Ein vortrefflicher Schurke (German Edition)
immer ein unbekümmerter Halunke ohne jedes Schamgefühl gewesen.
»Und? Hast du gewonnen?«, fragte sie und sah ihn schelmisch an. Ihr gefiel nicht, wie sehr es ihr zusetzte, dass es Bestandteil seiner Wette gewesen war, irgendeiner x-beliebigen Frau beizuwohnen, womöglich sogar einer Dame von zweifelhaftem Ruf.
»Ist das wichtig?«
»Du hast mir doch geraten herauszufinden, was ich von meinem zukünftigen Ehemann im Schlafgemach erwarten kann. Wenn du die Wette gewonnen hast, denke ich, dass du leistungsfähig genug bist, um mich glücklich zu machen.«
Giles nahm sie mit seinen blauen Augen ins Visier. »Falls du mich schockieren willst – das wird dir nicht gelingen. Ich habe deine Bücher gelesen, schon vergessen?«
Ja, genau darin bestand das Problem.
Plötzlich kam ihr ein Verdacht. »Du hast Großmutter doch wohl nicht erzählt, dass ich eigentlich nicht die Absicht habe, dich zu heiraten, oder?«
Seine Miene wurde unergründlich. »Du hast mir versprochen, Rockton sterben zu lassen. Warum sollte ich das gefährden, indem ich mit deiner Großmutter Ränke schmiede?«
»Das ist wahr.« Aber Minerva traute ihm immer noch nicht. »Und was
hast
du ihr gesagt? Wie hast du sie dazu gebracht, dass sie dir erlaubt hat, mir offiziell den Hof zu machen?«
»Ich habe ihr erklärt, dass ich dich heiraten will. Dass ich dich verehre und schätze. Dass ich für dich aufkommen kann. Wieso? Was sollte ich ihr denn sagen?«
»Ich weiß nicht. Irgendetwas Beunruhigendes.«
»Zum Beispiel: ›Lassen Sie mich Ihre Enkelin heiraten, Mrs Plumtree, damit ich sie jeden Morgen prügeln und jeden Abend ans Bett ketten kann‹?«
Sie musste an sich halten, um nicht zu lachen. »Ja, etwas in der Art.«
»Du verbringst zu viel Zeit in der Welt deiner Schauerromane. Wenn ich ihr so eine faustdicke Lüge auftischen würde, würde sie den Braten riechen. Oder sie würde mir verbieten, dir den Hof zu machen, und mich hinauswerfen, und das wäre das Ende deines Plans. Ich muss für sie zum Problem werden, und wie kann ich das, wenn ich es ihr so leicht mache, sich meiner zu entledigen?«
»Du hast recht. Und wie beabsichtigst du zu einem Problem zu werden?«
Er zog sie durch die nächste offen stehende Tür, die in den leeren Frühstücksraum führte. Dann schloss er Minerva in die Arme und küsste sie.
Diesmal gab er ihr keine Gelegenheit, nachzudenken oder die Reservierte zu spielen. Er küsste sie einfach mit einer solchen Inbrunst, dass sie völlig dahinschmolz. Ihr Puls hämmerte unversehens in einem martialischen Rhythmus, und ihr wurde schwindelig. Giles überwältigte sie mit der schieren Macht der Verführung, und ihr innerer Widerstand schwand im Nu.
Eine wohlige Wärme breitete sich in ihrem Körper aus, während der Kuss immer stürmischer wurde. Er erregte sie, obwohl sie wusste, dass Giles nur tat, was man von einem Frauenheld erwartete. Minerva hatte die Erinnerung an ihren leidenschaftlichen Kuss neun Jahre lang bewahrt und sich furchtbar nach einem weiteren gesehnt. Sie hatte ihre Gelüste die ganze Zeit unterdrückt, doch das konnte sie nun nicht mehr.
Zumal seine Hände begierig ihren Körper zu erkunden begannen. Er ließ sie über ihre Rippen gleiten und schürte in ihr das Verlangen, sie an intimeren Stellen zu spüren. Würde er es wagen, sie da zu berühren, wo er sie nicht berühren durfte? Und würde sie es wagen, ihn gewähren zu lassen?
Als Giles den Kuss beendete, bebte ihr Körper derart vor Verlangen, wie sie geglaubt hatte, es nie wieder zu erleben.
Er schmiegte seine Wange an ihre. »Ist deine Frage damit beantwortet?«, sagte er, und seine raue Stimme jagte einen Schauder über ihren verräterischen Körper.
Sie versuchte, ihn wieder unter Kontrolle zu bekommen. Und sich daran zu erinnern, was sie Giles überhaupt gefragt hatte. Ach ja, es war darum gegangen, wie er für Großmutter zum Problem werden wollte. »Mit Küssen werden wir wohl kaum weiterkommen«, entgegnete sie.
»Wenn deine Großmutter uns dabei erwischt, wird sie erkennen, dass ich eher ein Gauner bin als ein anständiger Freier, und in Sorge geraten.«
Minerva sah ihn aufgebracht an. »Wenn sie uns erwischt, wird sie mich als befleckt hinstellen und mich zwingen, dich zu heiraten.«
»Und das könnte sie?«, wollte er zweifelnd wissen. »Ich habe den Eindruck, dass dich deine Großmutter zu gar nichts zwingen kann.«
»Ich würde es ungern darauf ankommen lassen.« Sie stemmte die Hände gegen seine Brust.
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