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Ein vortrefflicher Schurke (German Edition)

Ein vortrefflicher Schurke (German Edition)

Titel: Ein vortrefflicher Schurke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Jeffries
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die Augen sehen?
    »Um was ging es denn bei dieser geschäftlichen Angelegenheit?«, fragte sie und sah ihm prüfend ins Gesicht.
    Seine Miene verschloss sich. Ohne sie anzusehen, beugte er sich vor, um die Kerze zu löschen. »Wie ich sagte, es geht dich nichts an.«
    Das Messer drang noch tiefer ein. »Weißt du was?«, meinte sie und bemühte sich, wenigstens den Anschein von Gelassenheit zu wahren. »Du hast recht. Keine Fragen zu stellen ist wahrscheinlich das Beste. Zumindest muss ich mir dann nicht deine Lügen anhören.«
    »Liebste, bitte!«, entgegnete er und schlang die Arme um ihre Taille.
    »Nicht!«, flüsterte sie. »Lass mich!«
    Er zog sich wohlweislich zurück.
    Minerva kehrte ihm wieder den Rücken zu und kämpfte gegen die Tränen. Sie spürte seinen Atem in ihrem Nacken; fühlte, wie er sie förmlich mit seinem Blick durchbohrte, doch sie konnte sich ihm jetzt nicht zuwenden.
    Wie hatte sie nur glauben können, dass Giles sich ihr zuliebe ändern würde? Er war genau wie alle anderen Männer, die ihren Frauen nur sagten, was sie hören wollten, und ansonsten ihrer eigenen Wege gingen. Er würde seine Geheimnisse weiterhin für sich behalten und von ihr verlangen, sich aus allem herauszuhalten.
    Immerhin erlaubte er ihr, weiter Bücher zu schreiben. Das war vermutlich mehr, als sie von jedem anderen Mann hätte erhoffen können.
    Nur dass sie sich von
ihm
mehr erhofft hatte. Sie hatte sich dazu verleiten lassen zu glauben, dass sie eine richtige Ehe führen konnten und er ihr mit der Zeit genug vertrauen würde, um ihr gegenüber aufrichtig zu sein. Der Verlust dieser Hoffnung war kaum zu ertragen.
    Ihre Augen brannten, und ihr Magen schmerzte, während sie wie erstarrt dalag. Sie konnte nur hoffen, dass er wirklich nicht bei einer anderen Frau gewesen war – sie würde daran zerbrechen. Doch da sie auf Hochzeitsreise waren, erschien es ihr selbst für seine Verhältnisse etwas zu unverfroren. Außerdem roch er nicht nach französischem Parfum. Diese Feststellung beruhigte sie ein wenig. Er roch nach Wein, aber wenn er tatsächlich geschäftlich zu tun gehabt hatte, war ein Drink nichts Ungewöhnliches.
    Blieb nur die Frage, warum er ihr nicht von dieser »geschäftlichen Angelegenheit« erzählen konnte. Es leuchtete ihr einfach nicht ein.
    Nach einer Weile hörte sie, wie sein Atem gleichmäßiger wurde, und schon wallte von Neuem Zorn in ihr auf. Wie konnte er trotz ihres Zerwürfnisses seelenruhig schlafen? Ihr Herz war ein Scherbenhaufen, und ihm war es ganz egal. Doch im Grunde hatte es ihn nie geschert, ob er ihr das Herz brach.
    Sie konnte nicht schlafen; es war unmöglich. Also schlüpfte sie aus dem Bett, zündete eine Kerze an und setzte sich auf den Stuhl am Fenster.
    Minerva sah zu Giles hinüber, und sein Anblick versetzte ihr einen Stich ins Herz. Er schlief wie ein Baby, und seine Brust hob und senkte sich in einem sanften Rhythmus.
    Was für einen gut aussehenden Ehemann sie sich zugelegt hatte! Warum um alles in der Welt ließen Frauen sich von solchen Dingen blenden? Erst ihre Mutter, nun sie selbst …
    Giles hatte behauptet, nicht wie ihr Vater zu sein. Aber was sollte werden, wenn er doch genau wie er war? Was sollte sie dann unternehmen?
    Sie
konnte
gar nichts unternehmen. Das war das Problem an der Ehe: Wenn man einmal verheiratet war, saß man für immer in der Falle.
    Aber wie konnte sie weiter mit Giles leben, wenn es sie so schmerzte?
    Sie musste einfach einen Weg finden weiterzumachen. Sie durfte nicht zulassen, dass er ihr noch einmal wehtat. Das Problem war nur, dass er ihr schon zu sehr unter die Haut gegangen war. Sie hatte ihre Freiheit aufgegeben, er hingegen brauchte auf nichts zu verzichten. Also musste sie sich zurückziehen und sich schützen.
    Es gab nur eines, was ihr jetzt helfen konnte. Es hatte ihr Kraft gegeben, als ihre Eltern gestorben waren, als Giles ihr zum ersten Mal das Herz gebrochen hatte und während der langen, schweren Jahre, in denen sie öffentliche Kritik und Tratsch hatte ertragen müssen.
    Sie nahm ihr Notizbuch und leckte an der Spitze ihres Bleistifts. Worte und Satzfetzen gingen ihr durch den Kopf, und eins fügte sich zum anderen – Szenen aus dem Gerichtssaal, Bilder vom Morgenspaziergang mit Giles; der Moment, als ihr Herz brach …
    Langsam begann sie zu schreiben.
    In den ersten beiden Nächten mit Minerva hatte Giles geschlafen wie betäubt. Betäubt von dem Genuss, sie in seinem Bett zu haben; vom dem Gefühl, ihren warmen

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