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Ein vortrefflicher Schurke (German Edition)

Ein vortrefflicher Schurke (German Edition)

Titel: Ein vortrefflicher Schurke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Jeffries
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Ravenswood und seine Vorgesetzten nicht dazu bringen, es mir zu ermöglichen, werde ich offenlegen, wie es in Wahrheit zu dem Prozess gegen Sully kam. Ich wage zu behaupten, dass es Ihrem Ruf nicht förderlich wäre, wenn Sie öffentlich des Diebstahls bezichtigt würden. Wahrscheinlich wären dann einige Ihrer vornehmen Freunde nicht mehr so freundlich zu Ihnen.«
    Der alte Zorn wallte in Giles auf und schnürte ihm die Kehle zu. »Sie erdreisten sich, mich zu erpressen«, rief er mit rauer Stimme, »nach dem, was Sie meinem Vater angetan …«
    »Ihr Vater hat es sich selbst angetan. Er hätte vorsichtiger sein müssen. Aber einem gewagten Geschäft konnte er einfach nicht widerstehen, oder?«
    Giles kochte förmlich. Newmarsh hatte recht. Er hatte seinen Vater zwar auf das Scheinprojekt, mit dem Sully sich bereichern wollte, aufmerksam gemacht, doch der Vater hatte ganz allein die Entscheidung getroffen zu investieren.
    »Ich weiß nicht, ob ich Ravenswood dazu überreden kann, es Ihnen zu ermöglichen, nach England zu kommen«, antwortete Giles ehrlich. »Und selbst wenn er einwilligt, tun es seine Vorgesetzten möglicherweise nicht. Die britische Regierung hat den eisernen Grundsatz, nicht auf Erpressungsversuche einzugehen.«
    Newmarsh lächelte grimmig. »Dann sollten Sie hoffen, dass sie ihre Grundsätze lockert. Denn wenn nicht, werden sämtliche Zeitungen von London die wahre Geschichte erzählen, wie es zu Sir John Sullys Verurteilung kam. Und ich glaube nicht, dass Sie das wollen.«
    Giles starrte ihn mit zusammengekniffenen Augen an.
    »Sie werden dafür sorgen, dass ich nach Hause kommen kann, denn für Sie steht Ihre Zukunft auf dem Spiel. Ich hingegen habe keine Zukunft. Und was ich von Ihnen verlange, ist nur eine kleine Unannehmlichkeit im Vergleich zu dem, was Sie mir angetan haben.«
    »Was
ich
Ihnen angetan habe? Sie meinen, dass ich Sie daran gehindert habe, in Ihrem Eifer, ein Stück von Sullys erschwindelten Gewinnen abzubekommen, alle anderen in den Ruin zu treiben?« Er wurde vor Wut immer lauter. »Dass ich dafür gesorgt habe, dass der Mistkerl gehängt wurde, weil er Hunderte um ihr Geld geprellt hat? Ohne diese Dokumente wäre er nie vor Gericht gestellt worden, und Sie hätten sich gewiss nicht gegen ihn gewandt.«
    Newmarsh zeigte keine Anzeichen von Reue. »Stimmt. Und ich bedaure lediglich, dass ich die Papiere nicht gut genug vor Ihresgleichen versteckt habe. Sagen Sie, wie würde die Anwaltskammer wohl auf den Vorwurf reagieren, dass einer ihrer Anwälte der Regierung dabei geholfen hat, jemanden aufgrund von illegal beschafften Beweismitteln zu verurteilen?«
    Schon der Gedanke bereitete Giles Übelkeit. Er erhob sich. »Ich werde tun, was ich kann. Mehr kann ich nicht versprechen.«
    Als er sich zum Gehen wandte, bemerkte Newmarsh: »Wie ich hörte, sind Sie frisch verheiratet.«
    Giles lief es kalt den Rücken hinunter, und er drehte sich langsam wieder zu Newmarsh um. »Meine Frau hat nichts mit dieser Sache zu tun.«
    »Ich denke, sie sähe es anders, wenn die Vergangenheit ihres Mannes in der Presse beleuchtet würde.«
    Newmarsh hatte recht. Wie würde Minerva damit umgehen, wenn der Ruf ihres Mannes auf dem Prüfstein stünde, seine Prozesse in Zweifel gezogen würden und die Presse ihn auf Schritt und Tritt verfolgte und sein ganzes Leben unter die Lupe nahm? Sie hatte einen solchen Skandal bereits einmal durchlebt. Er konnte nicht von ihr verlangen, einen weiteren durchzustehen.
    »Ich habe verstanden, Newmarsh«, sagte er mit fester Stimme. »Ich werde mich darum kümmern.«
    Als er ging, wurde ihm erst richtig bewusst, wie prekär seine Lage war. Er hatte die Papiere gestohlen, bevor er begonnen hatte, für das Innenministerium zu arbeiten. Darauf brennend, Rache zu üben – und einen Weg zu finden, seine Verfehlungen gutzumachen –, hatte er vorschnell und unbedacht gehandelt. Für ihn hatte immer gegolten: Der Zweck heiligt die Mittel.
    Womöglich sahen das andere nicht so. Er hatte nicht gelogen, was die Einstellung der Regierung zu Erpressung anging – sie würde nicht bereit sein, Newmarshs Forderungen nachzugeben. Also musste Giles ihr etwas anbieten, was sie haben wollte.
    Und sie wollte nur eines von ihm: dass er seine Informantentätigkeit fortsetzte.
    Auf dem Rückweg zum Hotel stieß er eine Reihe derber Flüche aus. Er wollte nicht wieder damit anfangen. Giles wollte sein Leben zurück. Er wollte eine Zukunft.
    Wenn Minerva erfuhr, dass die Vergangenheit

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