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Ein vortrefflicher Schurke (German Edition)

Ein vortrefflicher Schurke (German Edition)

Titel: Ein vortrefflicher Schurke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Jeffries
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lese, was du geschrieben hast, werde ich es auch nicht tun«, sagte er. Es klang gekränkter, als ihm lieb war, doch sie sah ihn nur verdrossen an und kehrte ihm den Rücken zu.
    Ihr Schweigen lastete wie ein schweres Gewicht auf seiner Brust, und als sie hinter den Paravent trat, um sich zu waschen und anzukleiden, biss er die Zähne zusammen. Wie lange würde sie ihn strafen? Wie lange würde sie ihm die kalte Schulter zeigen?
    Hoffentlich nicht zu lange, verdammt noch mal! So hatte er sich ihre Ehe nicht vorgestellt. Als er sich seine Kleider überwarf, war er außer sich vor Wut – dabei wusste er nicht einmal, ob er sich mehr über Minerva ärgerte oder über sich selbst.
    Sie kam in Unterwäsche hinter dem Paravent hervor und sah ihn hoch erhobenen Hauptes an. »Würdest du mir bitte mit dem Korsett helfen? Ich glaube, mit dem Kleid komme ich allein zurecht.«
    Er nickte und erfüllte ihr den Wunsch, obwohl es die reinste Qual für ihn war, ihr unter diesen Umständen so nah zu sein. Er wollte ihren Hals küssen, sein Gesicht in ihrem Haar vergraben und seine Hände über ihren Körper gleiten lassen. Er wollte ihr beiwohnen, obwohl ihm klar war, dass sich der Konflikt wohl kaum auf diese Weise lösen ließ.
    Das war das Problem. Zum ersten Mal seit langer Zeit fühlte er sich absolut hilflos. Sollte er versuchen, sie aufzuheitern? Sie vielleicht verführen?
    Doch da sie sich ihm sofort entzog, nachdem er ihr Korsett zugeschnürt hatte, war Verführen wahrscheinlich nicht die richtige Maßnahme. Er musste den rechten Augenblick abwarten. Irgendwann musste sich ihre Stimmung doch ändern. Sie konnte schließlich nicht ewig böse auf ihn sein.
    Nein?, fragte eine innere Stimme. Als du sie das letzte Mal verärgert hast, hat sie dich neun Jahre lang auf Abstand gehalten.
    Er runzelte die Stirn. Das war nicht das Gleiche. Damals hatten sie noch nicht das Bett miteinander geteilt. Sie würde schon darüber hinwegkommen; es ging gar nicht anders.
    Sie schwiegen, während sie sich fertig ankleideten. Viel Zeit hatten sie ohnehin nicht, denn sie mussten in Kürze auf dem Paketboot sein. Giles brannte darauf, nach London zurückzukehren und zu hören, was Ravenswood ihm in Sachen Newmarsh zu sagen hatte.
    Dort hatte er wenigstens seine Freiheiten und musste nicht derart Versteck spielen. Er band seine Verabredungen mit Ravenswood immer in seinen Arbeitstag ein. Er würde ihm noch am Abend eine Nachricht schicken und sich gleich am nächsten Morgen mit ihm treffen.
    Die Fahrt mit dem Boot erschien Giles endlos. Er versuchte, die Aussicht zu genießen und sich abzulenken, aber er konnte nur an Minerva denken, die stumm an seiner Seite saß.
    Irgendwann konnte er es nicht mehr ertragen. Als sie sich dem Mündungstrichter der Themse näherten, sagte er: »Wirst du nie wieder mit mir reden?«
    »Sei nicht albern!«, entgegnete sie, doch ihr Blick blieb verschlossen.
    »Ich will nicht mit dir über Kreuz sein.«
    »Dann sei es nicht!«
    War es wirklich so einfach? Konnten sie einfach so tun, als wäre nichts gewesen?
    Als sie an der Isle of Sheppey vorbeifuhren, machte er die Probe aufs Exempel und erzählte ihr, wie er einmal mit seinem Vater in einem Ruderboot die Themse hinuntergefahren war, um eine exzentrische Tante zu besuchen, die auf dieser Insel lebte. Sie hatte, mit einer Männerhose bekleidet und einem großen Hut auf dem Kopf, im Sumpf gestanden und nach Fossilien gegraben.
    Während er seine alte Tante auf himmelschreiende Weise beschrieb, entlockte er Minerva zuerst ein Lächeln, dann fing sie sogar an zu lachen.
    Seine Erleichterung war groß. Er hatte recht gehabt. Minerva konnte ihm nicht ewig böse sein.
    Die restliche Reise verlief weitaus angenehmer, und als sie zu Hause eintrafen, schien Minerva schon wieder fast die Alte zu sein. Also beschloss er, sein Glück zu versuchen und sie ins Bett zu locken. Zu seiner größten Zufriedenheit gab sie seinem Drängen nach.
    Doch seine Freude währte nicht lange. Minerva war zwar nicht teilnahmslos und auch nicht frostig oder verstimmt, und sie erreichte am Ende zweifelsfrei ihren Höhepunkt, aber es fehlte etwas. Es war nichts von der Leidenschaft zu spüren, die sie in den ersten zwei Nächten gezeigt hatte, nichts von der Vertrautheit und Verbundenheit. Und als es vorbei war, drehte sie ihm den Rücken zu und schlief ein, als hätte sie nur eine Pflicht erfüllt.
    Giles sagte sich, dass auch das irgendwann vergehen würde. Sie würde ihre Verärgerung

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