Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman

Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman

Titel: Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Harris
Vom Netzwerk:
lassen. Er findet, ich bin nicht ehrgeizig genug, und ich halte ihn für einen selbstgefälligen Streber. Aber eigentlich hatte ich nie was Ernstes an ihm auszusetzen – bis jetzt. Außer, dass er geradezu ekelerregend gut aussieht, wie so ein reicher Eliteuni-Absolvent, dazu gut verdient und nicht auf den Kopf gefallen ist, und ja, er arbeitet wirklich hart, und ja, ich war eigentlich immer der Meinung, dass er meine Schwester sehr liebevoll behandelt und ein vorbildlicher Vater ist. Aber Delilah ist ja auch toll, er kann sich glücklich schätzen, sie zu haben, und manchmal beschleicht mich einfach das Gefühl, für ihn ist das alles ein bisschen zu selbstverständlich. Wobei, dem Telefonat nach zu urteilen, das ich eben belauscht habe, ist das noch eine krasse Untertreibung.
    Ich kann gar nicht sagen, wie wütend ich auf ihn bin, aberdas Schlimmste ist, dass ich überhaupt nicht weiß, was ich jetzt machen soll. Allerdings muss ich gestehen, dass es mich freut, meine Abneigung gegen ihn so bestätigt zu sehen. Mum hat immer behauptet, ich könne ihn bloß deshalb nicht leiden, weil er zwischen mir und meiner Schwester steht. Aber das ist einfach lächerlich. Als ob ein Mann das je schaffen könnte. Es versetzt mir einen Stich, als ich daran denke, dass ich Delilah neulich Abend, als sie sich wegen Will so aufgeregt hat, nicht glauben wollte. Ich habe mir immer fest vorgenommen, mich nicht in Delilahs Ehe einzumischen, aber wann kommt der Moment, an dem man eine Ausnahme von seinen eigenen ehernen Regeln machen muss? Soll ich es ihr sagen und damit riskieren, ihre Familie zu zerstören? Denn ich muss ja auch an Lola und Raffy denken. Vielleicht sollte ich ihnen zuliebe einfach den Mund halten. Ach, lieber Gott, ich weiß es einfach nicht.
    Ich beiße mir auf die Lippen, denn mein Wissen lastet plötzlich schwer auf meinen Schultern. Dämlicher Will, der gleich bei der erstbesten Frau, die ein kleines bisschen Interesse zeigt, mit seinem dämlichen Schwanz rumwedeln muss.
    Wenn es denn die erste ist , schießt es mir durch den Kopf. Was weiß ich denn, vielleicht geht er ja schon seit Jahren fremd. Ich habe schon Artikel gelesen über Männer, die schnurstracks zu ihrer Geliebten ins Bett gestiegen sind, gleich nachdem ihre Frau entbunden hat. Was, wenn Will auch so einer ist? Bei diesem Gedanken wird mir schlecht. Ich mag zwar oft gedacht haben, Will sei nicht gut genug für meine Schwester, aber nie im Leben hätte ich mir ausgemalt, dass er so ein fieser Widerling sein könnte. Es kommt mir fast vor, als würde ich ihn gar nicht kennen. Ich bin stinkwütend auf ihn, weil er seine Ehe und Lolas und Raffys unbeschwerte Kindheit so leichtfertig aufs Spiel setzt. Aber ich bin auch stinkwütend, weil er mich in diese unangenehme Lage gebracht hat. Soll ich es Delilah sagen? Oder soll ich lieber abwarten, bis sie es selbst herausfindet? Über dieses Dilemma zerbreche ich mir die gesamte Busfahrt den Kopf.
    Gott sei Dank habe ich heute Abend ein bisschen Ablenkung, denke ich, als ich die Pubtür aufdrücke und sofort von Wärme und Lärm verschluckt werde. Für unser geselliges Beisammensein habe ich einen ganz traditionellen englischen Pub ausgesucht. Im Lamb, habe ich mir überlegt, werden sich sowohl Lily als auch Felix wohlfühlen, und es war schon immer einer meiner Lieblingsläden. Wobei ich eigentlich gar keine »Lieblingsläden« habe, aber hätte ich welche, dann wäre The Lamb ganz sicher einer davon. Es ist ein typischer, ganz klassischer Pub aus der viktorianischen Ära, gleich in der Nähe des Russel Square, mit dunklem Holz, Ledersofas, schokobraunen Wänden mit Sepia-Fotografien hier und dort und jeder Menge Sammlerstücke aus längst vergangenen Zeiten, wie etwa die alte Jukebox, die ganz hinten in der Ecke steht. Die Fassade ist mit wunderschönen grünen viktorianischen Kacheln verkleidet, und über dem Eingang hängt eine schmiedeeiserne Laterne. Und es ist genau das Richtige für ein heimliches Rendezvous, denn es gibt noch die alten Originalsichtblenden – kleine Glasscheiben aus Milchglas, die auf Kopfhöhe angebracht sind, damit man den trinkenden Gast dahinter nicht sieht. Man kann sich nur zu gut vorstellen, wie viele heimliche Liebschaften sich hier zugetragen haben. Was mich auf die Idee bringt, mal mit Joel hierherzukommen. Und dann muss ich wieder an Will denken, und das Herz wird mir ganz schwer.
    Ich entdecke Felix in einer Ecke auf einer Sitzbank zwischen zwei runden Tischen. Ich

Weitere Kostenlose Bücher