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Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman

Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman

Titel: Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Harris
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Moment an die Tür klopfen.
    »Zucker!«, platze ich heraus und drücke ihr meine Tasse viel zu heftig in die Hand. »Ich brauche Zucker, bitte!« Carly schaut mich zwar etwas irritiert an, nimmt aber widerspruchslos die Tasse und geht zurück in die Küche. Dann klopft es, und sie bleibt wie angewurzelt stehen und dreht sich zu mir um.
    »Wer könnte das denn sein? Ich erwarte gar keinen Besuch.«
    »Oh, ähm, das sind bestimmt die Zeugen Jehovas; die habe ich eben schon gesehen, als ich auf dich gewartet habe«, erkläre ich rasch. »Die klopfen hier an jede Tür. Keine Sorge! Ich wimmele sie schnell ab!«
    Worauf Carly wieder in die Küche verschwindet, während ich in den Flur stürze und völlig außer Atem die Haustür aufreiße.
    »Joel!«, flüstere ich und lächele ihn an. Er beugt sich zu mir herunter und will mich küssen, aber ich schiebe ihn weg. Er wirkt etwas verdutzt.
    »Nicht hier«, zische ich, »ähm, die Nachbarn könnten uns sehen.« Ich tippe mir mit dem Finger gegen die Nase. »Die sind neugierig; schreeeeeecklich neugierig.«
    »A-ha«, brummt er, und der Anflug eines Lächelns breitet sich auf seinen Lippen aus. »Darf ich denn wenigstens reinkommen?«
    »Nein!«, kreische ich und ziehe die Haustür zu, bis mein Kopf dazwischenklemmt. »Ich kann dich nicht reinlassen. Hier sieht es aus wie im Schweinestall, und ähm, ich würde mich schämen! Ja, genau. Ich würde mich schämen.«
    »Das brauchst du aber nicht …«
    »Tue ich aber! Es ist wirklich schlimm. Hör zu, gib mir eine Viertelstunde Zeit, dann bin ich so weit. Wir treffen uns in dem kleinen Café unten an der Straße. Und meine Wohnung schaust du dir ein andermal an.« Und damit knalle ich ihm die Tür vor der Nase zu, noch ehe er protestieren kann. Dann lehne ich mich von innen dagegen und atme tief durch, um gleich darauf schnell wieder ins Wohnzimmer zu sprinten, und zwar genau in dem Moment, als Carly mit dem Tee zurückkommt.
    »Wer war es denn?«, fragt sie.
    »Ach, du weißt schon«, meine ich und verdrehe die Augen, »bloß so ein paar verrückte Bibelspinner, wie ich schon sagte. Ich habe ihnen gesagt, wir haben kein Interesse.«
    »Danke, Sarah«, sagt sie und reicht mirt den Tee. »Also, ist bei dir alles in O…«
    Ich nippe am Tee und werfe einen Blick über die Schulter zum Fenster hinaus. »Schei-ZUCKER!«, kreische ich abermals und drücke ihr vehement die Tasse in die Hand. »Ich brauche noch ein Stück Zucker!«
    Carly schaut mich an und schüttelt den Kopf, als hätte ich nicht mehr alle Tassen im Schrank, nimmt aber dann die Tasse und geht wieder in die Küche, just als Joel draußen am Wohnzimmerfenster vorbeigeht. Diesmal folge ich ihr in die kleine Singleküche. Überall stehen schmutzige Teller und Tassen herum, die Carly nun schnell in die Spüle zu stapeln versucht. Ihre Wohnung ist ganz anders, als sie sie mir beschrieben hat. Bei ihr klang immer alles so perfekt und stylish; wie aus einer Wohnzeitschrift. Tatsächlich sieht es bei ihr und ihrer besten Freundin aber aus wie in einer ziemlich schmuddeligen Studentenbude. Mein Blick fällt auf den alten weißen Kühlschrank, der über und über beklebt ist mit kleinen vollgekritzelten Post-its wie »Carly, Finger weg von meiner Milch!«, »Stromrechnung bezahlen!« und »Rechts steht Annas Essen, Pfoten weg!«. Stirnrunzelnd lese ich diese Nachrichten. Ich dachte, Carly wohnt mit ihrer besten Freundin zusammen. Sie hat mir immer erzählt, wie gut sie sich verstehen. Aber diese Anna, wer immer die auch sein mag, klingt ganz und gar nicht wie eine gute Freundin. Mit einer Freundin teilt man doch alles, oder? Auch wenn Delilah und ich momentan nicht besonders gut miteinander auskommen, würde sie mir nie solche Nachrichten hinterlassen. Das ist einfach respektlos. Aber andererseits habe ich womöglich übertrieben romantische Vorstellungen vom WG-Leben. Ich kann da schließlich nicht mitreden.
    Oder , sagt eine Stimme in meinem Kopf, Carly hat eine etwas unrealistische Version ihrer WG gezeichnet . Jetzt, wo ich ihre Wohnung gesehen habe, dämmert mir langsam, dass Carlys Leben womöglich nicht ganz so schillernd ist, wie sie alle gerne glauben machen würde. Ich vermute nämlich inzwischen, sie hat den Samstagabend mit Pasta und Wein vor dem Fernseher verbracht und nicht in irgendwelchen angesagten Clubs, wie sie mir weismachen wollte.
    Ich schaue sie an, wie sie da steht und meinen Tee umrührt, und frage mich, ob Carly womöglich auch nicht so ganz ehrlich

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