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Ein vortrefflicher Schurke (German Edition)

Ein vortrefflicher Schurke (German Edition)

Titel: Ein vortrefflicher Schurke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Jeffries
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sehen.«

4
    Minerva wartete gespannt darauf, dass ihre Großmutter und Giles Masters aus dem Salon kamen. Sie war immer noch schockiert über Giles’ Heiratsantrag. Gut, er hatte ihn ihr natürlich nur gemacht, damit sie aufhörte, über ihn zu schreiben, aber dennoch …
    Sie bemühte sich, die freudige Erregung zu unterdrücken, die sie jedes Mal durchfuhr, wenn sie daran dachte, dass er gesagt hatte, er könne sie nicht vergessen. Solche Dinge behaupteten alle Schurken. Es war nicht ernst gemeint. Er konnte es gar nicht ernst gemeint haben, oder etwa doch?
    Nein. Nachdem sie ihm gegeben hatte, was er wollte, hatte er sich nur allzu bereitwillig einverstanden erklärt, ihren Freier zu spielen. Er war zweifellos erleichtert gewesen, dass er sich wegen seiner wie auch immer gearteten Geheimnisse nicht auf dem Altar der Ehrbarkeit opfern musste.
    »Du kannst ihn doch nicht im Ernst heiraten wollen«, beschwor Jarret sie nun schon zum dritten Mal.
    »Ich dachte, du wärst sein Freund«, erwiderte Minerva.
    »Ich
bin
sein Freund. Deshalb weiß ich, dass er nicht der Richtige für dich ist.«
    »Du weißt gar nichts über ihn!« Sie sah ihre anderen beiden Brüder an. »Und ihr auch nicht.«
    Sie begannen alle gleichzeitig zu reden und erzählten von der einen oder anderen Eskapade.
    »Ruhe! Ich will kein schlechtes Wort mehr über ihn hören. Ich weiß, wie er in der Vergangenheit war, und ich habe meine Entscheidung getroffen. Ihr drei habt mir in dieser Hinsicht gar nichts vorzuschreiben!«
    Es war süß von ihnen, dass sie sich Sorgen um sie machten, doch Minerva hatte es satt, von ihnen als argloses Mädchen betrachtet zu werden, das um jeden Preis vor Männern beschützt werden musste. In keinem anderen Bereich des Lebens gingen ihre Brüder so mit ihr um.
    »Na schön«, entgegnete Oliver. »Großmutter wird sicher eine Menge dazu zu sagen haben.«
    Das hoffte Minerva. Aber ihre Besorgnis wuchs, je länger das Gespräch zwischen Hetty und Giles dauerte. Worüber sprachen die beiden die ganze Zeit? Giles probierte zweifelsohne seinen Charme an Großmutter aus.
    Nun, andere Frauen konnte er vielleicht einwickeln, aber Großmutter nicht. Minerva hatte von den Bediensteten genug über die Heldentaten ihrer Brüder gehört – bei denen Giles stets mit von der Partie gewesen war –, um zu wissen, dass er vertrauter mit Bordellen und Ausschweifungen aller Art war als die meisten Londoner Lebemänner. Großmutter würde ihn gewiss nicht als ihren Freier akzeptieren. Und dann würde sie dieses Ultimatum endlich zurücknehmen.
    Während sie im Korridor warteten, kam Freddy dazu, der Vetter von Olivers Frau. Er und seine Gemahlin waren seit der Rückkehr aus Amerika auf Halstead Hall zu Besuch.
    Er hielt schnurstracks auf den Teller mit Zitronendrops zu, der auf einem Beistelltisch stand. »Was macht ihr denn hier?«
    Olivers grimmige Gesichtszüge glätteten sich ein wenig. »Nichts, das dich etwas angeht, Junge.«
    »Minerva will einen Schurken heiraten«, stieß Gabe hervor. »Großmutter liest dem Kerl gerade die Leviten.«
    »Ach, drängen deswegen scharenweise Männer in den roten Hof?«, fragte Freddy. »Sind sie seine Freunde?«
    Die Brüder starrten ihn entsetzt an, dann rannten sie den Korridor hinunter.
    Minerva lächelte. Freddy mochte etwas einfältig sein, doch manchmal war er wirklich gut zu gebrauchen. »Was schätzt du, wie viele Männer es waren?«
    Freddy steckte sich schulterzuckend zwei Zitronendrops in den Mund. »Um die zwanzig vielleicht.«
    Ihre Brüder sollten also eine Weile beschäftigt sein.
    »Zuerst dachte ich, sie wären wegen des Rennens gekommen«, fuhr Freddy fort. »Dann ist mir eingefallen, dass das Rennen ja erst morgen ist.«
    Minerva kniff argwöhnisch die Augen zusammen. »Welches Rennen?«
    Freddy sah sie an, dann schlug er sich vor die Stirn. »Verflixt, ich habe ganz vergessen, dass ich euch Frauen nichts davon erzählen soll.«
    »Und Gabe macht bei dem Rennen mit, nicht wahr?«
    »Wie kommst du darauf?«, sagte er erschrocken.
    Sie sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.
    »Oh, natürlich. Er ist hier der Einzige, der Rennen fährt.«
    »Er ist vor allen Dingen ein absoluter Idiot!«, knurrte Minerva. »Obwohl er sich vor ein paar Monaten bei einem Rennen den Arm gebrochen hat, ist er mit seinem Phaeton schon drei weitere gefahren. Großmutter regt sich jedes Mal furchtbar auf, aber das kann ihn anscheinend nicht davon abhalten.«
    Freddy lutschte zufrieden seine Drops.

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