Ein Vollidiot kommt selten allein! - Rick ; Bd. 4
war nur der Wind.«
»Meinst du?« Finn kniff die Augen zusammen und spähte
in die Dunkelheit. Er schnappte nach Luft. »Da ist jemand.
Ganz sicher!«
Ich wollte schon »Blödsinn« sagen, da sah ich den Jemand
auch. Hasso Krampf kam durch den Schnee direkt
auf uns zu. Die Hände wie immer tief in den grauen Kitteltaschen
verborgen. Im Mundwinkel qualmte der ewige
Zigarrenstumpf.
»Gut, dass ich euch treffe. Ich wollte gerade bei euch
klingeln«, begrüßte er uns ungewöhnlich redselig.
»Warum?«, fragte ich misstrauisch.
»Weil ich euren Kater gesehen habe.«
»Was?«, rief ich.
»Wo?«, kreischte Finn.
Hasso Krampf zuckte zusammen. »Meine Güte, wollt ihr,
dass ich umkippe? Himmel, ihr könnt einen ja zu Tode erschrecken
mit eurem Geschrei!«
»Entschuldigung«, erwiderte ich aufgeregt. »Aber, aber …
wo hast du Gismo denn gesehen?«
Hasso Krampf zuckte mit den Schultern. »Er hat vorhin
in eurem Garten gesessen, als ich aus dem Fenster geschaut
habe.«
»Vorhin?« Ich verschluckte mich vor Schreck, hustete
und krächzte dann: »Wie lange ist das schon her?«
Hasso Krampf wiegte bedächtig den Kopf. »Na vielleicht
so ’ne halbe Stunde. Wollte gleich los, um euch Bescheid zu
sagen. Aber dann hat das Telefon geklingelt und ein Kunde
war dran.«
Eisiger Nachbarschreck, während wir bei dem völlig unschuldigen
Schlotterbeck-Eberspächer-Ömchen herumgeschnüffelt
und ihren Teppich versaut hatten, hatte Gismo
die ganze Zeit über auf unserem Rasen gehockt und Schneeflocken
gezählt, oder was?!
Seite an Seite flitzten Finn und ich ums Haus herum in
den Garten. Der Mond stand hoch über den Bäumen und
warf sein silbrig glitzerndes Licht auf den Schnee. Von
Gismo allerdings war nicht das kleinste eisige Katerhaar
zu entdecken.
Ich wandte mich zum Haus um. Zum Glück war hinter
den Fenstern alles dunkel. Vor Pa, Linda und Mary waren
wir also noch sicher.
»Gismo!«, rief Finn. »Giiismoooo!«
»Wenn er …« Ich stockte und lauschte. Auch Finn hatte
es gehört, denn er streckte horchend den Zeigefinger in die
Höhe.
Miauen. Klägliches Miauen.
»Wo ist er?«, stöhnte ich, während ich mich durch die zugeschneiten
Büsche kämpfte. »Wo steckt er bloß?«
»Da«, flüsterte Finn.
Ich blieb wie angewurzelt stehen. Gismo hatte sich im
roten Hundejäckchen auf einer kleinen Anhöhe hinter
den Büschen postiert und wedelte mit dem dicken Katerschwanz
– was bei Katzen übrigens nichts Gutes zu bedeuten
hatte!
»Gismo!«, schrie Finn. »Komm sofort hierher!«
Hallo, Finn, das ist kein Hund! Auch wenn er mit dem
Schwanz wackelt, lag es mir schon auf der Zunge. Aber
dann verkniff ich mir den Kommentar. Nach meiner affenpeinlichen
Entführungstheorie war wohl eher ich derjenige,
über den man sich schlapplachen musste.
Gismo wedelte noch heftiger mit dem Schwanz, fauchte –
und blieb ansonsten, wo er war.
Finn wollte zu ihm schleichen, aber ich hielt ihn zurück.
Immerhin kannte ich die unberechenbare Pupskanone ein
paar Jahre länger als mein Spargelkumpel. Außerdem war
das hier meine Sache. Schließlich hatte ich Vollidiot die Tür
aufgelassen.
»Hi, Gismo, alter Kumpel. Was machst du denn hier draußen
bei der Saukälte?«, sagte ich und näherte mich ihm in
gebückter Haltung.
Gismo stellte das wilde Schwanzwedeln ein und glotzte
mich an.
Das läuft doch schon mal wie geschmiert, freute ich
mich.
»Wegen unseres kleinen Streits vorhin«, säuselte ich mit
honigsüßer Tierversteherstimme. »Das hast du mir ja wohl
nicht übel genommen, oder? Also, ich trage dir jedenfalls
nichts nach. Die Schramme blutet auch gar nicht mehr.«
Ich zog meinen Ärmel hoch und streckte Gismo zum Beweis
meinen Arm entgegen. »Siehst du, alles paletti!«
Gismo pflanzte sich auf seinen Hintern und leckte sich
gelangweilt die rechte Vorderpfote.
Okay, das hieß wohl so viel wie: Alles klar, Rick!
»Du musst miauen«, flüsterte Finn ein paar Schritte hinter
mir.
»Schwachsinn!«, gab ich zurück.
»Doch, du musst dich mit ihm in seiner Sprache verständigen.«
Und dann machte es auch schon laut »Miiiaaauuu« hinter
mir.
»Finn, halt die Klappe!«, zischte ich wütend.
Gismo stellte das Pfotenlecken ein. Langsam erhob er
seinen Hintern wieder aus dem Schnee, dabei ließ er mich
nicht eine Sekunde aus den grünen Kateraugen.
»Alles gut, Kumpel«, schnurrte ich. »Komm zu Rick, damit
ich dir endlich die peinliche Hundejacke ausziehen
kann.«
Gismo bewegte sich nicht von der Stelle.
»Okay, dann komme
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