Ein Weihnachtsengel auf vier Pfoten
Hemd zu schlüpfen. Dabei erhaschte sie einen Blick auf seinen nackten Oberkörper, den sie sich lieber erspart hätte, weil er ihren Puls erheblich beschleunigte.
»Ich habe Kaffee aufgesetzt.« Leon winkte ihr, ihm in die Küche zu folgen. »Ist Ihnen warm genug?«
»Ich glaube schon.« Hannah ging zum Fenster neben der kleinen Eckbank und betrachtete angestrengt den noch immer unvermindert niederprasselnden Regen. »Müssen Sie nicht arbeiten?«
»Normalerweise ja, aber bei diesem Wetter erübrigt sich das wohl.« Er goss den Kaffee in zwei Becher, stellte sie auf den Tisch und trat dann hinter sie. »Allerdings kann ich nicht behaupten, dass mir das leid tut.«
Als sie spürte, wie er seine Hände auf ihre Schultern legte, durchrieselte sie ein leichter Schauer, und ihre Nackenhärchen stellten sich auf.
Schon seit er sie in seinem für sie viel zu großen Hemd gesehen hatte, wollte er sie berühren. Oder vielleicht schon länger? Ihre Reaktion ermutigte ihn und ließ ihn die Bedenken, die ihn zu überfallen drohten, über Bord werfen.
»Sie frieren noch immer«, sagte er nah neben ihrem Ohr.
»Nein, ich ...« Sie schluckte und ließ es zu, dass er sie zu sich umdrehte. »Mir ist nicht kalt.«
Ihr leicht verwirrter Blick ließ Leons Herz einen heftigen Satz machen. »Du zitterst.«
»Mag sein.«
Er nahm eine Haarsträhne, die sich ihrem Zopf entwunden hatte, zwischen die Finger und spielte damit. »Mache ich dich nervös?« Er strich leicht mit der Fingerspitze über ihre heftig pochende Halsschlagader.
»Es scheint so.«
Lächelnd ließ er seine Finger bis in ihren Nacken wandern.
»Gut, dann geht es dir wie mir.« Er zog sie sanft zu sich heran und küsste sie.
Hannah hatte das Gefühl, als marschierten in ihrem Magen ganze Heerscharen von Ameisen auf. Wann hatte sie zum letzten Mal dieses Gefühl verspürt? Hatte sie es überhaupt schon einmal gehabt?
Als er einen Schritt zurücktrat und sie abwartend ansah, lächelte sie leicht. »Jetzt bin ich wirklich nervös.«
»Schlimm?« Wieder spielte er mit ihrer Haarsträhne.
Sie trat nun ihrerseits einen Schritt auf ihn zu. »Ich schätze, ich sollte Billa dafür dankbar sein.«
Während sich ihre Lippen erneut trafen, hörten sie hinter sich das Tapsen von Hundepfoten. Billa schnaufte leise und rollte sich unmittelbar neben ihnen auf dem Fußboden zusammen.
Leon zog Hannah fest in seine Arme und blickte kurz zu der Hündin hinab. »Ich bin es auf jeden Fall.«
Billa hob den Kopf und schaute mit wissendem Blick zu ihm auf. Leon grinste. »Ich glaube, sie hat mir gerade zugezwinkert.«
Hannah lachte leise. »Sei ehrlich, du hast sie bei unserem Besuch neulich bestochen, damit sie mir bei nächster Gelegenheit entwischt und mich zu dir bringt.«
»Die Idee könnte tatsächlich von mir sein.« Leon schickte sich an, sie erneut zu küssen, als Billa einen ungehaltenen Laut ausstieß. Im nächsten Moment klingelte irgendwo ein Handy.
»Mist.« Leon verdrehte die Augen und ließ widerstrebend von Hannah ab. »Das ist meins.« Er ging in ein Zimmer neben der Küche, das Hannah nach einem Blick durch den Türspalt als Büro identifizierte. »Ja? ... Wie?« Leon kam in die Küche zurück und drückte ihr, während er lauschte, einen der Kaffeebecher in die Hand. »Hör mal ... Was?« Er schüttelte den Kopf. »Igor, ich kann dich ganz schlecht... Ich komme gleich.« Achselzuckend schaltete er das Handy ab. »Schlechter Empfang.« Er trank selbst einen Schluck Kaffee. »Irgendwas stimmt mit dem Bauholz nicht, das heute abgeholt werden sollte. Ich muss zu meinen Leuten und nachsehen, was da los ist.« Nach einem Blick aus dem Fenster grinste er. »Wir haben die Sonne hervorgelockt.«
Hannah nippte an ihrem Becher. »Du solltest dich auf den Weg machen.«
»Ja, leider.« Bedauernd zog er sie wieder an sich. »Sehen wir uns am Samstag?«
»Das will ich doch hoffen.«
»Soll ich euch abholen? Der Wetterbericht hat Schnee oder Eisregen für das Wochenende gemeldet.«
Hannah dachte wieder einmal an ihr wenig einladendes Sorgenkind von Haus und schüttelte den Kopf. »Nicht nötig, ich kenne den Weg ja jetzt. Und so weit ist es ja nicht – das werden wir auch bei schlechtem Wetter schaffen.« Sie ließ es zu, dass er sie noch einmal küsste, diesmal etwas heftiger. Seine Hände wanderten über ihr Rückgrat erst nach oben, dann wieder nach unten. Etwas atemlos ließ er sie schließlich wieder los. »Ihr solltet euch jetzt auf den Weg machen,
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