavias Tochter etwas jünger war als sein Vater. Tatsache war, dass Giovanni und Tess wahrscheinlich gleichaltrig waren.
    Santina sagte etwas.
    Giovanni legte den Kopf zur Seite, hörte ihr zu und verzog das attraktive Gesicht zu einer leicht missbilligenden Miene. Seine Haut hatte einen dunklen Olivton, und seine Augen waren braun. Gut aussehend, aber vielleicht ein wenig kalt, überlegte sie.
    »Meine Tante möchte sich nach der Gesundheit von Flavia, Ihrer Mutter, erkundigen«, erklärte er ziemlich steif, als Santina fertig war.
    Tess nickte. »Ihr geht es gut. Grazie .«
    Santina wirkte zufrieden. Kurz trat ein sehnsüchtiger Blick in ihre dunklen, von Falten umgebenen Augen. Dann trat sie an den Herd, auf dem der Kaffee dampfte, und goss die dunkle Flüssigkeit in eine kleine cremeweiße Tasse. Sie stellte sie vor Tess hin. Dann blieb sie stehen und sah Tess an, bis diese sich gedrängt fühlte, einen ersten Schluck zu nehmen.
    »Gut«, sagte sie, und das war der Kaffee auch. » Bene. Grazie .« Damit war ihr Vorrat an italienischen Wörtern endgültig verbraucht. Aber solange sie lächelte, nickte und den Leuten dankte, würden sie sie wenigstens nicht für unhöflich halten, sondern vielleicht nur für beschränkt.
    Giovanni nahm ein schwarzes Jackett von einem Haken in der Diele und zog es an. »Wir können gehen, sobald Sie bereit sind, signorina «, sagte er. »Oder signora? « Er warf einen demonstrativen Blick auf ihre linke Hand.
    »Ich bin nicht verheiratet«, erklärte Tess. Diese Leute hier kamen wirklich schnell zur Sache.
    »Bene« , meinte er.
    Bene?
    »Ich bringe Sie zur Villa Sirena.« Er streckte seiner Tante die offene Hand hin und sah sie erwartungsvoll an. Santina zog einen Schlüsselring aus der Schürzentasche. Daran hingen zwei Schlüssel, ein großer und ein kleiner. Beinahe andächtig legte sie ihm den Schlüsselbund in die Hand.
    Er schloss die Finger darum und nickte. »Allora, andiamo.«
    »Großartig.« Tess trank den letzten Schluck Kaffee und stand auf. »Grazie.«
    Santina trat auf Tess zu, nahm ihre Hand und hielt sie fest, als wolle sie etwas sagen oder sie nicht gehen lassen. Giovanni sagte etwas zu seiner Tante, und sie küsste Tess auf beide Wangen, drückte sie an sich und ließ sie schließlich los. Als Tess mit Giovanni Sciarra das Haus verließ, fühlte sie, dass die kleine schwarz gekleidete Frau ihnen von der Tür aus nachsah. Santina kam ihr ganz nett vor, obwohl sie nur schwer glauben konnte, dass sie genauso alt war wie ihre Mutter. Tess seufzte. Hätte Muma nur etwas gesagt, ihr eine Ahnung davon vermittelt, wer die Menschen hier waren. Sie wusste nicht, wer von ihnen Mumas Freund und wer ihr Feind gewesen war, und sie hatte keine Ahnung, wem sie vertrauen konnte. Sie hatte das Gefühl, dass es wichtig war, das zu wissen, obwohl sie nicht wusste, warum. Schließlich schwebte sie hier in keinerlei Gefahr, oder? Sie war nur gekommen, um sich ein Haus anzuschauen. Ihr Haus.
    Allein mit Giovanni fühlte sie sich ein wenig unsicher. »Ist es weit?«, fragte sie. »Ich habe mein Gepäck noch im Wagen …«
    »No.« Er zeigte auf eine Treppe hinunter, die auf eine Piazza hinunterführte. Es war jetzt fast dunkel, aber sie konnte einen steinernen Torbogen und ein paar Bänke erkennen. »Es liegt dort unten, hinter dem baglio . Ich bringe Sie erst hin und hole dann Ihre Sachen.«
    Oh. »Nicht nötig …«, begann sie, aber er hob die Hand, und sie verstummte. Kleinlaut folgte sie ihm die Treppe hinunter. Hier in Sizilien waren die Männer offenbar von ihrer natürlichen Autorität überzeugt. Wahrscheinlich war es besser, sie nicht infrage zu stellen. Jedenfalls nicht heute.
    »Der baglio «, erklärte er, als sie durch den tiefen Torbogen gingen, der eine gewaltige, aus Holzbalken bestehende Tür mit eisernen Riegeln und einem hohen, mit Ranken überwachsenen Oberlicht beschützte. Zwei Kakteen hielten rechts und links davon Wache.
    Sie betraten den baglio , und sogar in der fast vollständigen Dunkelheit

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