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Ein verzauberter Sommer: Roman (German Edition)

Ein verzauberter Sommer: Roman (German Edition)

Titel: Ein verzauberter Sommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Hall
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Risse und feuchte Flecken.
    Die Große Villa. Sie war nicht so prachtvoll, wie sie zuerst gedacht, und nicht so verkommen, wie sie befürchtet hatte. Das Haus brauchte eher ein kleines Facelifting als größere chirurgische Eingriffe. Das hoffte sie jedenfalls. Aber herrlich war sie, vielleicht nicht, was die Ornamentik betraf, aber die Lage und der Stil … Die Lage auf der Felsspitze über dem baglio und der Bucht war das Herrlichste, das man sich vorstellen konnte. Und sie gehörte ihr. Wenn sie sich zwickte, würde sie dann aufwachen? Sie wagte es nicht.
    Nachdem sie ihre kurze Erkundung der Villa abgeschlossen hatte, zog sie Bikini, T-Shirt und einen Sarong an und verließ das Haus durch die Vordertür. Wie sie jetzt im Tageslicht sah, war der Haupteingang ziemlich prachtvoll gestaltet. Ihr Mietwagen stand auf dem Hof, einem weiteren Mosaik aus Kieselsteinen, in dessen Mitte eine kleine Statue stand. Vielleicht hatte sie ja einer von Edward Westermans Künstlerfreunden geschaffen, dachte Tess lächelnd. Vor der steinernen Umfriedungsmauer bildeten halbmondförmig gepflanzte Oleanderbüsche eine lebendige Grenze in Rosa und Weiß.
    Sie stand vor der Tür und sah an der in dunklem Rosa verputzten Hauswand hoch. Das Motiv, das sie gestern Abend gesehen hatte, stellte eine Frau dar. Jedenfalls hatte die Figur das Gesicht einer Frau, ein trauriges Gesicht, umrahmt von langem Lockenhaar, das ihr bis über die Schultern reichte. Die Arme hatte sie an den Seiten erhoben, ihre Handflächen zeigten nach oben, eine Geste, die vielleicht ein Flehen oder eine Weigerung ausdrückte. Unter der Taille teilte sich ihr Körper in zwei Teile, die zurückflossen und die Figur umschlängelten. Sie war mit Sternen übersät.
    Tess starrte sie eine Weile fasziniert an. Wer war die Frau, und was bedeutete das Symbol? Dann ging sie auf dem Weg, den sie gestern Abend gekommen war, zum Tor, schloss es auf und stieg die steinerne Treppe zur Bucht hinunter.
    Der Mosaikbauer saß vor seinem Atelier und sortierte stirnrunzelnd geschliffenes Glas und Steine, die auf Tabletts lagen. Tess vermutete, dass er ungefähr in ihrem Alter war, vielleicht ein wenig jünger. Dunkel und ein bisschen arabisch aussehend. Irgendwie grüblerisch.
    Und nicht freundlich. Als sie über die Treppe auf ihn zukam, hob er abrupt den Kopf und sah sie durchdringend und, ja, entschieden feindselig an.
    »Buon giorno« , sagte sie in ihrem besten Akzent. Sie musste sich bei den Einheimischen Mühe geben.
    Er brummte etwas, was ein Gruß hätte sein können – oder auch nicht.
    Hmmm. Was hatte er bloß. Wie sagte man auf Italienisch: Sind Sie heute mit dem falschen Fuß zuerst aufgestanden, oder sind Sie immer so knurrig? Pikiert über seine schlechten Manieren blieb sie stehen. Er ignorierte sie.
    »Ihre Mosaike sind wunderschön.« Sie zeigte auf das Schaufenster des Ateliers hinter ihm. Viele Motive entstammten der Natur: ein bernsteinfarbenes tänzelndes Pferd und ein grüner Vogel; eine Eidechse und ein Drache, ein Delfin in einem wild wogenden Meer.
    Er zuckte mit den Schultern. »Grazie.« Als hätte sie ihm das Wort aus der Nase ziehen müssen. Wenigstens schien er Englisch zu verstehen.
    »Mit welchen Materialien arbeiten Sie?« Sie blieb beharrlich.
    Er brummte etwas Unverständliches. Wenn er ein Beispiel für einen typischen Cetarier war, dann würde sie trotz der beeindruckenden Landschaft noch einmal überlegen müssen, ob sie wirklich längere Zeit hierbleiben wollte. So langsam ahnte sie, warum ihre Mutter fortgegangen war.
    »Nur mit Glas?« Warum wollte sie das überhaupt wissen? Tess hatte keine Ahnung. »Oder auch Stein?«
    »Mit allem.« Einen kurzen Moment lang trafen sich ihre Blicke. Seine Augen waren pechschwarz. »Mit allem Möglichen. Wenn es richtig ist. Wenn es passt.«
    Herrje! Vielleicht hält er nur nicht viel von Smalltalk, überlegte Tess. »Haben Sie das alles am Strand gefunden?« Sie nahm ein Stück Glas in die Hand. Es hatte einen hellen Bernsteinton und sah aus, als sei es mit Salz besprenkelt. Die Ränder waren rund und glatt. Wahrscheinlich war es von den Wellen herumgeworfen und abgeschliffen worden. Als sie genauer hinsah, meinte sie die Abdrücke von Sand, Stein und Fels auf der narbigen Oberfläche zu sehen.
    »Si.« Er wandte den Blick wieder nach unten. »Das Meer ist eine reiche und großzügige Geliebte.« Kurz ließ er die trüben Glastränen – grün, türkis, blau und gelb – durch seine Finger gleiten.
    Hatte er

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