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Ein verzauberter Sommer: Roman (German Edition)

Ein verzauberter Sommer: Roman (German Edition)

Titel: Ein verzauberter Sommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Hall
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eine poetische Ader, oder war er einfach nur verrückt? Sie hatte Lust, das herauszufinden.
    »Tess!«
    Sie fuhr herum. Hier kannten nur ein paar Menschen ihren Namen, und natürlich war es Giovanni Sciarra, der mit großen Schritten quer über den baglio auf sie zustrebte. Er war schick angezogen, wirkte leicht verärgert und tippte auf seine Uhr, als hätten sie eine Verabredung und sie sei zu spät dran. War sie das?
    »Hi.« Sie hob die Hand und machte ein paar Schritte in seine Richtung. Es war ganz angenehm, ein freundliches Gesicht zu sehen. Es vermittelte ihr beinahe das Gefühl, sie könnte hierher gehören.
    »Wie ich sehe, haben Sie sich schon eingelebt«, bemerkte er.
    »Ja.« Sie dachte an die Vorräte in der Küche. Er war ein Macho, aber seine Familie war nett zu ihr gewesen. »Danke für das Brot, das Obst und die anderen Sachen.«
    Er zuckte mit den Schultern. » Prego . Und jetzt …« Er machte eine Handbewegung. »… bin ich gekommen, um Sie zum Mittagessen einzuladen.«
    Sie lächelte, obwohl in seinen Worten ein besitzergreifender Unterton mitgeschwungen hatte, der sie ärgerte. »Ist denn schon Mittagszeit?«, gab sie ausweichend zurück. Sie war zwar spät aufgestanden, aber sie hatte sich darauf gefreut, weiter auf Erkundung auszuziehen. Ganz zu schweigen davon, dass sie schwimmen gehen wollte.
    » Allora . Wir haben viel zu besprechen. Andiamo . Gehen wir.«
    »Ich muss mich noch umziehen.« Eigentlich hätte sie das Mittagessen lieber ausgelassen. Aber sie wollte doch etwas über die Familie ihrer Mutter erfahren, oder? Und Giovanni wusste wahrscheinlich darüber Bescheid. Außerdem sah er nicht aus, als würde er sich abwimmeln lassen.
    »In Ordnung. Ich komme mit nach oben und warte.«
    Er wollte nur rücksichtsvoll sein. Vielleicht. Sie schaute sich noch einmal nach dem Mosaikkünstler um, aber er schien ihr Gespräch nicht verfolgt zu haben, sondern war wieder ganz auf seine Arbeit konzentriert. Die beiden lebten im selben Dorf, aber Giovanni hatte ihn nicht einmal zur Kenntnis genommen.
    Genau in diesem Moment hob der Mosaikmann den dunklen Kopf und starrte Giovanni noch feindseliger an als vorhin sie. Er trug eine Narbe im Gesicht, eine sehr alte Verletzung, wie es aussah. Sie begann knapp unter seinem linken Auge und reichte bis kurz über den Mundwinkel. Tess fiel wieder ein, wie barsch, ja hart sogar Giovanni gestern Abend seine Mosaiken abgetan hatte. Und doch waren sie so zart und lebendig, und jedes einzelne war so präzise gefertigt, dass ein Bild aus Farbe und Licht entstand. Jeder so kreative Mensch musste … Was? Interessant oder attraktiv sein? Oder konnte er einfach verdammt unfreundlich sein und damit durchkommen?
    »Gut«, sagte sie. Aus irgendeinem Grund wollte sie den Mosaikmann ärgern. Schließlich hatte nicht er für ihr Frühstück gesorgt. »Und? Wohin werden Sie mich zum Essen ausführen?«

10. Kapitel
    R ückblickend war Flavia sich nicht sicher, was ihr zuerst ins Auge gefallen war. Das Flugzeugwrack vielleicht? Es war ein Wunder, dass es nicht in Flammen aufgegangen war. Die Unterseite des Rumpfes war komplett weggerissen worden. Die Trümmer lagen auf dem Boden verstreut, und der Geruch geborstenen Metalls hing in der Luft wie ein gebrochenes Versprechen. Vielleicht war es aber auch der Mann in einer unvertrauten Pilotenuniform gewesen, dessen Bein in einem merkwürdigen Winkel verdreht war und dessen Gesicht vor Erschöpfung und Schmerz ausgehöhlt wirkte? Oder war es das Blut gewesen, das in der Hitze geronnen und klebrig geworden war? Aber als sie sich jetzt, nach so vielen Jahren, daran erinnerte, wurde ihr plötzlich klar, dass es nichts davon gewesen war. Es waren seine Augen gewesen.
    Seine Augen waren blauer als der sizilianische Himmel, blauer als das Meer im Sommer. Solche Augen hatte sie noch nie gesehen. O dio Beddamatri … Heilige Muttergottes.
    »Bitte …« Er schien zu glauben, dass sie ihm helfen würde. Sein Mund war verzogen, und seine Hände waren flehend ausgestreckt. »Haben Sie Wasser? Wasser? Ja?«
    Flavia verstand ihn. Sie hätte ihn auch verstanden, wenn sie Signor Westerman nicht so oft dabei zugehört hätte, wie er ihr Geschichten erzählte oder ihr seine Gedichte vorlas. Sie hatte keine Angst. Sie wäre nicht auf die Idee gekommen wegzulaufen.
    Leichtfüßig rannte sie den Abhang hinunter und blieb vor ihm stehen. Was sollte sie tun? Was konnte sie tun? Hektisch sah sie sich um. Abgesehen von dem lauten Summen der Insekten

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