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Ein verzauberter Sommer: Roman (German Edition)

Ein verzauberter Sommer: Roman (German Edition)

Titel: Ein verzauberter Sommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Hall
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gewesen sein mag?«, überlegte sie laut.
    »Früher einmal war das eine florierende Branche«, erklärte er. »Aber blutrünstig. Mattanza bedeutet ›Massaker‹. Indes …« Er zuckte mit den Schultern. »Es heißt, Cetaria verdanke seinen Namen seinem fischreichen Meer. Auf Griechisch bedeutet er wörtlich ›Land der Tunfische‹.« Betrübt schüttelte er den Kopf. »Trotzdem war das Abschlachten der Tunfische nicht schön anzusehen. Und es war schwer für die Männer, die es tun mussten.«
    Tess erschauerte. Sie begriff, wie schwer es damals gewesen sein musste, genug zum Leben zu verdienen. Aber sie war froh darüber, dass Tunfisch nicht mehr auf diese Art gefangen und getötet wurde.
    »Dort haben sie die Boote aufbewahrt.« Er zeigte auf die Lagerhäuser. »Es heißt, dass in den Bootshäusern immer noch die Cialoma widerhallt.«
    Tess lauschte, aber sie hörte nichts, allenfalls einen Widerhall von Leere. »Und was ist das genau?«
    »Ein Lied«, erklärte er. »Die Fischer sangen es, um die Kraft zum Einholen der Netze aufzubringen.«
    »Und doch wirkt jetzt alles so ruhig.« Die Gebäude waren in einen Dornröschenschlaf gefallen; für sie war die Zeit stehen geblieben. Der Feigenbaum und der Oleander standen vor den rostigen Ankern wie ein Symbol für ihre neu gefundene Ruhe.
    Er zuckte mit den Schultern. »Wenn Sie vollkommene Ruhe erleben wollen«, sagte er, »müssen Sie Segesta besuchen.«
    »Segesta?« Sie hatte es auf der Karte gesehen. Aber für die Besichtigung von Sehenswürdigkeiten hatte sie auf dieser Reise keine Zeit gehabt. Stattdessen hatte sie das Dorf ihrer Mutter erkundet, nach Informationen gesucht und sich in der Villa und beim Baden im Meer entspannt. Sie hatte nachdenken müssen: Was sollte sie mit der Villa Sirena anfangen; und was sollte sie wegen Robin unternehmen?
    Er rieb sich die Narbe an seiner Wange. »Sie können nicht nach Cetaria kommen und dann Segesta nicht besuchen.«
    Tess lächelte. »Das würde ich gern. Aber ich fliege morgen zurück.«
    Er zog eine Augenbraue hoch. »Dann haben Sie heute doch noch Zeit.«
    »Wahrscheinlich.« Sie zögerte, denn sie war drauf und dran gewesen, es noch einmal bei Santina zu probieren. Sie wollte nur nicht, dass sich Giovanni irgendwelche Hoffnungen machte. »Was gibt es denn dort zu sehen?«
    Er strich sich mit der Hand das Haar zurück. Sein Gesicht war mit einer dünnen Staubschicht überzogen – vom Steinschleifen, nahm sie an – und ließ es beinahe glitzern. »Einen Tempel und ein Amphitheater«, erklärte er.
    »Wirklich?« Das klang beeindruckend. Man bekam nicht jeden Tag Tempel und Amphitheater zu sehen. Vor allem nicht in Pridehaven.
    »Ich könnte Sie hinfahren.« Er schaute sie erwartungsvoll an.
    »Aber Ihre Arbeit …«
    »Die kann warten. Außer …« Er zuckte mit den Schultern. »Vielleicht haben Sie ja andere Pläne?«
    »Nein«, fiel sie ihm schnell ins Wort. Bestimmt hatte er sie mit Giovanni gesehen. Er sollte nicht denken, dass sie und Giovanni … Denn wenn er die Sciarras genauso wenig leiden konnte wie Giovanni ihn, dann würde ihn das nur verärgern, auch wenn es gar nicht stimmte. »Ich würde sehr gern mitkommen.« Sie sah sich im baglio um. »Haben Sie einen Wagen? Weil …« Sie wollte schon sagen, dass sie mit ihrem Mietwagen fahren könnten. Bisher hatte sie ihn nicht oft benutzt.
    Er grinste. »Etwas viel Besseres«, meinte er.
    »Ach ja?«
    »Wir treffen uns in einer Stunde hier.« Seine dunklen Augen funkelten geradezu gefährlich.
    Tess zögerte nicht. »Ich werde da sein«, sagte sie.
    Als Tess eine Stunde später zu der Steintreppe kam, wartete er schon auf sie.
    »Ciao.« Er reichte ihr einen Schutzhelm. Aha. Was für ein Glück, dass sie sich für die blauen Leinenshorts statt für den kurzen Jeansrock entschieden hatte. Sein Roller, eine Lambretta, die eher schick als PS-stark aussah, parkte am Eingang zum baglio .
    Sie stieg hinter ihm auf. »Festhalten!«, schrie er, und dann fuhren sie los.
    Sie ließen das Dorf hinter sich, folgten einer mit Bambus, Kakteen und Olivenbäumen bestandenen Straße und hielten auf die weichen, grünen Hänge der Berge zu, deren Gipfel aus Granit heute teilweise hinter flaumigen Wolken verborgen lagen. Tess schlang die Arme um seine Taille und spürte, wie ein Glücksgefühl in ihr aufstieg. Es gab nichts anderes, woran sie sich festhalten konnte, jedenfalls nichts, was sich genauso sicher angefühlt hätte. Dabei fuhren sie nicht besonders schnell; das

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