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Ein vortrefflicher Schurke (German Edition)

Ein vortrefflicher Schurke (German Edition)

Titel: Ein vortrefflicher Schurke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Jeffries
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wieder.
    Newmarsh rief den Kellner und bestellte eine Flasche Wein. »Die Ärzte sagen, ich habe ein Krebsgeschwür in der Leber. Sie gehen davon aus, dass ich dieses Jahr nicht überlebe.«
    Die Nachricht schockierte Giles. In Newmarshs Brief war keine Rede davon gewesen, dass er krank war.
    »Aber wer vertraut schon französischen Ärzten?« Newmarsh lehnte sich zurück und sah Giles lange und durchdringend an. »Deshalb habe ich Sie von Ravenswood herschicken lassen. Ich will nach England zurückkehren, um die dortigen Ärzte zu konsultieren. Und ich möchte meine Mutter sehen – sie ist zu alt für eine Reise nach Frankreich. Sie müssen Ravenswood und seine Vorgesetzten dazu bringen, dass sie mir erlauben, nach Hause zu kommen.«
    Das
hatte Giles allerdings nicht erwartet. »Warum ausgerechnet ich?«
    Newmarsh legte den Kopf schräg. »Reden wir nicht lange um den heißen Brei herum, ja? Wir wissen beide, dass
Sie
der ›besorgte Bürger‹ sind, der die Finanzunterlagen aus meinem Schreibtisch gestohlen und der Regierung übergeben hat. Sie allein sind für meine Exilierung verantwortlich.«
    Giles bemühte sich um eine ausdruckslose Miene. »Wie kommen Sie darauf?«
    »Sie sind hier, nicht wahr?« Als Giles die Stirn runzelte, fuhr Newmarsh fort: »Ich weiß schon lange, dass Sie es waren, Masters. Und ich denke, Sie haben es bei dem Maskenball getan, den ich seinerzeit ausgerichtet habe.«
    Giles erstarrte. »Da war ich nicht in der Stadt.«
    »Nein?« Der Kellner brachte den Wein und schenkte ihnen zwei Gläser ein. Als er gegangen war, trank Newmarsh einen Schluck, dann erklärte er: »Ihr Bruder hat mir etwas anderes gesagt.«
    Es lief Giles eiskalt über den Rücken. »Mein Bruder?«
    »Hat er Ihnen etwa nicht erzählt, dass wir uns zufällig vor acht Jahren in Paris begegnet sind, als er auf Hochzeitsreise war?«
    »Nein«, antwortete Giles. In seinem Kopf drehte sich alles.
    »Er war mit seiner ersten Frau hier. Sarah, nicht wahr?« Als Giles stumm nickte, fuhr er fort: »Ich habe immer vermutet, dass die Dokumente von einem Mann gestohlen wurden, den Sully geprellt hatte, oder von einem seiner Angehörigen, doch da kamen viele in Betracht. Der Selbstmord Ihres Vaters hat Sie und Ihren Bruder jedoch zu meinen Hauptverdächtigen gemacht. Nur waren Sie beide an dem Tag angeblich in Berkshire.«
    Giles schwieg. Es erstaunte ihn, wie viel Newmarsh wusste – und auf welch sonderbare Art und Weise er es erfahren hatte.
    »Als ich Kirkwood damals getroffen habe, beschloss ich, die Gelegenheit zu nutzen, um ihn ein wenig auszuhorchen. Binnen kürzester Zeit wurde mir klar, dass er nicht an meinem Ruin beteiligt gewesen war. Es war offensichtlich eine Überraschung für ihn, dass ich meine Tage in Frankreich verbringe. Dann habe ich mich nach Ihnen erkundigt. Ich sagte ihm, ich hätte Sie das letzte Mal auf meinem Maskenball gesehen, zu dem er nicht kommen konnte.«
    Mit einem derben Fluch auf den Lippen griff Giles zu seinem Weinglas und nahm einen großen Schluck.
    Newmarsh lehnte sich mit einem kalten Lächeln zurück. »Er sagte: ›Aha, dahin ist er also abgehauen!‹ Offenbar sind Sie früher von Berkshire weggefahren und haben Ihrer Mutter gesagt, Sie müssten wegen eines Prozesses zurück in die Stadt. Kirkwood hatte immer den Verdacht, dass Sie eigentlich vorhatten, sich mit Frauen von zweifelhaftem Charakter zu amüsieren.«
    In Giles’ Magen begann ein Rumoren, das nicht einmal der Wein zu besänftigen vermochte.
    »Ich denke, ich könnte sehr leicht feststellen, ob Sie da waren«, fuhr Newmarsh fort. »Jemand hat Sie bestimmt in der Stadt oder auf dem Ball gesehen. Aber das spielt im Grunde keine Rolle. Ich brauche nur zu erwähnen, dass aus meinem Arbeitszimmer Papiere gestohlen wurden, durch die ich in ein Verbrechen hineingezogen wurde, und schon wird jeder darauf brennen herauszufinden, wer der Dieb war. Und irgendeiner weiß sicher etwas.«
    Oder erinnert sich daran, von einem solchen Maskenball in einem Roman meiner Frau gelesen zu haben, dachte Giles.
    »Wenn Sie mich entlarven, entlarven Sie auch sich selbst«, sagte er. »Bisher wusste niemand von Ihren niederträchtigen Machenschaften, und Sie konnten ohne Angst vor einem Skandal vom Geld Ihrer Familie leben und in Paris mit Ihren Landsleuten verkehren. Damit wäre dann Schluss.«
    »Ah, meine Stellung in der Gesellschaft ist mir schon lange egal.« Newmarsh sah ihn mit eisernem Blick an. »Ich will zu Hause sterben. Und wenn Sie

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