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Ein vortrefflicher Schurke (German Edition)

Ein vortrefflicher Schurke (German Edition)

Titel: Ein vortrefflicher Schurke (German Edition)
Autoren: Sabrina Jeffries
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mehr zu sehnen … nach mehr Zärtlichkeiten, nach mehr Küssen … nach mehr von
ihm
.
    Kurz darauf löste er sich von ihr und fragte mit erstickter Stimme: »Entspricht das in etwa deiner Vorstellung von einem schönen Kuss?«
    Noch völlig benommen von ihrem ersten richtigen Kuss, sah sie mit einem verträumten Lächeln zu ihm auf. »Es war absolut perfekt, Giles.«
    Er sah sie irritiert an. Dann huschte ein Ausdruck purer Panik über sein Gesicht, und er schob sie abrupt von sich weg. »Dann habe ich meine Verbindlichkeit also erfüllt?«
    Diese Antwort brachte Minerva so aus der Fassung, dass sie nur nicken konnte. Sie sah ihn wie vom Donner gerührt an und hoffte auf etwas, das dem kalten Wort »Verbindlichkeit« die Härte nahm.
    »Gut«, meinte er und wandte sich zum Gehen. Nach einigen Schritten drehte er sich noch einmal um. Sein Blick war genauso verächtlich wie sein Ton. »Sei vorsichtig, meine Liebe, wenn du das nächste Mal vorhast, dich wie ein Flittchen aufzuführen! Manche Männer reagieren nicht so freundlich auf Erpressungsversuche. Du könntest in einer dunklen Gasse auf dem Rücken landen. Und ich bezweifle, dass es dir dann noch gefallen würde, die Hure zu spielen.«
    Seine derben Worte verletzten ihren Stolz. Hatte er denn nicht die Leidenschaft gespürt, die zwischen ihnen aufgeflammt war, dieses wunderbare Gefühl des Einswerdens zweier Seelen? Hatte er denn gar nichts empfunden bei diesem Kuss, der sie von jetzt auf gleich vom Mädchen zur Frau gemacht hatte?
    Offenbar nicht. Giles hatte ihr sein Messer so tief zwischen die Rippen gerammt, dass es ihr Herz durchbohrt hatte.
    Irgendwie gelang es ihr, die Fassung zu wahren, als er davonschlenderte. Doch kaum war er außer Sichtweite, brach sie in Tränen aus.
    Das war der Abend, an dem sie sich von Giles Masters
ent
liebte.

1
    London
    1825
    Kurz nach Tagesanbruch beobachtete Giles im Schutz der Bäume, wie Viscount Ravenswood, der Untersekretär des Innenministeriums, das Bootshaus am Serpentine River im Hyde Park betrat. Als eine Viertelstunde verstrichen war und sich sonst niemand zeigte, trat auch Giles in das Bootshaus.
    Nachdem er und Ravenswood die üblichen Höflichkeiten ausgetauscht hatten, sagte der Viscount: »Wie mir zu Ohren gekommen ist, wirst du für einen Posten als Kronanwalt in Erwägung gezogen.«
    Giles erstarrte. Er hätte wissen müssen, dass Ravenswood davon Wind bekam. Der Mann hatte seine Augen überall. »Das habe ich auch gehört.«
    »Ich nehme an, wenn du berufen wirst, kannst du deine Bemühungen für mich nicht fortsetzen.«
    »Die Position eines Kronanwalts ist anspruchsvoll«, sagte Giles vorsichtig. Er hatte nicht damit gerechnet, dass er dieses Gespräch schon so bald führen würde.
    »Und sie ist eine sehr prestigeträchtige für einen jungen Anwalt wie dich. Obendrein höchst politisch. Dich weiterhin als Taugenichts auszugeben, um Informationen für mich zu sammeln, ist dann wohl nicht mehr opportun.«
    »Richtig.« Er sah Ravenswood prüfend ins Gesicht, aber dessen stoische Miene war unergründlich. »Ehrlich gesagt habe ich beschlossen, nicht mehr für dich zu arbeiten, ob ich nun zum Kronanwalt berufen werde oder nicht. Es ist ruhiger geworden, und ich glaube nicht, dass es …«
    »Du musst es mir nicht erklären, Masters. Es ist erstaunlich, dass du es überhaupt so lange gemacht hast. Du hast deinem Land gute Dienste geleistet, ohne einen besonderen Vorteil daraus zu ziehen, geschweige denn angemessen bezahlt zu werden, obwohl du dich auf deine wesentlich lukrativere Tätigkeit als Anwalt hättest konzentrieren können. Ich verüble es dir nicht, dass du dich jetzt um deine Karriere kümmern möchtest. Du bist … wie alt? Siebenunddreißig? Auf jeden Fall alt genug, um mehr vom Leben haben zu wollen als das. Und ich werde deine Entscheidung unterstützen, so gut ich kann.«
    Giles atmete erleichtert auf. Er hatte sich vor diesem Gespräch gefürchtet. Doch eigentlich hätte er wissen müssen, dass Ravenswood sein Freund bleiben würde, was auch immer geschah.
    Der Viscount und er hatten sich in Eton kennengelernt. Ravenswood war zwar drei Jahre älter als Giles, doch sie hatten eine außergewöhnliche Freundschaft aufgebaut, zumal Ravenswood immer besonnen und fleißig gewesen war und Giles ungestüm und draufgängerisch.
    Und so hatte sich Giles neun Jahre zuvor an Ravenswood gewandt – der inzwischen in die Politik gegangen war –, als ihm bei einer besonderen Angelegenheit daran gelegen
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