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Ein vortrefflicher Schurke (German Edition)

Ein vortrefflicher Schurke (German Edition)

Titel: Ein vortrefflicher Schurke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Jeffries
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Körper in seinen Armen zu halten; von dem Wohlbehagen, das sich einstellte, wenn man jemanden gut genug kannte, um gern an seiner Seite zu schlafen.
    In der vergangenen Nacht jedoch nicht. Er war gegen zwei Uhr in der Frühe wach geworden und hatte Minerva im Kerzenschein am Fenster sitzen sehen. Da sie ihm erzählt hatte, dass sie manchmal nachts aufstand und schrieb, blieb er ruhig liegen und lauschte dem Kratzen ihres Bleistifts.
    Einmal hatte er geblinzelt und einen verstohlenen Blick in ihre Richtung geworfen. Sie weinte, doch es schien so, als wäre sie sich dessen überhaupt nicht bewusst. Sie kritzelte fieberhaft vor sich hin und füllte eine Seite ihres Notizbuchs nach der anderen. Giles hätte furchtbar gern gewusst, was sie schrieb. Wahrscheinlich machte sie nun einen noch schlimmeren Schurken aus Rockton.
    Er hatte es wohl nicht anders verdient, aber er würde trotzdem weiterschweigen. Er wollte Minerva nicht in diese Geschichte mit Newmarsh hineinziehen, zumal der einzige Ausweg aller Wahrscheinlichkeit nach darin bestand, erneut ein Doppelleben zu führen. Und davon durfte sie ganz gewiss nichts erfahren, denn was es mit sich brachte, würde sie sicherlich nicht gutheißen. Abgesehen davon hatte er noch die leise Hoffnung, dass Ravenswood und seine Vorgesetzten Newmarshs Forderung nachkommen würden, ohne dass er, Giles, dafür seine Zukunft opfern musste.
    Einstweilen konnte er damit umgehen, dass sie zornig auf ihn war. Sie würde darüber hinwegkommen. Das musste sie. Sie waren schließlich verheiratet.
    Giles wurde noch zweimal wach, und sie schrieb immer noch, doch als er kurz vor Morgengrauen ein drittes Mal aufwachte, lag sie neben ihm im Bett und schlief. Er drehte sich auf die Seite und betrachtete sie eine ganze Weile. Sie war so wunderschön. Und leider viel zu gescheit und misstrauisch. Er hätte wissen müssen, dass er sich nicht mit Newmarsh treffen konnte, ohne dass sie davon Wind bekam.
    Aber hol’s der Teufel, er war ein Mann! Er hatte das Recht, sein Leben zu leben, ohne dass seine Frau sich in seine Angelegenheiten einmischte. Sein Vater hatte mit seiner Mutter nie über seine Geschäfte gesprochen.
    Tja, und was war dabei herausgekommen? Seine Mutter war mit fünfzig Witwe geworden, und vor der Verarmung hatte sie nur das Opfer ihres ältesten Sohnes bewahrt, der des Geldes wegen ein hinterhältiges Weibsstück hatte heiraten müssen – nachdem Giles ihn und seine große Liebe auseinandergebracht hatte, eine Erbin, die die Familie und sich selbst hätte retten können, wenn sie David geheiratet hätte.
    Giles fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. Er hatte in seinem Leben schon so manches verpfuscht. Sicher, während seiner Zusammenarbeit mit Ravenswood hatte er sich wacker geschlagen, und er war ein kompetenter Anwalt, aber was davor gewesen war, holte ihn immer wieder ein. Wie sollte er den Ausdruck in Minervas Gesicht ertragen, wenn sie davon erfuhr?
    Abgesehen davon hatte sie die Angewohnheit, Dinge aufzuschreiben, die sie nicht aufschreiben sollte. Giles drehte sich um und betrachtete das Notizbuch, das auf dem Tisch am Fenster lag. Was hatte sie geschrieben? Einen weiteren vernichtenden Kommentar zu seinem Leben?
    Er warf einen Blick auf die schlafende Minerva und verließ das Bett. Es konnte nicht schaden nachzusehen. Damit er wusste, wie er sich zu verhalten hatte. Er schlich zum Tisch und schlug das Notizbuch auf. Es dauerte einen Moment, bis er ihre Handschrift entziffern konnte, dann las er:
    Liebe Leserinnen, es gibt Zeiten im Leben einer Frau, in denen …
    »Was machst du da?«, rief Minerva.
    Verdammt, sie hatte wirklich einen leichten Schlaf! Als er sich zu ihr umdrehte, funkelte sie ihn wütend an. »Ich war nur neugierig …«
    »Gib es mir!« Sie sprang aus dem Bett, entriss ihm ihr Notizbuch und barg es an ihrer Brust wie ein Kind. »Dazu hast du kein Recht!«
    »Nein?«, knurrte er. »Was hast du denn jetzt wieder geschrieben?«
    »Das geht dich nichts an!« Als sie ihn mit geröteten Augen ansah, bekam er Schuldgefühle. »Du hast deine Geheimnisse, und ich habe meine!«
    Ihre Worte versetzten ihm einen Stich ins Herz. Sie wollte es ihm also mit gleicher Münze heimzahlen. Das war zu erwarten gewesen. Was ihn jedoch überraschte, war, wie sehr es ihn schmerzte, dass sie ihm etwas vorenthielt.
    Aber das wollte er sich um keinen Preis anmerken lassen. Er setzte eine ausdruckslose Miene auf. »Ich wollte dich nicht verärgern. Wenn du nicht willst, dass ich

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