Ein Vollidiot kommt selten allein! - Rick ; Bd. 4
riesiger
Blutfleck!«
Also mal ehrlich, von so einem Fliegengewichtsschubser
konnte der doch unmöglich bluten?!
Aber Finn meinte gar nicht sich. Er deutete auf eine
Stelle einige Meter von unseren Füßen entfernt. Ein großer
dunkler Fleck zeichnete sich dort im Schnee ab.
Das Herz schlug mir bis zum Hals, als ich darauf zurannte
und mich bückte.
»Kein Blut«, rief ich erleichtert. »Das ist nur Gismos Hundejäckchen!«
Mit zittrigen Fingern nahm ich es hoch und hielt es Finn
unter die Nase. »Er muss hier ganz in der Nähe sein.«
Finn starrte entsetzt auf die rote Jacke. »Die ist ja total
zerfetzt.«
Ich wollte gerade sagen, dass Gismo damit bestimmt an
irgendeinem Ast hängen geblieben war, als Finn plötzlich
keuchte: »Hörst du das, Rick?!«
»Was meinst du?«
Und dann vernahm ich es auch. Hundegebell. Erst ein
Hund, dann zwei und dann stieg eine ganze Meute in das
Gekläff ein.
Jagten die einen Fuchs?
Oder etwa unseren Gismo?!
Wir müssen ihn finden, bevor sie ihn finden, schoss es
mir panisch durch den Kopf.
Finn und ich rannten, was das Zeug hielt, aber das
Glück war auf unserer Seite – zumindest was die Hundemeute
betraf. Die blutrünstigen Kläffmaschinen erwischten
unseren entlaufenen Stubenhockerkater nicht.
Dafür wurde er uns nach einigen Metern quer durchs
Unterholz von jemand anderem präsentiert – quasi direkt
vor die Nase gehalten.
»Sucht ihr den hier?«, schnarrte eine alles andere als
vertrauenerweckende Stimme.
Wir zuckten synchron zusammen.
Vor uns stand ein Waldschrat oder so etwas Ähnliches.
Keine Ahnung, ob es tatsächlich einer war, aber so stellte
ich mir zumindest einen vor.
»Himmel«, entfuhr es Finn.
Ich tat gar nichts, sondern stand einfach nur da und
starrte den Waldschrat an.
Mit ausgestrecktem Arm hielt der finstere Kerl Gismo
am Nackenfell fest, sodass dieser wie ein Pendel vor uns
hin und her schlenkerte. Gismo maunzte verzweifelt und
plötzlich musste ich an Wutz denken. Was würde er wohl
tun, wenn er das hier sehen könnte? Ein Handkantenschlag
direkt gegen die Rübe des Typen wäre das Mindeste. Ich
konnte Wutz’ Zorn regelrecht spüren.
Langsam holte ich Luft, machte mich so groß und breit
wie möglich und brüllte das, was Wutz an meiner Stelle
gebrüllt hätte: »Lass sofort den Kater los, du Irrer! Sonst
bekommst du was auf die Ohren!«
Die Kralle des Waldschrats öffnete sich und Gismo
plumpste zu Boden.
Das war schon mal gut. Nicht so gut war, dass der
durchgeknallte Kater sofort wieder abhaute, anstatt unendlich
dankbar um meine Beine zu schnurren. Wie ein
Pfeil schoss er los und verschwand erneut im verschneiten
Dickicht.
»Mierda!«, fluchte ich.
Im nächsten Moment schnellte die Pranke des Waldschrats
auf mich zu und Finn schrie: »Lauf, Rick! Lauf um
dein Leben!«
Und wie ich lief! Keine Ahnung, ob ich nun im Eifer
des Gefechts gnadenlos übertreibe, aber ich brüllte dabei
wie am Spieß. Zum Glück war ich damit nicht allein. Finn
kreischte mit mir im Duett. Mit Händen und Füßen erkämpften
wir uns einen Weg durchs Gestrüpp und hatten
nach einigen Metern tatsächlich wieder den Weg erreicht.
Doch zum Durchatmen blieb uns keine Zeit, denn der
Waldschrat klebte uns an den Fersen. Auch er brüllte irgendetwas.
Nur was, das konnte ich bei unserem Geschrei
beim besten Willen nicht verstehen.
Wir rannten weiter. In irgendeine Richtung. Total plan- und
orientierungslos. Furzegal, nur weg von hier und dem
tollwütigen Waldschratmonster. Bis wir irgendwann Lichter
vor uns erblickten.
»Da ist eine Straße!«, schnaufte Finn.
Ich schickte ein schnelles, aber unendlich dankbares
Stoßgebet gen Himmel und gab noch einmal ordentlich Gas.
Trotzdem war Finn mir eine Armlänge voraus (wie macht
der das bloß immer?) und hatte zuerst den Bürgersteig erreicht.
Er schlug einen Haken und steuerte direkt auf ein
Auto zu, das am Straßenrand zum Stehen gekommen war.
Mit einem zirkusreifen Sprung landete er auf der Motorhaube
des Wagens.
»Hilfe! Sie müssen uns helfen!«, brüllte er, so laut er
konnte.
Die Frau hinterm Lenkrad bekam fast eine Herzattacke.
»Sie müssen uns helfen, bitte!«, schrie Finn noch einmal.
Inzwischen hatte auch ich das Auto erreicht. Gerade
rechtzeitig, um hautnah mitzuerleben, wie die Frau hinterm
Steuer sich nicht davon abhalten ließ, den Wagen zu
starten. Trotzdem machte Finn keinerlei Anstalten, die
Motorhaube zu verlassen.
»Finn, komm da runter. Der Kerl ist weg«, keuchte ich.
Finn zögerte
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