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Ein vortrefflicher Schurke (German Edition)

Ein vortrefflicher Schurke (German Edition)

Titel: Ein vortrefflicher Schurke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Jeffries
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nicht schlafen konnte. Doch sie waren nicht zu Hause. Würde er sie wirklich in einem Hotel in einem fremden Land allein lassen, wenn auch nur, um sich kurz die Beine zu vertreten?
    Sie ging zur Tür und schaute in der Hoffnung hinaus, ihn auf der Straße zu sehen, aber dort torkelten nur ein paar Trunkenbolde nach Hause.
    Zutiefst beunruhigt ging sie wieder auf ihr Zimmer. Doch wahrscheinlich übertrieb sie wieder einmal, und ihre Sorge war völlig unbegründet. Sie sollte zu Bett gehen und endlich schlafen.
    Aber an Schlaf war nicht zu denken, solange Giles nicht wohlbehalten zurückgekehrt war. Also nahm sie das Buch zur Hand, das sie mitgebracht hatte, und machte es sich damit im Bett bequem, um auf ihn zu warten.
    Giles blieb vor dem Hotel
Quilliacq
stehen, in dem Newmarsh logierte. Er hatte ihm kurz nach ihrer Ankunft in Calais eine Nachricht zukommen lassen, um mit ihm ein Treffen zu vereinbaren, und ihn angewiesen, seine Antwort an den britischen Konsul zu schicken. Letzterer hatte bereits Kenntnis davon erhalten, dass ein Schreiben für Giles im Konsulat eintreffen würde, und es dann an das Hotel
Bourbon
weitergeleitet.
    Giles hatte vermeiden wollen, dass Newmarsh mit Minerva zusammentraf, und er hatte ihm ganz gewiss nicht anvertrauen wollen, wo sie wohnten. Schließlich wusste er nicht, was Lord Newmarsh im Schilde führte.
    Also traf er die üblichen Vorsichtsmaßnahmen, wie er es bei jedem Treffen mit einer verdächtigen Person tat. Er prüfte, wo sich die beiden Nebenausgänge des Hotels befanden, die, wie er feststellte, auf zwei Parallelstraßen hinausgingen. Und er sah sich die Beleuchtung genauer an: Es gab dort lediglich ein paar Petroleumlampen, die nicht sonderlich hell waren. Er rechnete zwar nicht mit einem Überfall aus dem Hinterhalt, doch es schadete nicht, auf alles vorbereitet zu sein.
    Dann betrat er das Hotel und schaute sich um. Im Parterre waren der Empfang, Büros und ein kleiner Speisesaal, in dem er Newmarsh treffen sollte, aber der war nirgends zu sehen. Als Giles einen Blick auf seine Uhr warf, merkte er, dass er etwas zu früh war. Sie hatten sich für dreiundzwanzig Uhr verabredet.
    Also ging er in den Speisesaal. Außer einem schläfrigen Paar, das ein spätes Abendessen zu sich nahm, und dem Kellner, der sie bediente, war niemand dort. In einem Familienhotel wie dem
Quilliacq
gab es keine nächtlichen Trinkgelage. Er würde sich Gott sei Dank ungestört mit Newmarsh unterhalten können.
    Giles nahm in einer Ecke Platz, mit dem Rücken zur Wand und der Hand auf seiner Pistole. Es war nicht ganz einfach gewesen, sie in der Jackentasche verschwinden zu lassen, während Minerva ihn beobachtet hatte, aber ihre Müdigkeit hatte ihm zum Vorteil gereicht. Mit ein wenig Glück schlief sie noch, wenn er zurückkehrte.
    Und wenn nicht?
    Alles zu seiner Zeit. Er biss die Zähne zusammen. Schlimm genug, dass er sie an diesem Tag bereits zwei Mal belogen hatte, aber wenn sie argwöhnte, dass er das Hotel verlassen hatte …
    Er sah sie vor sich, wie sie im Bett lag. In ihrem Nachthemd schaute sie so lieblich und bezaubernd aus … und vertrauensvoll. Es gefiel ihm nicht, ihr Vertrauen zu missbrauchen. Doch er durfte sie nicht in Geheimnisse einweihen, die ihn zerstören konnten, falls ihr etwas Unbedachtes herausrutschte.
    Oder falls sie darüber schrieb. Sie habe gedacht, es ließe sich eine gute Geschichte daraus machen, hatte sie über ihre Begegnung bei Newmarshs Maskenball gesagt. Und dass so etwas ein gefundenes Fressen für jeden Schriftsteller sei. Da würde sie sicherlich auch sein Treffen mit Newmarsh in einem Buch unterbringen wollen.
    Eine Bewegung in der Tür erregte seine Aufmerksamkeit, und als er aufschaute, sah er einen Mann langsam in den Raum kommen. Newmarsh? Sicherlich nicht. Lord Newmarsh war noch keine fünfzig. Dieser grauhaarige, magere, altersgebeugte Mann konnte unmöglich der lebenslustige Lord sein, den er von früher kannte. Als Giles jedoch sein Gesicht sah, stockte ihm der Atem. Es
war
Newmarsh, um Gottes willen! Was um alles in der Welt war mit ihm geschehen?
    Giles war so entgeistert, dass er vergaß, ihn zu begrüßen, und sprang auf, um ihm einen Stuhl anzubieten. Zumindest musste er sich nun keine Gedanken mehr darüber machen, ob Newmarsh vielleicht vorhatte, ihn umzubringen.
    Der Baron ließ sich ächzend auf den Stuhl sinken. »Ich komme Ihnen wohl ziemlich alt und klapprig vor, was?«
    »Keineswegs«, log Giles höflich und setzte sich

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