Ein vortrefflicher Schurke (German Edition)
vermisste. Den Teil, der eine eigene Familie gründen wollte.
Es war der Teil ihres Wesens, den sie sorgsam vor der Welt verbarg. Höchst erstaunlich, dass ein Mann wie Masters ihn auch entdeckt hatte!
»Lieben Sie sie?«, fragte sie freiheraus.
Seine Miene verschloss sich. »Ich verehre und schätze sie.«
»Und Sie wollen sie in Ihr Bett bekommen.«
Er stutzte, dann wurde er rot. »Ich denke, die meisten Männer wollen ihre Frau in ihrem Bett haben.«
»Aber Sie lieben sie nicht.«
Ein Ausdruck von Härte glomm in seinen Augen auf. »Liebe ist etwas für Narren und Träumer. Ich bin weder das eine noch das andere.«
Das bedeutete nicht, dass Masters der Falsche für Minerva war. Es bedeutete aber auch nicht, dass er der Richtige war. Es war gut, dass er in Bezug auf seine Gefühle nicht gelogen hatte, doch dass er nicht auf die Liebe vertraute, war ein wenig besorgniserregend.
Dennoch, er klang wie Oliver und Jarret, bevor sie ihre Frauen kennengelernt hatten. Und wahrscheinlich redete Gabe genauso – falls der Tunichtgut sich jemals Zeit genommen hatte, über dieses Thema nachzudenken. Oliver und Jarret waren der Liebe letztendlich begegnet. Und warum? Weil die meisten Männer eben Narren und Träumer waren. Sie wollten es sich nur nicht eingestehen.
»Ich möchte nicht, dass Minerva verletzt wird«, sagte Hetty mit sanfter Stimme. »Ich habe diese Maßnahme nicht ersonnen, um sie zu bestrafen, auch wenn es sich für sie vielleicht anders darstellt. Ich habe es getan, um meine Enkelkinder aus dem Nest zu stoßen. Damit sie sich dem Leben stellen, statt davor wegzulaufen. Aber das heißt nicht, dass ich tatenlos zusehen werde, wie ein Lump ihr das Herz stiehlt und darauf herumtrampelt. Männer wie Sie neigen dazu, die Nächte mit ihren Mätressen und Huren zu verbringen …«
»Ich beabsichtige, Minerva treu zu sein«, beteuerte er. »Ich werde ihr ein guter Ehemann sein, das schwöre ich. Ich gehe einem einträglichen Beruf nach.«
»Und Sie verspielen Ihr Geld regelmäßig, wie ich hörte.«
»Glauben Sie nicht alles, was Ihnen zugetragen wird. Bitte geben Sie mir die Möglichkeit, Minerva für mich zu gewinnen! Mehr verlange ich nicht. Ich brauche Zeit. Lassen Sie Minerva diesmal gewähren. Erlauben Sie mir, ihr den Hof zu machen! Derweil können Sie Nachforschungen über meine geschäftlichen Angelegenheiten anstellen, wenn es zu Ihrer Beruhigung beiträgt.«
»Keine Sorge, das werde ich. Ich gehe davon aus, dass Sie kein Problem damit haben, wenn Pinter in Ihrem Leben herumschnüffelt.«
Jackson Pinter war der Ermittler des Gerichts in der Bow Street, den Oliver damit beauftragt hatte, den Leumund potenzieller Ehepartner seiner Geschwister zu prüfen.
Das schien Masters zu denken zu geben, doch einen Augenblick später nickte er. »Wenn Sie etwas hören, das Sie beunruhigt, ziehen Sie Ihre Erlaubnis zurück, und ich beuge mich Ihrer Entscheidung.«
»Selbst auf die Gefahr hin, Minerva zu verärgern?«
Er grinste schief. »Ich bin kein Idiot, Mrs Plumtree. Ich weiß, wer in dieser Familie wirklich das Sagen hat. Wenn Sie nicht auf meiner Seite sind, kann ich Minerva nicht bekommen.«
»Endlich ein Mann, der mich richtig einschätzt!« Mr Masters gefiel ihr immer besser, aber ihr endgültiges Urteil wollte Hetty erst fällen, wenn sie genauer über seine Zukunftsaussichten Bescheid wusste.
»Dann gilt die Abmachung also?«, fragte er.
Sie zögerte. Doch bisher hatte bei Minerva noch nichts anderes gefruchtet. Warum sollte sie Masters also nicht die Chance geben, das Mädchen wachzurütteln? »Na schön.«
»Danke.« Er atmete auf. »Wenn ich vielleicht jetzt auf den Drink zurückkommen könnte?«
Sie schenkte ihm lächelnd einen Brandy ein und reichte ihm das Glas. »Sie können ihn brauchen. Meine Enkelsöhne wollen Sie zu Brei schlagen. Und ich werde sie gewähren lassen.«
Er nahm einen großen Schluck. »Ich auch«, meinte er und sah ihr in die Augen. »Minerva ist es wert.«
»Sind Sie sich dessen sicher? Sie wird in den nächsten Wochen ihr Spiel mit Ihnen treiben, das sage ich Ihnen!«
»Ich kann mit Minerva umgehen.«
Sie lachte. »Das haben schon andere versucht und sind gescheitert. Aber Sie haben Mut, mein Lieber. Das muss ich Ihnen lassen. Und vielleicht wird das letztlich den Ausschlag geben.«
Er hob mit einem verschmitzten Grinsen sein Glas. »Auf meine zukünftige Frau!«
Hetty warf ihm einen zweifelnden Blick zu, stieß jedoch mit ihm an. »Wir werden
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