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Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman

Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman

Titel: Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Harris
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gezogen habe, mir eine eigene Bleibe zu suchen. Aber jetzt erscheint mir die Vorstellung, zur Abwechslung mal ein bisschen Privatsphäre zu haben, um Freunde zu mir nach Hause einzuladen (und mit »Freunde« meine ich natürlich Joel), sehr verlockend. Delilahs Haus war für mich eigentlich nie ein richtiges Zuhause.
    Ich winke freundlich, als eine andere Mutter zeitgleich mit mir auf die Tür zum Hort zusteuert. Ich habe sie sofort erkannt, obwohl sie wie alle hier die Standard-Primrose-Hill-Mami-Kluft trägt, bestehend aus ultraenger Röhrenjeans, schwarzen hochhackigen Stiefeletten mit furchteinflößenden Stachelnieten ringsum, einem teuer wirkenden weißen T-Shirt, einem schwarzen Blazer mit hochgekrempelten Ärmeln, unter denen das Futter zum Vorschein kommt, sowie einem Fähnchen von schwarzem Chiffonschal mit Totenkopfdruck um den Hals. Sicher ist der von einem Designer, aber ich weiß beim besten Willen nicht, von welchem, und außerdem ist das Ding bei diesem Wetter ohnehin vollkommen sinnfrei. Genau wie ihre große Puck-die-Stubenfliege-Sonnenbrille. Ich meine, wir haben Mitte Dezember, Herrgott noch mal, und es regnet!
    Ich hebe die Hand und winke. »Hallo, Sassy«, sage ich fröhlich. Wir haben uns schon Dutzende Male gesehen; zum einen ist sie eine gute Freundin von Delilah, zum anderen sehen wir uns mindestens dreimal die Woche hier im Hort.
    Mit ihrem iPhone in der einen Hand und Designerhandtasche und Hundeleine in der anderen, an der etwas herumwuselt, das aussieht wie eine überdimensionale Ratte, schaut sie mich ausdruckslos an. Sie versucht fragend die Stirn zu runzeln, nur um gleich darauf einsehen zu müssen, dass dies wegen der kürzlich erfolgten Botoxbehandlung ein Ding der Unmöglichkeit ist. Also wirft sie stattdessen ihre kalifornienblonden Haare in den Nacken und bedenkt mich mit einem Lächeln, das ihre Augen jedoch nicht erreicht. »Hey …«, murmelt sie gedehnt. Ich warte darauf, dass ihr mein Name wieder einfällt. »… ähm, ähm …« Sie schaut sich suchend um, offensichtlich in der Hoffnung, irgendwer möge ihr zu Hilfe eilen und sie aus dieser misslichen Lage retten. Ich falte die Hände und warte geduldig. Den Teufel werde ich tun und ihr auf die Sprünge helfen. Auf keinen Fall. Mit hochgezogener Augenbraue lächele ich ihr aufmunternd zu.
    »Delilahs Kindermädchen!« Sie schnippt mit den perfekt manikürten Fingern und wirkt geradezu lächerlich selbstzufrieden, obwohl sie nicht auf meinen Namen gekommen ist. »Ich hatte Sie in diesem süßen Mantel gar nicht erkannt. Ich glaube, den habeich neulich bei MaxMara im Schaufenster gesehen, als ich zum Shopping in der Bond Street war, stimmt’s?«
    Ich verkneife mir die Bemerkung, dass ich den Mantel für zehn Pfund in einem Sozialkaufhaus in der Kensington High Street erstanden habe.
    »Ich muss schon sagen, ich hätte nicht gedacht, dass Sie da einkaufen«, meint sie zuckersüß. Aber der herablassende Unterton ist nicht zu überhören.
    »Wirklich? Wieso denn nicht?«, entgegne ich streitlustig und fürchte fast, mir könnte jeden Augenblick der Kragen platzen.
    Sie blinzelt langsam, und ihre kajalumrahmten Augen mustern mich wieselflink von Kopf bis Fuß. »Ach, nur so«, meint sie, und ihr Lachen sticht genauso wie ihre spitze Bemerkung. Sie kreischt auf, als die Ratte an der Leine zerrt und sie beinahe das Gleichgewicht verliert. »Monet! Böser Hund! Nein!« Dann flattert sie geziert mit den Fingern und lächelt. »Bye, ähm, ähm …«
    »EVIE!«, brülle ich entnervt, als sie ziemlich unelegant den Weg zum Horteingang entlanggeschleift wird. »Ich heiße Evie! Und mein ›Designer‹-Mantel stammt aus einem Sozialkaufhaus!«
    Sie dreht sich noch einmal mit, wie ich glaube, verdattertem Gesicht zu mir um, aber sicher bin ich mir da nicht wegen des Botox. Nächstes Mal erinnert sie sich bestimmt an mich.
    *
    Zwanzig Minuten später trotte ich, flankiert von Lola und Raffy, die beide ununterbrochen plappern, durch Primrose Hill. Raffy weigert sich strikt, sich auf den Arm nehmen und tragen zu lassen, weil er unbedingt jeden Hund, dem wir begegnen, streicheln will. Also müssen wir gefühlt alle dreißig Sekunden stehen bleiben, wenn wieder einer an uns vorbeiläuft.
    »Wuff wuff Wauwau!«, ruft er fröhlich dem Pudel hinterher,den wir gerade passiert haben, während Lola mir in aller Ausführlichkeit erzählt, was sie heute gemacht hat.
    »Wir haben was gegessen, dann haben wir gemalt, dann haben wir gesungen.« Sie

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