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Ein vortrefflicher Schurke (German Edition)

Ein vortrefflicher Schurke (German Edition)

Titel: Ein vortrefflicher Schurke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Jeffries
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sie leichthin. »So etwas wäre ein gefundenes Fressen für
jeden
Schriftsteller!«
    Als sich Beunruhigung in seinem Gesicht widerspiegelte, überfielen sie Schuldgefühle, die sie jedoch rasch unterdrückte. Wenn er sich weigerte, ihr Dinge aus seinem Leben zu erzählen, geschah es ihm eigentlich ganz recht, dass er sich Sorgen darüber machte, was sie in ihren Romanen schrieb.
    »Aber du willst doch wohl nicht den Diebstahl …«
    »Nein, Giles«, unterbrach sie ihn. »Ich sagte es bereits – ich will nicht, dass mein Mann wegen Diebstahls verhaftet wird. Ich bin schließlich nicht auf den Kopf gefallen.«
    Sie verließ das Bett. Sie waren verheiratet, um Himmels willen! Glaubte er wirklich, sie würde seine Karriere gefährden?
    Er nahm die ganze Sache viel zu ernst. Niemand hatte gemerkt, dass er ihr als Vorlage für ihre Romanfigur gedient hatte. Und es würde wohl auch nie jemand merken.
    In diesem Moment erinnerte sie sich daran, dass Oliver den Maskenball wiedererkannt hatte. Und eines Tages kam er womöglich dahinter, dass Rockton gar nicht er war, sondern Giles.
    Sie verwarf diesen Gedanken gleich wieder. Es erschien ihr einfach zu unwahrscheinlich.
    »Wollen wir etwas essen?«, fragte sie. »Ich bin völlig ausgehungert.«
    »Ich rufe nach einem Diener«, sagte er und stand auf. »Was möchtest du?«
    Danach legte sich die Spannung zwischen ihnen zwar ein wenig, doch auch beim Frühstück und als sie das Hotel verließen, spürte Minerva noch, dass etwas im Argen lag.
    Sie konnte nicht sagen, was es war, aber Giles wirkte nachdenklich, ja besorgt.
    Es war ihre Hochzeitsreise – worüber konnte er sich da Sorgen machen? Ihr fiel beim besten Willen nichts ein. Doch während sie durch die alten Festungsanlagen mit den hübschen Gärten schlenderten und bis ans Ende des Hafendamms gingen, um den Schwimmern zuzuschauen, schien er keinen großen Gefallen an ihren Gesprächen zu finden.
    »Geht es dir gut?«, fragte sie schließlich, nachdem sie den Tour de Guet, der als Leuchtturm diente, erklommen hatten und über den Ärmelkanal zu den Klippen von Dover schauten.
    Er stutzte. »Ja, warum?«
    »Du wolltest nach Calais, aber du scheinst keine rechte Freude an unserem Ausflug zu haben.«
    Er rang sich ein Lächeln ab. »Ich bin nur müde. Eine gewisse Dame hat mich in aller Frühe geweckt und sich über mich hergemacht.«
    »In aller Frühe!« Sie lachte. »Du weißt nicht, was früh ist, mein Lieber. Sei froh, dass ich nicht mitten in der Nacht aufgestanden bin und eine Kerze angezündet habe, um Notizen für ein Buch anzufertigen.«
    »Tust du das oft?«
    »Gelegentlich.« Sie schaute versonnen über den Kanal. »Ich sollte mir wirklich mehr Notizen machen, wenn ich diese Reise für Rocktons Spionageabenteuer verwenden will.«
    Giles stöhnte. »Warum musstest du unbedingt einen Spion im Dienste der Franzosen aus ihm machen?«
    »Er ist ein Verbrecher. Da kann er schlecht für die Engländer spionieren.«
    »Warum musste er überhaupt ein Spion sein? Schlimm genug, dass er ein verantwortungsloser Spieler und Frauenverführer ist!«
    »Diese Beschreibung trifft auf die Hälfte aller Männer zu, einschließlich meiner Brüder und dir. Rockton musste irgendwie … gefährlicher erscheinen.«
    Er schwieg einen Moment, dann erklärte er: »Ich bin ein Patriot, verstehst du?«
    »Natürlich bist du das.« Sie drückte seinen Arm. »Denk bitte immer daran, dass Rockton eine erfundene Figur ist! Zu Anfang war er vielleicht du, aber beim Schreiben ist er zu jemand anderem geworden. Er ist vor allem ein Produkt meiner Fantasie.«
    »Das sagst
du
«, knurrte er.
    »Nun, wenn dich schon seine bloße Existenz stört, lasse ich ihn doch sterben.«
    Sie rechnete damit, dass er wie an ihrem Hochzeitstag protestierte, doch zu ihrer Überraschung sagte er: »Das wäre vielleicht am besten.« Dann schenkte er ihr ein angespanntes Lächeln. »Kümmere dich nicht um mein Gerede! Ich bin einfach nicht ganz auf der Höhe. Tu, was du für das Beste hältst!«
    Dann wechselte er das Thema, aber ihr ging seine Reaktion nicht aus dem Kopf. Es bedrückte ihn tatsächlich, wie sie ihn dargestellt hatte. Eigentlich müsste sie deswegen Reue empfinden, doch sie bereute nichts. Er wäre nie in ihr Leben zurückgekehrt, wenn sie Rockton nicht erschaffen hätte.
    In der nächsten Stunde besichtigten sie die Kirche Notre Dame, ein sehr hübsches Bauwerk. Es sah sehr katholisch aus mit den unzähligen Kerzen und dem beeindruckenden Altar aus

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