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Ein vortrefflicher Schurke (German Edition)

Ein vortrefflicher Schurke (German Edition)

Titel: Ein vortrefflicher Schurke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Jeffries
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italienischem Marmor, der mit achtzehn Heiligenfiguren verziert war. Diese waren mit kleinen silbernen Schmuckstücken in Form von Augen, Ohren, Händen und so fort behängt. Als sie nach ihrer Bedeutung fragten, wurde ihnen erklärt, es handele sich um Geschenke an den jeweiligen Heiligen, der den entsprechenden Körperteil geheilt haben sollte.
    Minerva kam die Sache zwar kurios vor, aber sie machte sich trotzdem Notizen. Und sie bewunderten beide das Gemälde über dem Altar, das angeblich ein echter Van Dyck war.
    Als sie in ihr Hotel zurückkehrten, war Giles wieder mehr er selbst. Bis er feststellte, dass er eine Nachricht erhalten hatte. Als er Minerva nicht erklärte, von wem sie war, und das Papier nur in die Tasche steckte, fragte sie ihn danach. Seine Antwort, es sei eine Mitteilung des Kapitäns, der sie an die Abfahrtszeit am nächsten Morgen erinnern wollte, klang für sie nicht sehr glaubhaft. Warum sollte der Kapitän sich die Mühe machen?
    Aber von wem sonst konnte Giles in Calais eine Nachricht erhalten haben? Er kannte niemanden in der Stadt, und in England wusste keiner, dass sie ihre Reisepläne praktisch über Nacht geändert hatten.
    Wirklich, sie sah Probleme, wo es gar keine gab! Vielleicht hatte sich der Kapitän des Paketbootes nur besonders um sie bemüht, weil er wusste, dass sie frisch verheiratet waren.
    Sie genossen ein wunderbares Abendessen und begaben sich zeitig zu Bett. Giles wohnte ihr mit einer solchen Hingabe und Zärtlichkeit bei, dass sie ein schlechtes Gewissen bekam, weil sie an seiner Aufrichtigkeit gezweifelt hatte. Danach lag sie noch eine ganze Weile in seinen Armen und machte sich Vorwürfe wegen ihres misstrauischen Naturells.
    Als sie fast schon eingeschlafen war, sagte Giles: »Ich gehe noch auf ein Glas Wein nach unten in den Aufenthaltsraum.«
    Sie blinzelte schläfrig, als er das Bett verließ. »Ich dachte, du bist müde.«
    Er kleidete sich mit dem Rücken zu ihr an. »Ich bin müde, aber ich finde keinen Schlaf, falls du das verstehen kannst. Ich hoffe, der Wein hilft.«
    Natürlich, das konnte sie nachvollziehen. Es passierte ihr ständig. Doch sein Verhalten – dass er es vermied, sie anzusehen, und sich mit großer Sorgfalt zurechtmachte – gab ihr zu denken.
    Als er ging, schloss sie die Augen, aber nun konnte sie nicht mehr einschlafen, denn sie begann unwillkürlich, sich alle möglichen Gründe auszudenken, warum er nach unten gegangen sein könnte.
    Minerva wälzte sich eine halbe Stunde hin und her und wurde immer wütender auf sich. Sie war auf dem besten Weg, genau das zänkische Weib zu werden, das sie nie hatte sein wollen und das ein Mann wie Giles niemals würde ertragen können. Wenn sie weitergrübelte, sah sie ihn womöglich noch im Geist mit Huren verkehren und machte ihm bei seiner Rückkehr eine lächerliche Szene.
    Vielleicht sollte sie einfach zu ihrer Beruhigung in den Aufenthaltsraum gehen. Warum eigentlich nicht? Sie würde Giles sagen, dass sie ohne ihn nicht schlafen konnte, er würde sich geschmeichelt fühlen, und dann würden sie ein Glas Wein zusammen trinken, und alles war gut.
    Sie nahm sich Zeit beim Ankleiden und hoffte, dass Giles zurückkehrte, bevor sie das Zimmer überhaupt verließ. Als er nicht kam, bewahrte sie jedoch Ruhe und ging leichten Schrittes die Treppe hinunter.
    Im Aufenthaltsraum saßen zahlreiche Reisende, größtenteils Männer, in mehr oder weniger betrunkenem Zustand. Als einige von ihnen sie mit Interesse beäugten, wurde ihr klar, dass sie sich zu der späten Stunde wohl besser nicht allein heruntergewagt hätte. Zumal sie Giles nirgendwo entdecken konnte.
    Damit hatte sie nicht gerechnet. Ihre schlimmste Befürchtung war gewesen, ihn beim Schäkern mit einem französischen Mädchen zu erwischen. Dass er gar nicht im Aufenthaltsraum war, beunruhigte sie zutiefst.
    Sie trat an den Gastwirt heran, einen stämmigen kleinen Franzosen, der stets um ihr Wohlergehen bemüht war und gerade ein paar Arbeitern Wein servierte. »Haben Sie meinen Mann gesehen, Sir?«, fragte sie ihn.
    »
Non, Madame
. Ist er denn nicht oben im Zimmer?«
    Plötzlich bekam sie ein flaues Gefühl in der Magengrube, und ihr wurde schwindelig, aber sie brachte ein Lächeln zustande. »Dann wird er wohl an die frische Luft gegangen sein«, entgegnete sie.
    Der Wirt nickte und fuhr damit fort, Wein auszuschenken.
    Vielleicht hatte Giles tatsächlich einen kleinen Spaziergang unternommen. Das machte sie zu Hause auch immer, wenn sie

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