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Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman

Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman

Titel: Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Harris
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Putzkolonne. Alle sind sehr lustig und nett, aber sie sind immer schon fertig mit der Arbeit, wenn du in den Laden kommst, also kennst du sie bestimmt noch nicht. Oh, aber vielleicht kennst du Felix vom Wachdienst, seine Nachtschicht beginnt um sieben …«
    »Der alte Knacker, der aussieht wie aus einer alten Schwarz-Weiß-Klamotte?«, fragt Carly abschätzig und verzieht die Lippen zu einem Grinsen.
    »Ja! Genau der! Er ist einfach toll. Und dann wäre da noch Lily; die arbeitet unten im –«
    »Das alte Tantchen aus dem Teesalon?« Carly verschluckt sich fast an ihrem Kaffee. »Ist das dein Ernst? Ach, Sarah, du bist wirklich witzig.« Sie hält sich an meinem Arm fest und krümmt sich vor Lachen. »Du willst allen Ernstes den Abend mit ein paar Rentnern, einem Haufen ausländischer Putzkräfte und einem Lieferjungen verbringen, der vermutlich nicht mal einen ordentlichen Schulabschluss hat? Oh, wow!«, gackert sie und packt mich wieder am Arm. »Du lebst dein Leben wirklich auf der Überholspur, was?« Dann wischt sie sich die Lachtränen weg und grinst mich über das ganze Gesicht an. »Weißt du, was ich an dir mag, Herzchen? Irgendwie schaffst du es immer, mich aufzumuntern.«
    Zähneknirschend schlucke ich ein paar Tränen herunter. Ihre Bemerkung hat mich gekränkt. Mit solchen Menschen mag Carlyzwar sonst nicht ihre Zeit verbringen – sie sind weder reich, noch haben sie einen angesagten Job –, aber sie sind echt. Und sie behandeln mich wie einen Menschen, nicht wie das dumme Mädel aus dem Lagerraum, das nur dazu da ist, dass man sich selbst wieder besser fühlt.
    Ich schaue Carly an, und plötzlich geht mir auf, wie oberflächlich sie doch ist. »Also gut, dann eben nicht«, sage ich leichthin, drehe mich um und lasse sie einfach stehen. »Wer nicht will, der hat schon.«
    Aber eigentlich sieht sie aus, als hätte sie nicht viel, denke ich, als ich sie vor dem Laden stehen lasse wie einen herrenlosen, verwahrlosten Welpen. Wirklich nicht.
    Um Viertel vor vier stehe ich auf die Minute pünktlich vor Lolas und Raffys Hort. Heute habe ich es ausnahmsweise geschafft, rechtzeitig Feierabend zu machen, obwohl immer noch eine Menge los war, als ich gegangen bin. Sharon hat sich in einem Akt vollkommen untypischen Großmuts ihrerseits dazu bereit erklärt, den Rest des Nachmittags für mich einzuspringen. Wobei ich vermute, dass das mehr mit Ruperts spontanem Entschluss zu tun hatte, eine kleine Inventur durchzuführen. Sie und Rupert sind mittlerweile beinahe unzertrennlich, sie sind ein eingespieltes Team, und es ist wirklich süß, das zu sehen. Aber wie dem auch sei, ich habe die beiden allein gelassen und Delilah eine SMS geschickt, um ihr zu sagen, dass ich die Kinder wie gewohnt abhole, aber abends noch mal in die Stadt gehen will. Bisher habe ich noch nichts von ihr gehört, aber das ist nicht weiter ungewöhnlich. Sicher wird sie das verstehen. Bestimmt hatte sie bloß zu viel um die Ohren, um mir zu antworten.
    Der Hort der Kinder ist in einer Kirche direkt um die Ecke der Regent’s Park Road. Er liegt auch an einem dieser wohlhabenden, baumbestandenen Plätze, umringt von mehrere MillionenPfund teuren georgianischen Häusern mit Blick auf den Regent’s Canal. Die Kinder gehen nicht etwa wegen Delilahs religiöser Überzeugungen in eine kirchliche Tagesstätte. Nein, vielmehr bringen all ihre Latte-macchiato-Mami-Freundinnen ihre Kinder auch dahin, und angeblich ist es eine der Einrichtungen mit den besten Testergebnissen in dieser Gegend. Um dort einen Platz für Lola zu ergattern, musste Delilah sogar eine Weile jeden Sonntag zur Messe gehen. Manchmal ist es doch sehr beruhigend, dass selbst meine Schwester sich genötigt sieht, sich ein bisschen zu verbiegen und anzupassen. Seit ich in diesem absurd wohlhabenden Vorort mit all den Reichen und Schönen und Berühmten lebe, habe ich ständig das Gefühl, hier irgendwie fehl am Platze zu sein. Wenn ich mir die auf Hochglanz polierten teuren Autos vor den Häusern so anschaue, die in wunderschönen Pastelltönen gestrichenen Fassaden und die perfekt manikürten Blumenkästen, dann muss ich unweigerlich daran denken, wo ich wohl wohnen würde, wenn ich mir von meinem armseligen Lohn selbst eine Wohnung mieten wollte: in einem dunklen, feuchten Kellerverlies am Stadtrand von Nordlondon. Wobei ich mich bisher nie nach einer eigenen Wohnung umgesehen habe. Das Arrangement mit Delilah hat immer so gut funktioniert, dass ich nie ernsthaft in Erwägung

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