Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman
plötzlich ganz verlegen werde.
»So, da wären wir also«, sagt er und hält sich an der Stuhllehne fest. Wobei mir auffällt, dass seine Fingerknöchel ganz weiß geworden sind.
Ich nicke nur, weil ich nicht weiß, was ich sagen soll, was irgendwie komisch ist, denn schließlich ist das Sam. Mein Kumpel Sam. »Ja, da wären wir«, entgegne ich.
Sam macht den Mund auf, um etwas zu sagen, und klappt ihn dann wieder zu, als drei Drinks vor uns auf den Tisch gestellt werden, serviert von Felix höchstpersönlich.
»Bitte schön!«, ruft Felix vergnügt, als er die beiden Biergläser und mein Glas Wein abstellt. Sam schaut erst ihn an, dann mich, und dann nach links zu Lily, die gerade auf den Platz neben ihm schlüpft.
»Nicht schlecht«, sagt sie, nachdem sie prüfend an ihrem Martini genippt hat. »Wirklich nicht schlecht. Beim nächsten hat er sicher den Dreh raus.«
Sam sieht Lily an, dann Felix und dann wieder mich, und zieht fragend die Augenbrauen hoch.
»Lily, Felix, das ist Sam«, stelle ich ihn den beiden vor. »Er bringt die Lieferungen für Hardy’s, also habt ihr euch vermutlich noch nicht kennengelernt.«
Felix reicht Sam ein Bier, während Lily ihr Glas hebt, Sam aus den Augenwinkeln mustert und mir dann zustimmend zuzwinkert.
»Ich war so frei, dir ein Glas Lager mitzubringen, wo ich gerade an der Theke war«, sagt Felix. »Ich habe dich hier mit Evie reden sehen und dachte mir schon, dass du dazugehörst.«
»Dazu?«, fragt Sam mechanisch, während er das Glas entgegennimmt und sich auf die Sitzbank sinken lässt.
»Lily und Felix sind gute Freunde von mir und arbeiten auch bei Hardy’s«, erkläre ich Sam. »Felix ist Wachmann, und Lily führt den Teesalon. Als du vorgeschlagen hast, wir sollten zusammen ausgehen und meine imaginäre Beförderung feiern, da wollte ich die beiden auch gerne einladen. Ach, und da kommen auch schon die anderen!«
Schnell springe ich auf und winke Jan Baptysta und Justyna zu, die gut sichtbar die Menge überragen. Velna höre ich, noch ehe ich sie sehe. Und als ich sie dann entdecke, frage ich mich, wie um alles in der Welt ich sie übersehen konnte. Sie trägt nämlich einen knallbunten Rollkragenpulli zu einem grellen pinkfarbenen Jeansrock, eine Strumpfhose in Creme und Fellstiefel. Die Haare hat sie zu Zöpfen geflochten und, wie es scheint, grün gefärbt.
»Hallo zusammen!«, rufe ich herzlich, als die drei zu uns an den Tisch kommen. »Hört mal alle, das sind Jan, Justyna undVelna! Die drei gehören zu Hardy’s fabulöser Putzkolonne. Felix kennt ihr sicher, oder? Und das sind Sam und Lily.«
»Jawohl!« Nickend gibt Jan Felix die Hand und schüttelt sie so begeistert, dass Felix’ Bier überschwappt. Justyna gibt ihm einen Klaps auf den Rücken, worauf er noch etwas mehr Bier verschüttet, und Velna umarmt ihn herzlich, wobei sie mit dem Ellbogen gegen sein Glas stößt. Danach winken sie alle Sam und Lily zu.
Lachend stellt Felix sein Glas ab. »Sind das jetzt alle?«, fragt er.
Ich schaue mich um und nicke dann, wobei ich an Carly denken muss, die jetzt auch hier sein könnte, wäre sie nicht so voreingenommen.
»Also dann«, meint Felix mit einem Blick auf sein nur noch halb volles Glas. »Sieht aus, als könnte ich gleich noch mal zur Theke gehen und ein paar Getränke holen. Ladies and Gentlemen, Ihre Bestellungen, bitte!«
Alle setzen sich und fangen an, laut durcheinanderzuplappern, während Felix mit seiner Getränkebestellung zur Theke marschiert. Man sieht es allen an, wie sehr sie sich freuen, mal ein bisschen rauszukommen, etwas mit Kollegen zu unternehmen, mit denen sie zwar schon seit Jahren zusammenarbeiten, die sie bisher aber noch nicht richtig kennengelernt haben. Lily hört Velna aufmerksam zu, die die Wirkungsweise bestimmter Haarfarben erläutert, und dann mischt Jan sich ein, unterbricht sie und fragt Lily, was sie da trinkt. »Martini, natürlich, Darling«, entgegnet sie. »Der einzig wahre Drink, wenn man Wodka mag, was bei Ihnen doch sicher der Fall sein dürfte, oder?« Jan nickt und fängt an, die Myriaden Unterschiede zwischen polnischem und russischem Wodka zu erläutern. Keine Minute später ist Lily mit Jans Hilfe auf ihren Stuhl gestiegen und schnippt mit den Fingern, um den Barkeeper auf sich aufmerksam zu machen. Sie gibt ihm ein Handzeichen, und es dauert keine zwei Minuten, dahat ihr der freundliche Barkeeper einen Wodka Martini gebracht und mit einer kleinen Verbeugung serviert. Ich lache ungläubig, als
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